Ziele und Inhalte der Veranstaltung - Umfassendes Verständnis für die Funktionsweise von Finanzmärkten mit besonderem Fokus auf - Institutionelle Ausgestaltung von Finanzmärkten und des Handels auf Finanzmärkten - Besonderheiten verschiedener Finanzinstrumente, wie Anleihen, Forwards, Optionen und Aktien - Verfahren zur Bewertung von Finanztiteln unter Risiko - Weiterführende Kenntnisse zentraler Kapitalmarktmodelle - Empirische Tests von Gleichgewichtsmodellen - Kapitalmarktanomalien und Behavioral Finance - Wir werden lernen, Abläufe an den Finanzmärkten zu verstehen und zu beurteilen, - verschiedene Finanztitel zu bewerten, sowie - Kapitalmarktmodelle zu verstehen und empirisch zu testen. Wer bin ich? - Was machen wir in der Forschung? - Bester Kontaktweg: matthias.pelster@uni-due.de Weitere Informationen zur Veranstaltung - Das Modul findet im 2. Block des Semesters statt. - Bestandteile: - Vorlesung, montags - Übungen für komplexere Anwendungen und Übungsaufgaben - Unterrichts- und Prüfungssprache ist deutsch. - Materialien (Vorlesungsfolien, Übungsblätter) finden Sie auf Moodle. Zeitplan - Die Vorlesung findet Montags von 12:00 - 15:30 Uhr statt. - Die Übung findet Donnerstags von 12:00 - 14:00 Uhr (LB 104) und 16:00 - 18:00 Uhr (LB 107) statt. - Beide Wochentermine behanden die gleichen Übungsaufgaben. Suchen Sie die für sich passende Uhrzeit aus. - Ansprechpartner: Nina Klocke Informationen zur Klausur - Was müssen Sie für die Abschlussklausur wissen? - Wie wird die Klausur aussehen? - Alle Themen der Vorlesung werden für die Klausur relevant sein. - Das gleiche gilt für die Inhalte der Übungen. - Die Klausur wird mehrere kleinere Fragen zu den Inhalten der Vorlesung enthalten. - Die Klausur wird möglichst viele verschiedene Themen der Vorlesung abdecken. - Die Klausur wird sich an den Beispielen aus der Vorlesung und den Übungen orientieren; die Übungsaufgaben sind alte Klausuraufgaben. - Sie werden 40% benötigen, um die Prüfung zu bestehen. Literaturhinweis - Franke, G. und H. Hax (2013): Finanzwirtschaft des Unternehmens und Kapitalmarkt, Springer-Verlag, 5. Auflage. Finanzmärkte Finanzmärkte Finanzmärkte - Zitat von Beike/Schlütz (2015): “Im weitesten Sinne definiert, kanalisiert das Finanzsystem die knappen Ressourcen einer Volkswirtschaft von den Sparern hin zu Schuldnern.” (Beike/Schlütz (2015): Finanznachrichten lesen, verstehen, nutzen; 6. Auflage) - Sparer: Menschen, die weniger ausgeben, als sie einnehmen. - Schuldner: Menschen, die mehr ausgeben, als sie einnehmen. - Das Finanzsystem besteht aus verschiedenen Institutionen, die zu einer Koordination von Sparern und Schuldnern beitragen. 1. Finanzmärkte 2. Finanzmarktteilnehmer   - Finanzmärkte = diejenigen Institutionen, über die eine Person, die sparen möchte, Mittel direkt an eine Person weitergeben kann, die Geld aufnehmen möchte. Funktionen Funktionen - Koordinationsfunktion - Allokationsfunktion - Auswahlfunktion (Zulassungsbeschränkungen) - Losgrößentransformation - Fristentransformation - Risikotransformation Koordinationsfunktion - Finanzmärkte bieten Kapitalgebern (KG) und Kapitalnehmern (KN) ein Forum (z. B. Börse). - Anbieter und Nachfrager können sich treffen, um Handel zu treiben. Allokationsfunktion - Markt besitzt beim Transfer der anlagebereiten Mittel durch den Marktmechanismus eine Verteilungs- und Steuerungsfunktion. - Wettbewerb um die knappen Kapitalbeträge. - Verteilung erfolgt durch den Marktmechanismus danach, wer unter Berücksichtigung des Risikos die höchste Rendite verspricht. - Ausgleich von Angebot und Nachfrage schaffen. - Marktteilnehmer, die Kapital benötigen, erhalten dieses von denjenigen, die liquide Mittel zur Verfügung stellen. - Marktpreis ist Ausdruck der Knappheit der Finanzmittel und die Basis für eine effiziente Allokation. Auswahlfunktion / Zulassungsbeschränkungen - Zulassungsbeschränkungen für Marktteilnehmer. - Unternehmen, die Handel an Wertpapierbörsen betreiben möchten, müssen bestimmte Mindestanforderungen erfüllen, um z. B. in einem Börsenindex gelistet zu werden. Losgrößentransformation - Kapitalbedarf von Kapitalnehmern mit Anlage von Kapitalgebern in Einklang bringen. - i. d. R. stimmen die zu handelnden Beträge (Losgrößen) von Schuldner und Anleger nicht überein. Fristentransformation - Laufzeiten des aufzunehmenden und anzulegenden Kapital stimmen i. d. R. nicht überein. - Aufgabe des Marktes, einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage zu schaffen, indem er den unterschiedlichen Laufzeitenwünschen der Beteiligten gerecht wird. Risikotransformation   - Risiko liegt auf der Seite des Kapitalgebers. - Risikotransformation bedeutet Risikoreduktion und Risikoaufspaltung. - Risikoreduktion: das vom Kapitalgeber zur Verfügung gestellte Kapital wird auf mehrere Kapitalnehmer verteilt. - Risikoaufspaltung: Aufspaltung auf unterschiedlich gestaltete Kontrakte, bei der die Wünsche der Kapitalgeber und -nehmer bzgl. ihres Risikos abgestimmt werden. Aufgaben Aufgaben - Zusammenführung von Angebot und Nachfrage. - Bildung “fairer” Preise. Struktur Struktur - Kapitalmarkt - Handel von Beteiligungs-, Forderungs- und Mischtiteln - Primärmarkt, Sekundärmarkt - börslicher Handel, außerbörslicher Handel   - Geldmarkt - Handel von kurzfristigen Krediten und Geldanlagen   - Devisenmarkt - Handel von Währungen, überwiegend im Freiverkehr - Kassamarkt, Terminmarkt   - Derivatemarkt - Handel von Derivaten auf konkrete Finanzmarktobjekte (Aktien, Anleihen, etc.) und abstrakte Größen (Aktienkursindizes) - In der Regel Termingeschäfte (prominente Außnahme: CFDs) - Börsenhandel, OTC-Handel (Over-the-Counter, d. h. außerbörslicher Handel) Kapitalmarkt - Markt für langfristige Finanzmittelbeschaffung. - Untergliederung in Teilmärkte anhand bestimmter Kriterien. - Differenzierung: - organisierter Markt (von Banken und Börsen getragener Markt; Kapitalbeschaffung u. a. durch Wertpapiere) bzw. nicht organisierter Markt (ohne Mitwirkung von Börsen oder Kreditinstituten) - Aktienmarkt (ausgerichtet auf die Beschaffung von Eigenkapital; Ausgabe in Form von Aktien [Wertpapiere, die Teilhaberrechte an einer Aktiengesellschaft verbriefen]) bzw. Rentenmarkt (Handel mit Gläubigerpapieren wie z. B. Anleihen, Schuldverschreibungen) - Primärmarkt (Ausgabe von Finanzierungstiteln) bzw. Sekundärmarkt (Handel bereits platzierter Finanzierungstitel → Börse) Geldmarkt   - Markt der kurzfristigen Finanzierungstitel. - Dient dem Verleihen und Ausleihen von Geld über relativ kurzfristige Zeiträume (Zeiträume bis zu maximal einem Jahr). - Transaktionen: Aufnahme kurzfristiger Kredite mit (z. B. Geldleihe bei der Zentralbank) und ohne Besicherung (z. B. Tagesgelder). - Hohe Transaktionskosten ⇒ Marktteilnehmer sind i. d. R. Institutionen wie Geschäftsbanken, Handelsunternehmen, Fondsgesellschaften, Zentralbanken. Devisenmarkt   - Markt auf dem Banken, Unternehmen und Fondsmanager Fremdwährungen handeln. - Handel überwiegend OTC (Vorteile: geringere Transaktionskosten [keine Makler-Courtage]; ermöglicht Handel zwischen nicht standardisierten bzw. individuell ausgehandelten Produkten). - Differenzierung zwischen Devisenkassa- (Ausführung innerhalb von zwei Tagen) und Devisentermingeschäften (Vereinbarung von Kurs und Menge der Währung heute, Lieferung und Bezahlung in der Zukunft). - Währungsschwankungen absichern. Derivatemarkt   - Markt auf dem Finanzinstrumente, deren Preis oder Wert von den Kursen oder Preisen anderer Handelsgüter (zum Beispiel Rohstoffe oder Lebensmittel), Vermögensgegenstände (Wertpapiere wie z. B. Aktien oder Anleihen) oder von marktbezogenen Referenzgrößen (Zinssätze, Indizes) abhängt, gehandelt werden. - i. d. R. Termingeschäfte. - Handel an Börsen und OTC. Finanzmarktteilnehmer Finanzmarktteilnehmer Finanzmarktintermediäre (Intermediär = Vermittler verschiedener Akteure) - Geschäftsbanken - Kapitalanlage- bzw. Investmentgesellschaften   width=0.1 (40,20) (-10,60) (-10,-40) (-125,10) (105,10) (-5,10) (-125,58)(85,15)Private Haushalte (-125,-42)(85,15)Kleinunternehmen (-90,55)(0,-1)28 (-90,-25)(0,1)28 (20,55)(0,-1)28 (20,-25)(0,1)28 (-40,15)(1,0)30 (103,15)(-1,0)35 (-10,60)(-1,-1)35 (-10,-35)(-1,1)35 Zentralbanken Zentralbanken   → staatliche Institution mit dem Ziel der überwachung des Geschäftsbankensystems und der Steuerung der Geldmenge - Bsp.: - Federal Reserve System (Fed) in den USA [nationale Ebene] - Deutschland: früher Deutsche Bundesbank heute Europäische Währungsunion / Einführung des Euro (am 1. Januar 1999 als Buchgeld, am 1. Januar 2002 als Bargeld) → Europäisches System der Zentralbanken (ESZB) unter der Führung der Europäischen Zentralbank (EZB) [supranationale Ebene]   - keine einzelwirtschaftlichen Ziele (z. B. Gewinnmaximierung), sondern gesamtwirtschaftliche Ziele (z. B. Gewährleistung der Preisstabilität) Zentralbankaufgaben - Durchführung von Devisengeschäften. ↪ bei Devisenmarktintervention tritt die Zentralbank als Nachfrager oder Anbieter von Devisen auf, um den von ihr angestrebten Kurs zu erreichen; Fähigkeit zu Devisenmarktinterventionen hängt von der Existenz hinreichender Währungsreserven ab. - Verwaltung der Währungsreserven. ↪ Bestand an Gold und Goldforderungen, sowie konvertible Devisen (umtauschbare Währungen). - Sicherung der Funktionsfähigkeit der Zahlungssysteme. ↪ Zentralbank steht an der Spitze des Bankensystems eines Landes/ Währungsraumes und bietet den Geschäftsbanken die Möglichkeit, sich bei ihr Zentralbankgeld zu verschaffen um den normalen Zahlungsverkehr reibungslos abzuwickeln → Refinanzierung. Zentralbankaufgaben   - Aufsicht über das Bankwesen. ↪ Inwiefern eine Zentralbank die Aufgabe der Finanzmarktaufsicht wahrnimmt, hängt vom jeweiligen monetären System ab. - Geldpolitik ↔ Notenemission. ↪ Position Banknotenumlauf der Zentralbankbilanz ist ein besonderes Merkmal der Zentralbank und weist auf ihr Notenmonopol hin; die Zentralbank hat die alleinige Befugnis, die Banknoten zu emittieren und in Umlauf zu bringen. Wertpapierbörsen Wertpapierbörsen   - Organisation - gesetzliche Grundlage - Börsenverwaltung, Börsenleitung - Börsenaufsicht - Börsenträger Wertpapierbörsen   - Teilnehmer am Börsenhandel - registrierte Börsenmitglieder - Banken werden durch Händler vertreten - Makler (Handelsmitglieder) - Broker, Dealer, Broker-Dealer, Inter-Dealer-Broker   - Kursbildung - limitierte, nicht-limitierte Order - Auktionsprinzip, Market-Maker Prinzip Wertpapierbörsen   - Börsenverwaltung, Börsenleitung: verantwortlich für Verwaltung/Leitung. - Börsenaufsicht: wird wahrgenommen von der zuständigen Behörde des Bundeslandes in Zusammenarbeit mit der Handelsüberwachungsstelle der Börse; die Aufsicht über die Einhaltung des WpHG obliegt der BaFin. - Börsenträger: stellt auf Anforderung des Börsenrats oder Börsengeschäftsführung und im Einvernehmen mit diesen die personellen und finanziellen Mittel sowie die erforderlichen Räume zur Abwicklung der Börse zur Verfügung; darf nicht ins Handelsgeschehen eingreifen. Teilnehmer am Börsenhandel Registrierte Börsenmitglieder   - Banken, Wertpapierhandelshäuser. - überprüfung bzgl. fachlicher Kompetenz → Börsenleitung. - Banken werden durch Händler vertreten. → wickeln Geschäfte für Banken oder deren Kunden ab. Makler   - Handelsmittler von Börsen, Wertpapierhandelshäuser. - Gewerbsmäßiger Vermittler, der für andere Wertpapier-, Devisen- oder Warengeschäfte ausführt. - Treten zwischen Händler verschiedener Banken und versuchen, in kurzer Zeit möglichst viele Geschäfte für diese zu vermitteln. - Entlohnung: Courtage / Provision. Broker (Wertpapiermakler)   - Mittler zwischen Käufer und Verkäufer. - Darf im Gegensatz zum Börsenmakler auch private Kunden bedienen/betreuen. - Bietet unternehmensberatende Dienstleistungen/Finanzdienstleistungen. - Beratung/Empfehlung über Kauf/Nicht-Kauf von Wertpapieren → Chartanalyse, allg. Unternehmensinformationen. - Entlohnung bei Durchführung eines Auftrags: Courtage (Brokerage). - Keine Geschäfte auf eigene Rechnung. Dealer   - Börsenhändler, der Verkäufe und Käufe organisiert und durchführt. - Handelt auf eigene Rechnung. - Beteiligt sich aktiv am Börsengeschehen. - Geschäftsbanken, die Eigenhandel mit Finanzinstrumenten betreiben (Wertpapiere für eigene Depots). - Handelsbevollmächtigte von zum Börsenhandel zugelassenen Unternehmen. Broker-Dealer/Inter-Dealer-Broker   Broker-Dealer - Handelt auf eigene Rechnung und nimmt Kundenaufträge an.   Inter-Dealer-Broker - Mittler zwischen den Dealern. - Wie Broker: führt Anbieter und Nachfrager zusammen und verlangt dafür Provision. - Unterschied zum normalen Broker: handelt nur im Auftrag von institutionellen Marktteilnehmern, d.h. agiert keinesfalls für Privatanleger. [image] Orderformen Orderformen   - Market Order - unlimitierter Kaufauftrag: Billigst-Order. - unlimitierter Verkaufsauftrag: Bestens-Order.   - Limit Order - limitierter Kaufauftrag: Auftraggeber nennt bei der Auftragserteilung (Ordererteilung) einen Preis (Kurs), der nicht überschritten werden darf; Kauf-Limit-Order (buy limit order). - limitierter Verkaufsauftrag: Auftraggeber nennt bei der Ordererteilung einen Preis, der nicht unterschritten werden darf; Verkauf-Limit-Order (sell limit order).   Orderformen   - Market-to-Limit Order - unlimitierte Kauf- und Verkauforders, die zum Auktionspreis oder (im fortlaufenden Handel) zum besten Limit im Orderbuch ausgeführt werden sollen. - eine Market-to-Limit Order wird nur akzeptiert, wenn auf der gegenüberliegenden Orderbuchseite ausschließlich Limit Orders vorhanden sind. - ist nur eine Teilausführung der Market-to-Limit Order möglich, wird der Rest der Order mit dem Limit, zu dem die erste Teilausführung erfolgt ist, in das Orderbuch gestellt. Orderformen   Für besondere Handelsstrategien: - Stop Market Order: Sobald das vorgegebene Stop Limit erreicht (über- bzw. unterschritten) ist, wird die Stop Order automatisch als unlimitierte Kauf- bzw. Verkaufsorder in das Orderbuch gestellt. - Stop-Buy-Order Bei Erreichen des Kurslimits (Stoppkurs) wird eine unlimitierte Kauforder ausgelöst (WP wird automatisch durch eine Billigst-Order erworben). - Stop-Loss-Order Bei Erreichen des Kurslimits (Stoppkurs) wird eine unlimitierte Verkaufsorder ausgelöst (WP wird automatisch durch eine Bestens-Order erworben). Orderformen   - Stop Limit Order: Sobald das vorgegebene Stop Limit erreicht (über- bzw. unterschritten) ist, wird die Stop Order automatisch als limitierte Kauf- bzw. Verkaufsorder in das Orderbuch gestellt. Beispiel zu Limit-Order   Aktueller Aktienkurs der XYZ-AG in t = 0: - Investor A: limitierter Kaufauftrag zu - Investor B: Stop-Buy-Order zu - Investor C: limitierter Verkaufsauftrag zu - Investor D: Stop-Loss-Order zu Szenario I: Nächster Aktienkurs in t = 1,2: Szenario II: Nächster Aktienkurs in t = 1,2: Szenario III: Nächster Aktienkurs in t = 1,2: Beispiel zu Limit-Order Annahme: Alle Kauf-/Verkaufsaufträge in t = 1,2 werden berücksichtigt! (Angebot = Nachfrage) I : II : III : ---- ----- ------ ------- A B* C D* * tatsächlicher Kauf / Verkauf in t = 2 ! Ausführungsbeschränkungen / Gültigkeitsbeschränkungen:   - FOK (Fill-or-Kill) - IOC (Immediate-or-cancel) - BOC (Book-or-cancel) – nur bei Limit Orders - TOP (Top-of-the-book) – nur bei Limit Orders - GFD (Good-for-a-day) - GTC (Good-till-cancelled) - GTD (Good-till-date) FOK (Fill-or-Kill)   - Bezeichnung für die Variante eines limitierten Auftrags. - Auftrag kann auf dem Handelssystem Xetra erteilt werden und wird dann nur sofort und vollständig ausgeführt (ist das nicht möglich, wird die Order komplett gelöscht). - Bei der vollständigen Ausführung des Auftrags kann es auch zu Teilausführungen zu verschiedenen Preisen kommen. IOC (Immediate-or-cancel)   - Variante eines limitierten Auftrags im elektronischen Handelssystem Xetra. - Funktioniert wie eine Fill-or-Kill Order, jedoch können auch Teile ausgeführt werden. - Nicht ausgeführter Teil verfällt. BOC (Book-or-cancel)   - Order, die für eine passive Orderausführung in das Orderbuch eingestellt werden soll. - Wenn eine sofortige (und damit aggressive) Ausführung möglich ist, wird die Order ohne Aufnahme in das Orderbuch gelöscht. - Ausschließlich bei Limit Orders. TOP (Top-of-the-book)   - Die TOP-Order wird akzeptiert und zum Orderbuch hinzugefügt, wenn ihr Limit die aktuelle Orderbuchspanne verkleinert, d. h. wenn das Limit einer Kauf- (Verkauf-) TOP-Order größer (kleiner) als der beste sichtbare Geldkurs (Briefkurs) im Orderbuch und kleiner (größer) als der beste sichtbare Geldkurs (Briefkurs) ist. - Ausschließlich bei Limit Orders. GFD (Good-for-a-day)   - Bezeichnung für einen limitierten Auftrag. - Wird erteilt, um Optionsgeschäfte an Terminbörsen durchzuführen. - Gültigkeit der Order beschränkt sich auf den aktuellen Börsentag. GTC (Good-till-cancelled)   - Bezeichnung für einen uneingeschränkt limitierten Auftrag. - Wird erteilt, um Optionsgeschäfte an Terminbörsen durchzuführen. - Besitzt bis zum Widerruf Gültigkeit. GTD (Good-till-date)   - Bezeichnung für einen uneingeschränkt limitierten Auftrag. - Wird erteilt, um Optionsgeschäfte an Terminbörsen durchzuführen. - Besitzt nur bis zu einem bestimmten, angegebenen Zeitpunkt Gültigkeit besitzt. Auktionsbeschränkungen   Daneben gibt es Handelsbeschränkungen, die den Handel der Orders auf bestimmte Auktionen beschränken: - Opening auction only - Closing auction only - Auction only Weitere spezielle Ordertypen   - Iceberg Orders - Hidden Orders - Strike Match Orders - Trailing Stop Orders - One-cancels-the-other Orders - Order-on-event - Midpoint Orders Kursbildung Order-Driven-Market (auftragsgetrieben) - Auktionsprinzip: Bezeichnung für den Handelsmechanismus an einer Börse, bei dem durch Sammlung und Berücksichtigung aller vorliegenden Orders Liquidität konzentriert wird. - Orders zum Kauf und zum Verkauf werden in einem Orderbuch einander gegenübergestellt. - Auktionspreis wird nach dem Meistausführungsprinzip ermittelt. - Auktionsprinzip ermöglicht, dass sich auf der Nachfrageseite die Investoren mit den höchsten Kaufgeboten und auf der Anbieterseite die Marktteilnehmer mit den niedrigsten Verkaufsgeboten durchsetzen. - (Elektronisches Handelssystem) Xetra ermittelt Kurse auch nach dem Auktionsprinzip. Quote-Driven-Market (preisgetrieben) - Market-Maker-Prinzip: Bestimmte Marktakteure (Market-Maker, z. B. Geschäftsbanken, Broker-Dealer) stellen auf Anfrage verbindliche An- und Verkaufspreise (Quoter). - Market Maker garantieren fortwährende Handelbarkeit von Wertpapieren und stellen so die Marktliquidität und Funktionsfähigkeit einer Börse sicher. - Durch ihre ständige Bereitschaft, im Handel als Gegenpartei zu fungieren, kompensieren Market Maker den asynchronen Orderfluss der Investoren und stabilisieren kurzfristige Marktungleichgewichte. - Market Maker werden v. a. bei umsatzschwachen Wertpapieren eingesetzt.   → Mischform beider Systeme möglich (bspw. Auktion und fortlaufender Markt) Geld- und Brief(kurs) Geld(kurs)  Kurs, zu dem ein Marktteilnehmer ein Wertpapier zum Kauf nachfragt (bietet Geld). - Synonyme: Kaufkurs, Bid. - Marktteilnehmer veröffentlicht den Kaufkurs durch Einstellung in das offene Orderbuch eines vollelektronischen Handelssystems. - Gegensatz: Brief(kurs), Ask.   Brief(kurs)   Bezeichnung für den Preis, zu dem ein Marktteilnehmer ein Wertpapier zum Verkauf anbietet (bietet Brief). - Synonyme: Verkaufskurs, Ask. - Marktteilnehmer stellt den Verkaufskurs durch Eingabe in das offene Orderbuch eines vollelektronischen Handelssystems ein. Spread Spanne zwischen An-/Verkauf: SPREAD. - Unterschied zwischen Geld- und Briefkurs. - Angabe kann entweder absolut oder prozentual erfolgen. - Angabe prozentual zum Briefkurs: Spread = (Briefkurs − Geldkurs)/Briefkurs - Xetra-Handel: Geld-Brief-Spanne = Differenz zwischen dem besten verbindlichen Kauf- und Verkaufspreis. - Je niedriger die Spanne, desto einheitlicher die Einschätzung der Marktteilnehmer hinsichtlich des Wertes eines Wertpapiers (bei Illiquidität, sonst definiert). (Gesetzliche) Marktsegmente Kapitalmarktzugang --------------------------- ---------------------- gesetzliche Marktsegmente Transparenzstandards Regulierter Markt Prime Standard General Standard Freiverkehr (Open Market) Scale Quotation Board Basic Board --------------------------- ---------------------- EU-regulierter Markt - Fusion von geregeltem Markt und amtlichem Markt im Nov. 2007. - Zulassungssegment für Wertpapiere mit besonders strengen Zulassungsvoraussetzungen und Folgepflichten. - Organisierter Markt: Zulassungsvoraussetzungen, Folgepflichten der Teilnehmer sowie die Organisation der Händler gesetzlich geregelt. - Öffentlich-rechtliches Zulassungsverfahren, EU-regulierter Markt. → Unternehmen muss seit mindestens drei Jahren existieren. → Voraussichtlicher Kurswert der zuzulassenden Aktien - oder falls eine Schätzung nicht möglich ist - das Eigenkapital des Unternehmen muss mindestens betragen. → Streubesitzanteil von mindestens 25 Prozent. - Transparenzstandard: Prime Standard oder General Standard (Zulassungsfolgepflichten). Freiverkehr (börsenregulierter Markt) Nicht amtliches deutsches Marktsegment, in dem neben einigen deutschen Aktien auch ausländische Aktien, Anleihen und Optionsscheine gehandelt werden. - Kein organisierter Markt; privatrechtliches Segment; Freiverkehrsrichtlinien der Deutschen Börse AG. - Anleger hat keinen Anspruch auf Abrechnung zu einem bestimmten Kurs oder etwa auf garantierte Ausführung seines Auftrags ⇒ viel höheres Risiko als bei Standardwerten des regulierten Marktes, zumal meist nur eine geringe Stückzahl von Aktien gehandelt wird. - Bei Aufnahmen im Quotation Board gibt es nur wenige formale Einbeziehungsvoraussetzungen und keine Folgepflichten für den Emittenten. - Die Aufnahme in den Entry Standard beinhaltet neben Einbeziehungsvorschriften auch Folgepflichten, allerdings sind diese weitaus geringer als im Prime oder General Standard. Transparenzstandard (auch: Transparenzlevel) Transparenzstandard   → In Europa: 2 Zugänge zum Kapitalmarkt. - Von der EU regulierte Märkte (EU-Regulated Markets). - Fortschreitende Harmonisierung im europäischen Kapitalmarkt führt zu einheitlichen Regelungen auf den jeweiligen nationalen Märkten. - Ziele: Markteffizienz erhöhen, besserer Anlegerschutz, Garantie eines fairen Wettbewerbs.   - Märkte, die von den Börsen selbst reguliert werden (Regulated Unofficial Markets). Bsp. Börse Frankfurt: Börsengang im von der EU-regulierten Markt. General Standard   - Mindestanforderungen des Gesetzgebers für den regulierten Markt. - Jahresfinanzbericht (innerhalb von 4 Monaten) und Halbjahresfinanzbericht (innerhalb von 2 Monaten) nach IFRS (International Financial Reporting Standards). - Ad-hoc-Publizitätspflicht (WpHG) von Unternehmensnachrichten, die den Börsenkurs beeinflussen könnten. - Zwischenmitteilungen für Q1 und Q3. - Positionierung vor nationalem sowie internationalem Investorenpublikum. Prime Standard   - Teilbereich des General Standard. - Alle Anforderungen des General Standard. - Hier: höchste Transparenzstandards. - Quartalsfinanzberichte in deutscher und englischer Sprache. - Veröffentlichung eines aktuellen Unternehmenskalenders im Internet. Freiverkehr → Notierungsaufnahme im Open Market (Freiverkehr) kann in Scale oder in das Quotation Board führen. Scale - Ermöglicht insbesondere kleineren und mittleren UN (KMU) eine einfache, schnelle und kosteneffiziente Einbeziehung in den Börsenhandel. - Klare und erleichterte Einbeziehungsvoraussetzungen und -folgepflichten. - Einstiegssegment (Vorbereitung) für spätere Notierung im General Standard oder Prime Standard und Grundlage für weiteres Wachstum durch Zugang zu einer großen Gruppe an KMU fokussierten, nationalen und internationalen Investoren. - Jahresabschluss und Zwischenbericht nach nat. GAAP (Generally Accepted Accounting Principles - Allgemein anerkannte Rechnungslegungsgrundsätze) - Ad-hoc-Publizitätspflicht, wie im EU-regulierten Markt. Quotation Board - Segment für WP, die nicht im regulierten Markt zugelassen sind, sondern bereits an einem anderen in- oder ausländischen und von der Deutsche Börse AG anerkannten börsenmäßigen Handelsplatz zugelassen sind. - Wenige formale Einbeziehungsvoraussetzungen und keine Folgepflichten für den Emittenten. - UN muss unverzüglich die Deutsche Börse AG über Unternehmensnachrichten, wie insbesondere Kapitalmaßnahmen unterrichten. z. B. bei: - Kapitalerhöhungen - Aktiensplit - Ausgabe von Bezugsrechten - Dividendenzahlungen Basic Board - Basis Segment im Freiverkehr. - Ermöglicht ehemaligen Emittenten des Entry Standard sowie Emittenten in Scale, die die Einbeziehungsfolgepflichten oder die Mindestmarktkapitalisierung nicht erfüllen, ein Primärlisting aufrecht zu erhalten. - Wird nicht als Börsensegment gesondert ausgewiesen, auch wenn die Unternehmen im Basic Board verpflichtet sind, weiterhin ihre Finanzberichte (u.a. Jahresabschluss und Lagebericht sowie den Halbjahresabschluss und Zwischenlagebericht) zu veröffentlichen. Transparenzstandard (auch: Transparenzlevel) Insgesamt gilt also: ⇒ Unternehmen können bei der Börsenzulassung zwischen Segmenten mit klar strukturierten Transparenzstandards wählen. Die Aufnahme in den Prime Standard ist Voraussetzung für die Aufnahme in einen der Auswahlindizes der Deutschen Börse (DAX, MDAX, SDAX, TecDAX). Auswahlindizes Auswahlindizes   - DAX - MDAX (abgeleitet von Mid-Cap-DAX) - SDAX - TecDAX - X-Indizes - Late/Early-Indizes DAX   Aktienindex, der die Wertentwicklung der 40 größten und umsatzstärksten deutschen Aktien (Blue Chips) abbildet: - Juristischer Sitz oder operatives Hauptquartier, also der Sitz der Geschäfts- bzw. Verwaltungsführung, in Deutschland. - Rund 75 Prozent des gesamten Grundkapitals inländischer börsennotierter Aktiengesellschaften. - Etwa 85 Prozent der in deutschen Beteiligungspapieren getätigten Börsenumsätze. DAX   - Kriterien für die Gewichtung: Orderbuchumsatz (1) und Free Float-Marktkapitalisierung (2) - Orderbuchumsatz = Summe des festgestellten Umsatzes der jeweiligen Aktiengattungen einer Gesellschaft der letzten zwölf Monate. - Free Float-Marktkapitalisierung (einer Aktiengattung) = Produkt aus dem durchschnittlichen Kurs der letzten 20 Handelstage und der Anzahl der frei handelbaren Aktien. → Festbesitz (= Besitz von Großaktionären, welche 5% oder mehr der Aktien halten bzw. eigene Aktien, die das Unternehmen hält bleiben für die Gewichtung unberücksichtigt).   - Sekündliche Berechnungsfrequenz. DAX   - Einmal im Jahr findet im September eine ordentliche Anpassung statt, dazu kommen außerordentliche Anpassungen im März, Juni und Dezember. - Ausnahmefälle - z. B. kurzfristig angekündigte übernahmen oder signifikante Veränderungen des Free Float. - Deutsche Börse AG kann von den vorgenannten Regeln abweichen.   - Außerordentliche Aktualisierungen auch bei Ereignissen wie Insolvenzen (z.B. Wirecard). DAX Berechnung des DAX (bzw. aller Indizes der DAX-Familie): $$DAX_{(t)} = K_{(T)} \cdot \frac{\sum_{i=1}^n p_{(i,t)} \cdot q_{(i,T)} \cdot ff_{(i,T)} \cdot c_{(i,t)}}{\sum_{i=1}^n p_{(i,0)} \cdot q_{(i,0)} } \cdot \text{Basis}$$ mit - t = Berechnungszeitpunkt des Index - n = Anzahl der Aktien im Index - T = Zeitpunkt der letzten Verkettung - Basis = 1000 Indexpunkte (normiert zum 31. Dezember 1987) - p_((i, 0)) = Aktienkurs der Gesellschaft (GS) i zum Basiszeitpunkt - p_((i, t)) = Aktienkurs der GS i zum Zeitpunkt t - q_((i, 0)) = Anzahl der Aktien der GS i zum Basiszeitpunkt - q_((i, T)) = Anzahl der Aktien der GS i zum Zeitpunkt T - c_((i, t)) = aktueller Korrekturfaktor der GS i zum Zeitpunkt t - ff_((i, T)) = Free Float-Faktor der GS i zum Zeitpunkt T - K_((T)) = indexspezifischer Verkettungsfaktor gültig ab Verkettungstermin T DAX   - Performance-Index - Annahme: Dividenden und sonstige Zahlungen werden in die Aktien des Index wieder reinvestiert; im Gegensatz zum Kursindex um Dividenden und Kapitalveränderungen bzw. Zinszahlungen bereinigt. - Gibt Auskunft über die vollständige Wertentwicklung eines Portfolios.   - Kursindex - Keine Bereinigung um Dividenden- und Bonuszahlungen; dementsprechend werden in den Index die Dividenden bzw. sonstige Zahlungen nicht eingerechnet. DAX   - Xetra - Abkürzung für Exchange Electronic Trading. - Elektronisches Handelssystem der Deutschen Börse. - Ermöglicht Investoren auch außerhalb der offiziellen Börsenhandelszeiten Wertpapiere zu kaufen und zu verkaufen.   - Parketthandel der Frankfurter Wertpapierbörse wurde am 22. Mai 2011 eingestellt. MDAX   - Besteht aus den 50 Mid-Cap-Werten (Nebenwerten), die hinsichtlich Marktkapitalisierung und Börsenumsatz auf die Werte des DAX folgen. - Spiegelt die Kursentwicklung von Aktien mittelgroßer deutscher Unternehmen wider. - UN der klassischen Sektoren (→ Industrie, Finanzen, Handel), die ihren juristischen bzw. operativen Sitz in Deutschland aufweisen. - Prime Standard. SDAX   - Index der 50 größten auf die MDAX-Werte folgenden Unternehmen. - Unternehmen der klassischen Sektoren, die ihren juristischen bzw. operativen Sitz in Deutschland aufweisen. - Prime Standard. TecDAX   - Index der 30 Mid-Cap-Werten aus Technologiebranchen unterhalb der DAX-Titel. - Unternehmen der Technologie Sektoren, die ihren juristischen bzw. operativen Sitz in Deutschland aufweisen. - Prime Standard. X-Indizes   - X-DAX, X-MDAX und X-TecDAX - Wird börsentäglich von 8.00 Uhr bis 9.00 Uhr und von 17.45 Uhr bis 22.00 Uhr berechnet. - Ist Indikator für die DAX-Entwicklung außerhalb der Xetra-Handelszeiten. - Gesamte Handelszeit US-amerikanischer Börsen wird abgedeckt. Late/Early-Indizes   - Late/Early-Indizes bieten Investoren vor Xetra-Handelsbeginn von 08.00 bis 09.00 Uhr und nach Xetra-Handelsschluss um 17.45 Uhr bis 20.00 Uhr eine Indikation der Entwicklung der deutschen Indizes. - Ist Indikator für die Wertentwicklung des DAX vor bzw. nach Xetra-Handelsschluss; Basis: DAX Future. - Dienen lediglich als Indikator, nicht jedoch als Underlying für abgeleitete Produkte wie Zertifikate, Optionsscheine, Fonds oder ähnliches wie der auf Future-Preisen basierende X-DAX. - Entsprechen in ihrer Zusammensetzung exakt den Original-Indizes. Industriegruppen Industriegruppen sind Basis der Branchenindizes   - Alle Unternehmen in Prime und General Standard sind einem von 62 Subsektoren (Industriegruppen) zugeordnet. - Anhand des Subsektors findet die Einordnung der UN in die 18 klassischen oder technologischen Prime-Standard-Branchen statt. - Einordnung richtet sich nach dem Umsatzschwerpunkt des jeweiligen Unternehmen. Farkas-Theorem Farkas-Theorem Farkas-Theorem Annahmen für Arbitragefreiheit: Es existiert ein vollkommener Kapitalmarkt und es gibt mindestens einen Investor mit positivem Grenznutzen (und keinen mit negativem Grenznutzen). Arbitragefreiheit: Ein Kapitalmarkt ist arbitragefrei, wenn kein Portefeuille existiert, das heute einen negativen Preis hat, im nächsten Zeitpunkt jedoch einen nicht-negativen Marktwert in jedem möglichen Zustand aufweist. Farkassches Theorem: Auf einem vollkommenen Kapitalmarkt gilt das Prinzip der Arbitragefreiheit dann und nur dann, wenn nicht-negative Preise π_(s) für zustandsbedingte Ansprüche existieren, so dass für jedes Wertpapier j (j = 1, ..., N) gilt: P_(j) = Σ_(s)e_(js)π_(s) $$\begin{aligned} \mbox{mit} \quad P_j & = & \mbox{aktueller Preis des Wertpapiers $j$ und}\\ e_{js} & = & \mbox{EZ{\"U} aus Wertpapier $j$ in Zustand $s$}. \end{aligned}$$ Bedingungen an ein Gleichgewicht: Der Markt ist geräumt, d.h., das Angebot entspricht der Nachfrage. Jeder Investor hält sein optimales Portefeuille, d.h., niemand hat einen Anreiz im Gleichgewicht, Kauf- oder Verkaufsaufträge zu erteilen. Zusammenhang zwischen Arbitragefreiheit und Gleichgewicht: Ein Investor mit positivem Grenznutzen wird eine existierende Arbitragemöglichkeit immer ausnutzen wollen. Er wird ein Arbitrageportefeuille nachfragen, d.h., sein altes Portefeuille ist nicht optimal. Damit liegt ex definitione kein Gleichgewicht vor. Arbitragefreiheit ist eine notwendige Bedingung für das Vorliegen eines Gleichgewichts. Farkas Theorem - Arbitragefreiheit ist gegeben, wenn ein Vektor π = (π₁, ..., π_(S)) mit π_(s) ≥ 0 für s = (1, ..., S), mit mind. 2 π_(s)> 0 existiert, so dass gilt: E π = P --- --- -------------------------------------------------------------------------------------------------------------- E = Matrix der zustandsabhängigen Zahlungen der Wertpapiere j (j = 1, ..., n) in den Zuständen s (s = 1, ..., S) P = Vektor der Preise P_(j) der Wertpapiere j (j = 1, ..., n) --- --- -------------------------------------------------------------------------------------------------------------- $$\begin{aligned} e_{11}\cdot \pi_1 +e_{12}\cdot \pi_2 = P_1 \tag{1}\\ e_{21}\cdot \pi_1 +e_{22}\cdot \pi_2 = P_2 \tag{2}\\ e_{31}\cdot \pi_1 +e_{32}\cdot \pi_2 = P_3 \tag{3}\\ \end{aligned}$$ Das Prinzip der Arbitragefreiheit Arbitragegelegenheit bei Sicherheit Beispiel: Folgende Warenkörbe werden auf Obstmarkt angeboten: Händler Äpfel Birnen Preis je Korb --------- ------- -------- --------------- 1 8 2 8,70 2 2 8 8,30 3 5 5 8,00 Folgende Arbitrage (free lunch) möglich: - Kauf von zwei Körben von Händler 3 und Verkauf von je einem Korb zu Konditionen von Händler 1 bzw. Händler 2. - Kauf und Verkauf von 10 Äpfel und Birnen ⇒ Ausgaben: 16; Erlöse: 17 - Arbitragegewinn: 1. - Portefeuille besteht aus: +2 Einheiten (long) Körbe vom Händler 3 und -1 Einheiten (short) Körbe der Händler 1 und 2. - Obstmarkt arbitragefrei, wenn Preis von Händler 3 8,50. - Jeder andere Preis bietet Arbitragegelegenheit. Das Prinzip der Arbitragefreiheit auch bei Bewertung von stochastischen Zahlungsströmen anwendbar: ---- --------------- ------------------- ------------------- WP Preis (t = 0) Rückfluss (t = 1) Rückfluss (t = 1) in Zustand 1 in Zustand 2 1 0,90 1 1 2 0,60 1 0 3 0,28 0 1 ---- --------------- ------------------- ------------------- Folgende Arbitrage ist nun möglich: - Verkauf Wertpapier 1 in t = 0 (Kreditaufnahme: 0,90); Rückzahlung in t = 1 von 1 (⇒ Wertpapier 1 short). - Gleichzeitiger Kauf der Wertpapiere 2 und 3 (Kosten 0,60 + 0,28 = 0,88); sicherer Rückfluss von 1 (⇒ Wertpapier 2 und 3 long). - t = 0: Portefeuille wirft Einzahlungsüberschuss von 0,02 ab. - t = 1: In beiden Zuständen entsprechen die Ein- den Auszahlungen. - Gleichgewicht: Wertpapier 1 kostet gleichviel wie die Wertpapiere 2 und 3 zusammen. - ⇒ Portefeuilles und Wertpapiere, die in Zukunft denselben (stochastischen) Zahlungsstrom abwerfen, müssen gleich viel kosten. Zusammenfassung und Ausblick Zusammenfassung und Ausblick - Heute haben wir uns mit den institutionellen Rahmenbedingungen von Kapitalmärkten, insb. in Deutschland beschäftigt. - Außerdem haben wir das wichtige Farkas-Theorem kennengelernt. - In der nächsten Vorlesung werden wir uns mit wichtigen primären Finanztiteln beschäftigen. Wir werden Aktien, Anleihen und auch Optionen kennenlernen.