Überblick - Heute beschäftigen wir uns mit wichtigen primären Finanztitel. - Aus diesen Finanztiteln entstehen Zahlungsströme, die den Wert des Finanztitels bestimmen. - Mit der Bewertung von Finanztiteln werden wir uns im zweiten Teil und in der nächsten Woche beschäftigen. Finanzinstrumente Primäre Finanztitel Primäre Finanztitel Charakterisierung wichtiger Finanztitel - Nachfolgend werden wichtige Finanztitel über die durch sie hervorgerufenen Zahlungsströme charakterisiert. - Vernachlässigt werden weitere nicht-monetäre Charakteristika wie z.B. die Bilanzierung, die Veräußerbarkeit, etc. des Finanztitels. - Wir betrachten die folgenden Finanztitel: - Aktien - Zinstitel - Forwards/Futures - Optionen Aktien Aktien - Aktien verbriefen Anteile am Eigentum an einer Aktiengesellschaft und stellen somit Wertpapiere dar. Unter Verbriefung verstehen wir dabei die Schaffung von handelbaren Wertpapieren aus Forderungen bzw. Eigentumsrechten. - Neben dem Kauf (s₀) und Verkauf (S_(T)) der Aktie resultieren aus dem Besitz von Aktien Dividendenzahlungen (D(t_(i))) zu Zeitpunkten t_(i). - Man beachte, dass in t₀ der Kaufspreis s₀ deterministisch ist, während die übrigen Zahlungen (zunächst) stochastisch sind. Beispiel: Cash Flows eines Aktieninvestments In t = 0 werde eine Investition in eine Aktie in Höhe von 10.000 Euro getätigt. Nach 6 und 18 Monaten erhält der Investor eine Dividendenzahlung in Höhe von 500 Euro, nach 27 Monaten wird die Aktie wieder verkauft. Beim Verkauf realisiert der Investor einen Kursverlust von 1200 Euro. Der Zahlungstrom für das Investment ist dann gegeben durch: {z(t₀) = −10.000; D(t₆) = 500; D(t₁₈) = 500; S(t₂₇) = 8.800} Man beachte: bei einem thesaurierenden Aktienfonds bzw. einer entsprechenden Aktie können die Dividenden zu Gunsten einer höheren Endzahlung entfallen. Zinstitel Zinstitel - Zinstitel (auch: Gläubigertitel) verbriefen eine schuldrechtliche Verpflichtung und beinhalten entsprechende Forderungsrechte des Gläubigers gegenüber dem Schuldner. - Alternative Bezeichnungen: - Renten - Anleihen / Bonds - Schuldverschreibungen - Der Cash Flow aus der Anlage in einen Zinstitel besteht aus dem Erwerb des Titels zum Kaufpreis p(t₀) und Zins- sowie Tilgungszahlungen zu späteren Zeitpunkten. - Am Ende der Laufzeit ist die Schuld in Höhe des Nominalbetrages N vollständig getilgt. - Wird der Zinstitel zu einem Zeitpunkt ge- oder verkauft, an dem keine Zinszahlung anfällt, so wird der entsprechende Kaufs- oder Verkaufspreis in der Praxis um die anteilige Zinszahlung (accrued interest; Stückzinsen) korrigiert. - Hinsichtlich der Zahlungsmodalitäten können die folgenden Arten von Zinstiteln unterschieden werden: - Festverzinsliche Wertpapiere (Festzinstitel, fixed income papers) - Variable verzinste Wertpapiere (floating rate notes) - Zinsfreie Anleihen - Festzinstitel: Zinsen vorab festgelegt, konstant (Beispiel: Straight Bond, −P(t₀), Z, …, Z, (Z + N)). - Zinsfreie Anleihen: Keine laufenden Zinszahlungen, nur endfällige Tilgung (Beispiele: Zerobonds (langfristig); Diskontpapiere, Wechsel, Treasury Bills, Commercial Papers (kurzfristig)). Beispiel: Cash Flows eines Zinstitels In t = 0 wird ein Standardbond mit einer Laufzeit von 3 Jahren in einem Umfang (Nennwert) von 50.000 Euro zum Nennwert erworben. Der Bond liefere einen jährlichen nachschüssigen Zins in Höhe von 5% und werde endfällig getilgt. {50.000; −2.500; −2.500; −52.500} Emittent {−50.000; 2.500; 2.500; 52.500} Investor Man beachte: Das Ausfallrisiko des Emittenten wird hierbei vernachlässigt, die Zahlungsströme sind somit deterministisch. In der Praxis kann (insb. bei Commercial Papers bzw. Unternehmensanleihen) ein nicht zu vernachlässigendes Ausfallrisiko hinzukommen. Derivate Derivate Derivate - Lat. derivare bzw. derivatum (“ableiten”, “abgeleitet”). - Ein Derivat ist ein Instrument, dessen Wert von den Werten anderer, grundlegenderer Variablen abhängt. - Beispiele: - Futureskontrakte - Forwardkontrakte - Swaps - Optionen Begriffliche Gliederung - Vertragliche Vereinbarung über die Erfüllung des Geschäfts. - bedingte vs. unbedingte Termingeschäfte - Allgemeine Rahmenbedingungen des Handelsplatzes. - börsengehandelt vs. außerbörslich gehandelt - Eigenschaft des Börsenobjektes. - Finanzderivate des Aktien-, Zins- und Währungssegments - Warenderivate - weitere [image] Bedingte vs. unbedingte Termingeschäfte Optionen vs. Futures/Forwards/Swaps - Futures / Forwards / Swaps verpflichten den Inhaber zum Kauf oder Verkauf zu einem bestimmten Preis an einem bestimmten zukünftigen Termin. - Eine Option gibt dem Inhaber das Recht zum Kauf oder Verkauf zu einem bestimmten Preis. Handelsplätze Börsen - Kontrakte sind standardisiert und es gibt praktisch kein Kreditrisiko. Over-the-Counter-Markt - Ein telefon- und computerverbundenes Netzwerk von Händlern bei Finanzinstitutionen, Unternehmen und Fondsmanagern. - Kontrakte können flexibel gestaltet werden und es gibt ein geringes Kreditrisiko. - OTC hat ein größeres Gesamtvolumen als die Börsen. Forwards und Futures Forwards und Futures - Aktien und Zinstitel gehören zu den primären Finanztiteln. Hiervon können sog. derivative Finanztitel (kurz: Derivate) abgeleitet werden. - Derivate sind stets direkt oder indirekt in Relation zu einem primären Finanztitel definiert und stellen grundsätzlich Termingeschäfte dar. - Erstes Beispiel für ein Derivat: Forwardkontrakt / Futureskontrakt bzw. Forward/Future. Da wir ausschließlich Finanztitel als Referenzinstrumente berücksichtigen, betrachten wir im Folgenden sog. Financial Forwards. Definition: Financial Forward Ein Forwardkontrakt beinhaltet für den Käufer (Long-Position) bzw. den Verkäufer (Short-Position) die feste Verpflichtung, - zu einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt (Liefertermin) - unter Zugrundelegung eines vorab vereinbarten Referenzwertes für die Abrechnung einen spezifizierten Finanztitel (Basistitel, Underlying) zu kaufen bzw. zu verkaufen oder aber den entsprechenden Differenzbetrag zu begleichen (Cash Settlement). Cash Flow eines Forwards - Ausgangspunkt ist der Erwerb eines Forwards im Zeitpunkt t = s mit Erfüllungszeitpunkt t = T (mit T > s). - Wir vernachlässigen die Stellung möglicher Sicherheitsleistungen (siehe unten). - Eine Zahlung findet dann ausschließlich im Zeitpunkt t = T statt. Insbesondere handelt es sich (bei Vernachlässigung der Sicherheitsleistungen) hierbei um ein Nullinvestment. - F_(s): vertraglich vereinbarter Referenzwert des Underlying für den Erwerb im Zeitpunkt t = T. - K_(T): Marktwert des Underlyings im Zeitpunkt t = T. - K_(T) − F_(s): Gewinn-/Verlustposition aus Sicht des Käufers. - F_(s) − K_(T): Gewinn-/Verlustposition aus Sicht des Verkäufers. - Wird das Geschäft mittels eine Cash Settlements erfüllt, so findet eine Ausgleichszahlung in entsprechender Höhe statt. Gewinn-/Verlustfunktion bei einem Forward - Grundsätzlich gilt, dass der Käufer des Forwards von steigenden, der Verkäufer von sinkenden Kursen des Basistitels profitiert. - Forward-Kontrakte können jedoch auch (ohne Gewinnabsicht) für das Hedging gegen bestimmte Risiken eingesetzt werden. Gewinn-/Verlustfunktion eines Forwards zum Liefertermin [image] Futureskontrakte - Grundlagen - Vertrag über den Kauf oder Verkauf eines Assets zu einem bestimmten Preis an einem bestimmten zukünftigen Termin. - ähnlich wie ein Forwardkontrakt. - Während ein Forwardkontrakt auf den OTC-Märkten gehandelt wird, werden Futureskontrakte an den (Termin-)Börsen gehandelt: hochgradik standardisiert. - Tägliche Abrechnung. Beispiel: Potato Futures (euronext.liffe) - Unit of trading: 25 tons - Contract size: 250 - Quality: The potatoes must be suitable for french fries and of the varieties Bintje, Asterix, Maritiema, Agria, Victoria or Arcade (from harvest 2005 contracts Arcade is deleted from this list and Ramos and Innovator are added). The potatoes must meet the following requirements: 1. A tuber count of a maximum of 65 tubers per 10 kilogrammes 2. Minimum size equivalent to a 40 mm riddle and with no maximum 3. An underwater weight of a minimum of 360 grammes 4. A frying colour grade of maximum 4 5. Maximum 8 class 3 french fries 6. Maximum 50 points - Contract standard: Cash settlement based on the settlement price by euronext.liffe Amsterdam. Auflösung von Futurespositionen - Die meisten Futureskontrakte werden nicht durch Lieferung des Basisobjekts erfüllt. - Dies gilt häufig selbst dann, wenn ein Hedger das Basisobjekt tatsächlich kaufen oder verkaufen möchte. - Auflösung eines Futureskontrakts vor Fälligkeit durch Eingehen einer Gegenposition in gleicher Höhe und mit der gleichen Kontraktfälligkeit (Glattstellung). Konvergenz von Futures- zu Kassapreisen [image] [image] Margins - Bei Vertragsabschluss eines Futures kommt es zur Stellung einer Sicherheitsleistung (Margin) in Prozent des Vertragswertes. Bei einem Forward kann es dazu kommen. - Diese Sicherheitsleistung ist in der Regel bei der das Geschäft abwickelnden Stelle (beim Futures: Börse oder Clearing-Stelle) zu hinterlegen. - Eine Margin besteht aus einem Kapitaleinschuss oder einem Portfolio aus marktgängigen Wertpapieren, das vom Investor bei der Börse oder beim Broker hinterlegt wird. - Der Kontostand des Margin-Kontos wird täglich angepasst, um die Gewinne (Verluste) aus offenen Futurespositionen auszugleichen. - Es besteht oftmals eine Nachschusspflicht (Margin Call) während der Vertragslaufzeit, wenn die Sicherheitsleistung durch eine entsprechende negative Änderung des Wertes des Underlying aufgezehrt ist. - Mit Hilfe der Sicherheitsleistungen soll insbesondere eine Verlustakkumulation verhindert werden. - Margins minimieren die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Kontrakte nicht erfüllt werden. Beispiel für die Berechnung von Margins Ein Investor geht am 5. Juni eine Long-Position mit zwei Dezember-Gold-Futureskontrakten ein: - Kontraktgröße ist 100 Unzen - Futurespreis ist US pro Unze - Initial Margin beträgt US /Kontrakt (US insgesamt) - Maintenance Margin ist US /Kontrakt (US insgesamt) +:------:+:-------:+:-------:+:-------:+:------:+:-------:+:--------+ | | | Tägl. | Kumul. | Margin | | | +--------+---------+---------+---------+--------+---------+---------+ | | F | Gew. | Gew. | Konto- | | Margin | | | utures- | | | | | | +--------+---------+---------+---------+--------+---------+---------+ | | preis | (Verl.) | (Verl.) | stand | | Call | +--------+---------+---------+---------+--------+---------+---------+ | Tag | (US) | (US) | (US) | (US) | | (US) | +--------+---------+---------+---------+--------+---------+---------+ | 2-6 | | | | | | | +--------+---------+---------+---------+--------+---------+---------+ | | 400,00 | | | 4000 | | | +--------+---------+---------+---------+--------+---------+---------+ | 5-Jun | 397,00 | (600) | (600) | 3400 | | 0 | +--------+---------+---------+---------+--------+---------+---------+ | ⋮ | ⋮ | ⋮ | ⋮ | ⋮ | | ⋮ | +--------+---------+---------+---------+--------+---------+---------+ | 13-Jun | 393,30 | (420) | (1340) | 2660 | + | 1340 = | | | | | | | | 4000 | +--------+---------+---------+---------+--------+---------+---------+ | ⋮ | ⋮ | ⋮ | ⋮ | ⋮ | (15,10) | ← < | | | | | | | (10,0)( | 3000 | | | | | | | -3,1)15 | | | | | | | | ( | | | | | | | | 10,0)(- | | | | | | | | 3,-1)15 | | +--------+---------+---------+---------+--------+---------+---------+ | 19-Jun | 387,00 | (1140) | (2600) | 2740 | + | 1260 = | | | | | | | | 4000 | +--------+---------+---------+---------+--------+---------+---------+ | ⋮ | ⋮ | ⋮ | ⋮ | ⋮ | | ⋮ | +--------+---------+---------+---------+--------+---------+---------+ | 26-Jun | 392,30 | 260 | (1540) | 5060 | | 0 | +--------+---------+---------+---------+--------+---------+---------+ Terminbörsen - Chicago Board of Trade (CBoT), http://www.cbot.com - Chicago Mercantile Exchange (CME), http://www.cme.com - NYSE Euronext, http://www.nyseeuronext.com - Eurex (Europe) - BM&F Bovespa (Sao Paulo, Brazil) - TIFFE (Tokyo) - und viele andere Optionen Optionen - Mit der wichtigste Vertreter der derivativen Finanzinstrumente sind sogenannte Optionskontrakte bzw. Optionen. - Optionen vebriefen das Recht (und nicht die Pflicht; hierin besteht der Unterschied zum Forwardkontrakt) - einen festgelegten Basistitel (Underlying; dies kann z.B. eine Aktie oder ein weiteres Derivat sein) - zu einem vorab festgelegten Preis (Ausübungspreis, Strike) - nur am Ende (europäische Option) bzw. bis zum Ende (amerikanische Option) einer bestimmten Frist (Laufzeit) - zu kaufen (Kaufoption, Call) oder zu verkaufen (Verkaufsoption, Put). - Der Verkäufer einer Option besitzt kein Ausübungsrecht / Widerspruchsrecht und muss auf die Lieferung bzw. Abnahme des Basistitels vorbereitet sein (man nennt den Verkäufer daher oft auch den Stillhalter der Option). - Instrument der einseitigen Risikobegrenzung Terminologie - Optionskäufer = Inhaber der Option = Optionsnehmer (er)halten eine Long-Position - Optionsverkäufer = Optionsgeber = Stillhalter (er)halten eine Short-Position - Basispreis (= Ausübungs- oder Strikepreis) - Optionsprämie (= Optionspreis oder -kurs) - Verfalldatum (= Fälligkeit) - Amerikanische vs. Europäische Option - Eine amerikanische Option kann während der gesamten Laufzeit ausgeübt werden - Eine europäische Option kann nur am Ende der Laufzeit ausgeübt werden - Eine Bermuda-Option kann zu bestimmten Zeitpunkten während der Laufzeit ausgeübt werden Wert der Option - Nicht zu verwechseln mit dem Preis der Option (Der Preis bezieht sich auf den Handelspreis am Markt; der Wert auf die modelltheoretische Analyse) - Es gilt: Optionswert =  Innerer Wert  +  Zeitwert - Innerer Wert einer Kaufoption = max (S − K, 0) - Unterscheide in-the-money, at-the-money und out-of-the-money. - Im Zeitwert spiegeln sich noch mögliche, für den Investor positive, Kursentwicklungen während der Restlaufzeit wider. Wert der Option = + - Eine Option, die einen inneren Wert besitzt, wird auch als im Geld oder in-the-money bezeichnet. - Eine Option ohne inneren Wert bezeichnet man als aus dem Geld oder out-of-the-money. - Am Geld oder at-the-money bedeutet, dass der Ausübungspreis gleich dem Marktpreis des Basiswertes ist. Preis der Option: Die Optionsprämie - Wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. - Hängt von zahlreichen Einflußfaktoren ab (siehe oben, Wert der Option): - Kassakurs des Basisobjekts, Ausübungspreis und Optionslaufzeit, - Margins, Transaktionskosten und Steuern, - Rahmenbedingungen (bspw. Zutrittsbeschränkungen) der Terminmärkte und Risikoeinstellung der Marktteilnehmer. Europäische Optionen - Wir betrachten im Folgenden ausschließlich Europäische Optionen und schauen uns die Position des Käufers (Long-Position) sowie die Verkaufsposition (Short-Position) an, die hierzu spiegelbildlich zu sehen ist. - Zu Beginn der Laufzeit muss der Käufer die Optionsprämie C₀ (Call) oder P₀ (Put) entrichten. - Am Ende der Laufzeit T wird der Besitzer der Option diese ausüben, sofern der Wert des Underlyings S_(T) bei einem Call (Put) größer (kleiner) ist als der Strike K. Auszahlungsprofile: Europäische Optionen Die Auszahlungsprofile (Payoff-Profile) des Europäischen Calls und Puts sind gegeben durch: $$\begin{aligned} C_T&=&\max\left\{S_T-K;0\right\}\\ P_T&=&\max\left\{K-S_T;0\right\}\\ \end{aligned}$$ Die Funktionen C_(T) und P_(T) beschreiben gleichzeitig den Wert der Option im Zeitpunkt T. Ziehen wir die Optionsprämie C₀ bzw. P₀ hiervon ab, so erhalten wir die Gewinn-/Verlustfunktionen der Optionen. Gewinn- und Verlustprofil Long Call [image] Gewinn- und Verlustprofil Short Call [image] Gewinn- und Verlustprofil Long Put [image] Gewinn- und Verlustprofil Short Put [image] Synthetische Positionen - Gewinn/Verlustprofil eines existierenden Finanztitels wird durch Kombination anderer Finanztitel dupliziert. - Gewinn/Verlustprofil wird also synthetisch über die Kombination verwandter Instrumente nachgebildet. - Wird durch Beziehung zwischen Derivaten und Underlyings ermöglicht. Synthetische Positionen Gewinn/Verlustprofil des synthetischen Kaufs einer Kaufoption [image] Ausgewählte synthetische Positionen im Überblick Synthetische Nachbildung von ... durch ... ---------------------------------- ------------------------------------------- Long Call Long Put und Kauf des Basiswertes Short Call Short Put und Leerverkauf des Basiswertes Long Put Long Call und Leerverkauf des Basiswertes Short Put Short Call und Kauf des Basiswertes Kauf des Basiswertes Short Put und Long Call Leerverkauf des Basiswertes Long Put und Short Call Gewinn- / Verlustprofil Short Straddle [image] Gewinn- und Verlustprofil Long Strangle [image] Wichtige Eigenschaften von Optionen - Für die Ausübung einer klassischen Option ist nur ein einziger Kurs von Interesse, der Kurs des Basisinstruments. → Bei exotischen Optionen können die Kurse mehrerer Basisinstrumente relevant sein und die Höhe der Zahlung bzw. die Zulässigkeit der Ausübung beeinflußen. → Beispiel: Basket-Optionen - Der Wert, den der Optionserwerber bei Ausübung einer klassischen, im Geld liegenden Option erhält, ist linear steigend mit Steigung eins, bezogen auf den Kassakurs des Basisinstruments. → Bei exotischen Optionen kann diese Linearität ersetzt werden durch eine nichtlineare Beziehung zwischen der Zahlung bei Ausübung und dem Kurs des Basisinstruments. Die Ausübung kann auch zu einer fixen, kursunabhängigen Zahlung führen. → Beispiel: Digitaloptionen (Binäroptionen), also Cash or Nothing-Optionen, etc. - Die Zahlung bei Ausübung einer klassischen Option bemisst sich nur nach dem Kurs des Basisinstruments im Ausgangszeitpunkt. → Bei exotischen Optionen können dagegen auch andere Zeitpunkte oder auch Zeiträume relevant sein. → Beispiel: Durchschnittsoptionen (bspw. Asiatische Optionen) - Das Recht des Erwerbers einer klassischen Option, diese wahrzunehmen, ist nur im Hinblick darauf beschränkt, wann er ausüben darf, ansonsten existieren keine Beschränkungen. → Einige exotische Optionen sind die Aufrechterhaltung oder Inkraftsetzung des Ausübungsrechts an bestimmte Bedingungen, z. B. bezüglich des Kursverlaufs des Basisinstruments, geknüpft. → Beispiel: Schwellenoptionen oder Barrier-Optionen Kurspfadabhängige Optionen - Eine Option wird als kurspfadabhängig bezeichnet, wenn die Auszahlung zur Optionsfälligkeit von der Kursentwicklung bis zu diesem Zeitpunkt direkt abhängt. - Kurspfadabhängige Optionen können zusätzlich einem Schwellenkriterium unterliegen. Systematik exotischer Optionen p.1|p.1|p.2|p.2|p.2 Faktorzahl & Determi- nanten & Kurspfadunabhängige Optionen & & & & Ohne Schwelle & Mit Schwelle Einfak- torielle Optionen & Qualitativ & Digital-Optionen (Asset or Nothing-, Cash or Nothing- sowie Gap-Optionen) & Schalteroptionen, Rangeoptionen & Kontroll-Optionen, Quattro-Optionen & Quantitativ & Klassische (=Plain-Vanilla) Optionen, Power Optionen, Contingent Optionen & Durchschnittsoptionen, Extremwertoptionen & Schwellen-Optionen & Basket-Optionen, Performance-Optionen, Quanto-Optionen & Compound-Optionen, Chooser-Optionen & Einfaktorielle Optionen - Digitaloptionen (Binäroptionen) - Cash or Nothing-Kaufoptionen - Asset or Nothing Calls - Schalteroptionen - Range-Optionen - Schwellenoptionen (Kontrolloptionen) - Contigent-Optionen - Pay Later-Option - Power-Optionen - Potenzierung des entsprechenden Auszahlungsbetrags. - Auszahlung nach oben limitiert. Einfaktorielle Optionen - Durchschnittsoptionen - Meist arithmetisch - Average Rate Call-Option (Asian Call) - Average Strike Call-Option - Extremwertoptionen (Lookback-Optionen) - Extreme Kursrealisationen - Schwellenoption (Barrier-Optionen) - Wird ein festgelegtes Kursniveau, die Schwelle, erreicht, wird das Recht auf Ausübung der Option in Kraft (In-Option) oder außer Kraft (Out-Option) gesetzt. Mehrfaktorielle Optionen - Basket-Optionen - Kursdurchschnitt aus einer spezifizierten Zahl von Aktien, die oft derselben Branche angehören. - Performance-Optionen - Entscheidend ist die relative Entwicklung der Kurse mehrerer Basisinstrumente. - Quanto-Options - Die Ausübung führt zu einer Zahlung, die sich aus der Differenz des Kurses eines Basisobjekts und einem Ausübungspreis, die beide in Fremdwährung denominiert sind, und dem Terminkurs dieser Fremdwährung ergibt. - Die Zahlung erfolgt nicht in Fremdwährung, sondern in Heimatwährung. Mehrfaktorielle Optionen - Compound-Optionen - Basisobjekt einer ansonsten klassischen Option ist wiederum eine Option. - Chooser-Optionen - ähnlich wie über Straddle-Positionen. - Billiger als Straddles. Swaps Swaps - Ein (Zins-)Swap ist eine Vereinbarung zwischen i.d.R. zwei Parteien. - Dabei handelt es sich um ein außerbörliches (OTC) (Zins-) Termingeschäft. - Dennoch sind Swaps weitgehend standardisiert durch die festgelegten Definitionen und ein Standardvertragswerk der ISDA. - Swaps sind unbedingte (symmetrische) Zinstermingeschäfte. - Vereinfacht ausgedrückt kann man kann einen Swap als eine Kombination von Forwards betrachten. - Beispiel Plain Vanilla Swap: Tausch fester Zinszahlungen gegen variable Zinszahlungen. Swaps [image] Contracts for differences (CFDs) Contracts for differences (CFDs) - Derivative Kontrakte, die so gestaltet sind, dass der Preis immer dem des zugrunde liegenden Wertpapiers entspricht. - Wurde 1990 für institutionelle Anleger in Großbritannien entwickelt, um die stamp duty (Steuern) zu vermeiden. - 1998 für Kleinanleger eingeführt. - Großbritannien größter Markt, gefolgt von Deutschland, Japan, Australien und Singapur. - Deutschland: 1,58 Billionen Euro im Jahr 2018 (CFD Verband e.V.), das entspricht etwa dem gesamten Transaktionsvolumen der Deutschen Börse AG. - Vorteile: Leverage, Short-Positionen. Einsatzgebiete Wozu Derivate eingesetzt werden - Um Risiken zu hedgen. - Um (auf bestimmte zukünftige Marktentwicklungen) zu spekulieren. - Um Arbitragegewinne zu realisieren. - Um bestimmte Eigenschaften einer Verbindlichkeit zu ändern. - Um bestimmte Eigenschaften eines Investments zu ändern, ohne dafür Kosten für den Verkauf des Portfolios und den Kauf eines anderen Portfolios aufzuwenden. Händlertypen - Hedger - Spekulanten - Arbitrageure Einige der größten Handelsverluste sind eingetreten, weil Personen mit dem Mandat, als Hedger oder Arbitrageur zu handeln, plötzlich Spekulanten wurden. Hedger Beispiele - Ein europäisches Unternehmen wird in drei Monaten eine Zahlung für Importe aus den USA zahlen und möchte diese Verpflichtung durch eine Long-Position in einem Forward absichern. [image] - Ein Investor besitzt 1000 Aktien von Microsoft bei einem aktuellen Kurs von pro Aktie. Ein zweimonatiger Put mit einem Basispreis von kostet aktuell . Der Investor sichert seine Position durch den Kauf von 10 Kontrakten ab. Wert einer Aktienposition mit/ohne Hedging [image] Spekulanten Ein Beispiel - Ein Investor mit Vermögen erwartet, dass der Aktienkurs von Amazon in den nächsten 2 Monaten steigen wird. Der aktuelle Kurs beträgt , der Preis eines zweimonatigen Calls mit einem Basispreis von beläuft sich auf . - Was sind die möglichen Strategien? Arbitrageure 1. Gold: Eine Arbitragemöglichkeit? Nehmen Sie an: - Kassakurs für Gold beträgt US pro Unze - Einjahres-Forwardpreis für Gold beträgt US pro Unze - Einjahres-US-Zinssatz ist 5 %  p.a. Existiert eine Arbitragemöglichkeit? Arbitrageure 2. Gold: Eine weitere Arbitragemöglichkeit? Nehmen Sie an: - Kassakurs für Gold ist US pro Unze - Einjahres-Forwardpreis für Gold beträgt US pro Unze - Einjahres-US-Zinssatz ist 5 %  p.a. Existiert eine Arbitragemöglichkeit? Arbitrageure Der Forwardpreis von Gold Falls der Kassakurs für Gold S ist und der Forwardpreis für einen Kontrakt mit Fälligkeit in T Jahren F ist, dann gilt F = S(1 + r)^(T) wobei r der Einjahres-Zinssatz für eine (heimische) risikolose Anlage ist. In den Beispielen war S = 300, T = 1 und r = 0, 05, so dass gilt: F = 300 ⋅ (1 + 0, 05) = 315 Zusammenfassung und Ausblick Zusammenfassung und Ausblick - Heute haben wir uns mit einigen wichtigen Finanztiteln beschäftigt. - Wir haben sowohl Aktien und Anleihen als auch einige wichtige Derivate kennengelernt. - In der nächsten Vorlesung werden wir uns mit der Bewertung unter Risiko befassen.