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Kurzurlaub in Deutschland: Wo komme ich mit dem Zug gut hin? | Dieser Beitrag wurde am 31.05.2018 auf bento.de veröffentlicht. Du hast nur ein Wochenende Zeit, um Urlaub zu machen? Nicht verzweifeln: Es ist möglich. Wir zeigen dir spannende Orte innerhalb Deutschlands, die du schnell mit dem Zug erreichen kannst – und die dein Wochenende zu einem besonderen Erlebnis machen. Auf nach Baden-Württemberg! Wohin genau?Nach Malereck in Langenargen.Warum?Der Bodensee ist der größte See Deutschlands. Ein besonderer Ort ist das Malereck. Dort gibt es einen Strand aus Kieselsteinen, öffentlich zugänglich und umsonst. Mit Blick auf die Alpen ist der Sonnenuntergang einmalig, Romantik pur, fast kitschig. Es gibt Toiletten, Duschen, Grillstellen. Und in Langenargen sind genug Supermärkte. Wie komme ich hin?Langenargen selbst hat einen kleinen Bahnhof. Von dort aus sind es 20 Minuten zu Fuß zum Malereck. Wo wohne ich?Der Camping-Park Gohren ist zu Fuß eine halbe Stunde vom Strand entfernt. Hier kannst du unter mehreren Wohnarten auswählen, von günstig bis teuer. Am billigsten ist es natürlich, wenn du dein eigenes Zelt mitbringst. Pro Person kostet eine Nacht dann 11 Euro. Auf nach Bayern! Wohin genau?Nach Oberfranken. In die Fränkische Schweiz.Warum?Weil du man dort klettern (lernen) kann. Die Fränkische Schweiz gehört mit über 6000 Routen zu den am besten erschlossenen Klettergebieten der Welt. Entweder fragst du einfach Leute am Fels, ob du mal mitmachen darfst, oder du besuchst einen Kurs in der Gegend. Kletterer sind sehr entspannte und offene Leute. Abgesehen von tollen Felsen gibt es einige Burgen und Ruinen. Zum Wandern kannst du also auch gut herkommen. Wie komme ich hin? Von Nürnberg aus gehts mit Zug und Bus nach Obertrubach. Dauert gute zwei Stunden. Nach Forchheim kommst du in nur 25 Minuten direkt mit dem Regionalexpress. Auf ins Saarland! Wohin genau?Nach Losheim am See.Warum?Wie der Name schon sagt, dreht sich in Losheim ein großer Teil des Freizeitangebots um den dortigen See. Aber das beschauliche Losheim hat noch mehr zu bieten. Ausgezeichnete Wanderwege rund um den Stausee, Fahrten mit der Museumsbahn durch die schönen Landschaften des Saarlandes. Mit einem Linienbus ist auch ein Tagesausflug in das nahgelegene Luxemburg möglich.Wie komme ich hin? Mit der Regionalbahn fährt man von Saarbrücken etwa eineinhalb Stunden nach Losheim am See.Auf nach Rheinland-Pfalz! Wohin genau?Nach Heidenfahrt bei Heidesheim.Warum? Im Rhein zu baden ist nicht an jeder Stelle eine gute Idee. In Heidenfahrt ist es ungefährlich, obwohl die Strömung spürbar ist. Sie trägt einen von Strand zu Strand. Denn genau den findest du in Heidenfahrt, aus Sand. Mit Blick auf Hessen, direkt auf der anderen Rhein-Seite, mit Blick auf viele Bäume auf einem Hügel. Grillen ist erlaubt. Und oft werden direkt am Eingang zum öffentlichen Strand Äpfel, Kirschen oder Erdbeeren verkauft. Wie komme ich hin?Von Mainz aus mit dem Zug nach Heidesheim, in acht Minuten. Von dort aus läufst du noch 20 Minuten zum Strand. Wo wohne ich?Am besten auf dem Campingplatz direkt nebenan, "Inselrhein Heidenfahrt ". 8 Euro kostet die Nacht pro Person. Ein Zelt kannst du dir für sieben Euro ausleihen. Der Campingplatz hat einen Wein- und Biergarten. Auf nach Hessen! Wohin genau?Ans Felsenmeer im Odenwald.Warum?Bei einer Wanderung kann man sich kaum sattsehen. Überall Felsen. Am oberen Ende des Felsenmeers gibt es eine kleine Quelle, die zwischen den Steinen runter ins Tal fließt. Hier ist man wirklich aus der Welt, obwohl die Stadt nicht weit weg ist. Es gibt auch ein paar Stellen, an denen man bouldern kann. Oder Mountainbiken. Wie komme ich hin?Mit dem Zug kommst du von Darmstadt in 15 Minuten bis Bensheim. Dann fährst du mit dem Bus der bis Reichenbach, Haltestelle Marktplatz. Von da aus ist der Anfang des Felsenmeeres in 20 Minuten zu erreichen. Auf nach Nordrhein-Westfalen! Wohin genau?Nach Olsberg im Sauerland.Warum?In Olsberg gibt es den sogenannten Qualitätsweg "Wanderbares Deutschland". Das Besondere daran ist, dass sich auf dem 39 Kilometer langen Weg mehrere Kneipp-Tretstellen befinden, zum Beispiel die Luisenquelle. Olsberg ist ein anerkannter Kneipp-Kurort. Wenn die Füße also vom vielen Laufen ein wenig schmerzen – kein Problem. Wie genau dieses Kneippen funktioniert, erklären viele Infotafeln vor Ort. Die Wanderpfade sind naturbelassen, es gibt mehrere Aussichtspunkte und Einkehrmöglichkeiten. Wie komme ich hin?Von Paderborn aus nimmst du den Zug nach Olsberg, dort gibt es einen Bahnhof. Dauert eineinhalb Stunden. Wo wohne ich?Pensionen, Gasthöfe, Hotels und Ferienwohnungen: Es gibt von allem viel. Auf nach Niedersachsen! Wohin genau?Nach Lüneburg.Warum?Lüneburg ist eine Stadt südöstlich von Hamburg. Mit wunderschöner Altstadt, guten Restaurants und viel Grün. Vom Stress der Großstadt ist wenig zu spüren: Es gibt einen Markt, kleine Cafés – und ein großes Kino.Lüneburg ist Studentenstadt – es gibt Uni-Workshops zum Mitmachen, Theaterfestivals, Open-Air-Konzerte. Wie komme ich hin?In einer halben Stunde fährt der Metronom vom Hamburger Hauptbahnhof in die kleine Hansestadt. Auf nach Bremen! Wohin genau?Ins Bremer Blockland. Warum?Inmitten der Naturschutzgebiete "Untere Wümme" und "Kuhgrabensee" gibt es mehr Kühe als Menschen – und damit eine wunderbare Ruhe zum Runterkommen. Bei einer Torfkahnfahrt kannst du die ehemaligen Feucht- und Moorgebiete zwischen Bremer Blockland und Teufelsmoor vom Wasser aus kennenlernen. Die Tour beginnt am Torfhafen in Findorff, an Bord lässt sich Wissenswertes erfahren rund um den Torfabbau in früheren Zeiten.Wie komme ich hin?Vom Bremer Hauptbahnhof dauert die Busfahrt zur Haltestelle Findorfallee nur vier Minuten. Auf nach Hamburg! Wohin genau?An den Öjendorfer See.Warum?Die große Liegewiese und das für seine Sauberkeit bekannte Wasser ist die ideale Abkühlung an heißen Sommertagen. Für wasserscheue Besucher bietet der anliegende Park auch einen Minigolfplatz, Wanderwege und eine Ponyreitbahn. Wie komme ich hin?Einfach in die U2 steigen und am U-Bahnhof Merkenstraße aussteigen. Von dort geht es dann mit dem Bus weiter. Vom Hamburger Hauptbahnhof aus dauert die Fahrt ungefähr 50 Minuten. Wer es gern sportlich mag, kann sich auch auf das Fahrrad schwingen und die rund zehn Kilometer radeln.Auf nach Schleswig-Holstein! Wohin genau? Nach Bad Malente.Warum?Weil du hier Ruhe hast. Keine Party, keine Disco, kein Schaulaufen: Hier sitzt du einfach am See, unterhältst dich beim Schokokuchen mit Omas im Café. Ein Kurztrip in deine Zukunft als Rentner, quasi – und sehr gut zum Runterkommen.Wie komme ich hin? Über Hamburg fahren, von dort dauert es im RE80 Richtung Lübeck etwa eineinhalb Stunden. Der kleine Bahnhof liegt direkt in der Ortsmitte, die meisten Hotels solltest du von dort zu Fuß erreichen können.Auf nach Mecklenburg-Vorpommern! Wohin genau?Zum Tollensesee in Neubrandenburg.Warum?Man kann direkt am See Fahrräder mieten, es gibt viele Picknickplätze und zum Sonnen den Sandstrand. Das Wasser ist lange flach, zum Hineinspringen gibt es einen Steg. Wer was lernen will, kann zum ehemaligen nationalsozialistischen Musterdorf Alt Rehse laufen und sich die alten Häuser der Nachbarschaft ansehen. Wie komme ich hin?Mit dem MV-Ticket und der Nord-Ostsee-Bahn. Mit dem Bus vom Bahnhof zwei Minuten bis Hochschule fahren und von dort aus 15 Minuten zur Badestelle laufen.Auf nach Brandenburg! Wohin genau?Nach Bad Saarow.Warum?Das Naturidyll am Scharmützelsee genoss schon beim berühmten deutschen Dichter Theodor Fontane Beliebtheit. Zwar dürfte dort zu seiner Zeit nicht allzu viel los gewesen sein, doch waren es vor allem die weiten Ufer des "Merkischen Meeres" (wie er den Scharmützelsee nannte), die es ihm angetan hatten. Heute bietet der malerische Kurort mit rund 5000 Einwohnern den zweitgrößten See Brandenburgs, 300 Kilometer Rad- und Wanderwege, Thermalbad und verschiedene Sportangebote. Wie komme ich hin?Der Ort ist 70 Kilometer von Berlin entfernt. Mit der Bahn dauert es vom Berliner Hauptbahnhof eine Stunde nach Bad Saarow. Allerdings muss man ein paarmal umsteigen.Auf nach Berlin! Wohin genau?Zum Havelhöhenweg.Warum?In Berlin lässt sich erstaunlich gut wandern. Eine tolle Strecke ist der "Havelhöhenweg". Er führt von der Heerstraße/Stößenseebrücke im Norden entlang des Ost-Ufers der Havel bis zum Wannsee im Süden. Auf den zehn Kilometern Wanderweg kommst du an verschiedenen Sehenswürdigkeiten vorbei, zum Beispiel dem Grunewaldturm, der eine Aussichtsplattform auf 36 Meter Höhe hat. Wie komme ich hin?Vom Berliner Hauptbahnhof kannst du in gut 30 Minuten zur Haltestelle Havelchaussee fahren. An der Haltestelle Wannsee steigst du vom Zug in den Bus um.Auf nach Sachsen-Anhalt! Wohin genau?Zum Brocken im Harz in Wernigerode.Warum?Der Harz gehört zu den schönsten und urigsten Wäldern Deutschlands. Mit Moos überwucherte Kiefern liegen neben dem Wegrand, massive Felsbrocken ragen empor – und dann dröhnt irgendwo zwischen den Bäumen eine Dampflok. Die Harzer Brockenbahn.Vom Bahnhof Drei-Annen-Hohne schnauft sie sich auf den 1142 Meter hohen Gipfel des Brockens. Der Berg war zu DDR-Zeiten Grenzgebiet – heute können Wanderer vom Gipfel nach Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt schauen.Wie komme ich hin?Die Anbindung ist nicht die beste, zugegeben. Aber der Weg lohnt sich. Von Hannover und Leipzig aus fährt der öffentliche Verkehr in zwei Stunden nach Wernigerode.Auf nach Sachsen! Wohin genau?Ins Leipziger Neuseenland.Warum?Das Leipziger Neuseenland ist super jung – vielleicht sogar jünger als du selbst. Die Seen entstanden erst in den letzten 20 Jahren aus alten Tagebau-Gebieten, und bis heute wird noch an ihnen gearbeitet. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Dinge zu entdecken, vom gut besuchten Nordstrand am Cospudener See bis hin zur olympiatauglichen Kanu-Anlage, Segelbooten und einem Freizeitpark am Wasser ist alles dabei.Die Seen sind über Kanäle und Flüsse miteinander verbunden. Kein Wunder, dass viele Leipziger sagen: Bei uns ist man schneller am See als auf der Autobahn.Wie komme ich hin?Vom Leipziger Hauptbahnhof Zwenkau dauert es 40 Minuten mit der S-Bahn.Auf nach Thüringen! Wohin genau?Nach Gera.Warum?Gera ist eine ehemalige Industriestadt, seit der Wende stehen viele Plattenbauten leer, die Fabriken sind stillgelegt. Auf den zweiten Blick tauchen aber viele interessante Kleinode auf.Gera ist die Geburtsstadt des Malers Otto Dix, die Kunstsammlung der Stadt zeigt seine besten Werke. Auch der Bauherr Henry van de Velde wirkte hier – Architekturfans können Jugendstil-Villen wie das Haus Schulenburg besuchen. Im Stadtwald liegt der Geraer Tierpark, entlang der Elster führt ein Radweg bis nach Leipzig.Wie komme ich hin?Aus Leipzig oder Erfurt ist Gera mit der Regionalbahn gut zu erreichen, dauert jeweils eine Stunde. Diese Reiseberichte bereiten dich perfekt auf deine eigene Reise vorDa wollen wir hin! Die besten Reiseführer und Ratgeber für deinen Trip | bento-Redaktion | Schnell mit dem Zug zu erreichen, günstig, Natur pur! | [
"Deutschland",
"Kurztrip"
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| Reise | default | 2018-05-31T11:54:00+02:00 | 2018-05-31T11:54:00+02:00 | https://www.spiegel.de/reise/kurzurlaub-in-deutschland-wo-komme-ich-mit-dem-zug-gut-hin-a-00000000-0003-0001-0000-000002436680 |
Wimbledon-Siegerin Simona Halep: Mitglied auf Lebenszeit | Serena Williams brachte es auf den Punkt. Bei der Siegerehrung im Anschluss an ihr elftes Wimbledon-Endspiel wurde die Amerikanerin nach der Leistung ihrer Gegnerin gefragt. "Sie hat wirklich wahnsinnig gespielt", sagte Williams. Und "wahnsinnig" trifft es ganz gut, um die Leistung von Simona Halep zu beschreiben. Die Rumänin fegte in nur 55 Minuten über Williams hinweg und gewann zum ersten Mal die wichtigste Trophäe der Welt. "Es ist ein unglaublicher Moment. Es war immer ein Traum, hier zu gewinnen. Nicht nur für mich, sondern auch für meine Mutter", sagte Halep kurz nach dem größten Triumph ihrer Karriere. Ihre Mutter, so die neue Weltranglistenvierte, habe ihr schon als Kind mit auf den Weg gegeben, dass sie das Wimbledon-Finale erreichen müsse, um wirklich etwas erreicht haben zu wollen. Als Motivation, das verriet sie lachend, diente ihr auch die Mitgliedschaft auf Lebenszeit im Veranstalterverein All England Lawn Tennis and Croquet Club. Alle Einzel-Champions in Wimbledon erwerben dieses Recht. Im gesamten Turnierverlauf nur einen Satz verlorenHalep und Wimbledon? Das war bis zu diesem Jahr noch keine Liebesgeschichte. 2012 und 2015 war sie bereits in der ersten Runde gescheitert, im vergangenen Jahr war wenige Wochen nach ihrem Sieg bei den French Open auch schon in Runde drei Schluss. Und in dieser Saison hatte Halep vor Wimbledon lediglich ein Finale erreicht, als Topfavoritinnen galten andere. Doch sowohl die Titelverteidigerin Angelique Kerber als auch die Rasenspezialistin Karolina Pliskova schieden früh aus. So war der Weg frei für Halep, die in sieben Partien nur einen Satz abgab. Ihr bestes Spiel folgte dann im Finale. Sie zwang ihre Kontrahentin zu vielen Fehlern, indem sie jeden noch so aussichtslosen Ball zurückschlug. Williams musste sich hinterher eingestehen, dass sie es deshalb irgendwann mit dem Tempo ihrer Schläge übertrieben habe. Halep benötigte nicht einmal eine Stunde, um Tennisgeschichte zu schreiben. Die 27-Jährige gewann als erste Rumänin das Turnier an der Church Road. Weder Ilie Nastase, der in den Siebzigerjahren zu den besten Sandplatzspielern der Welt gehörte, noch die ehemalige French-Open-Siegerin Virginia Ruzici konnten in Wimbledon triumphieren. Halep zählt mit zwei Grand-Slam-Siegen nun zu den erfolgreichsten Sportlerinnen ihres Landes, schon nach dem Titel in Paris wurden Vergleiche mit der fünffachen Olympiasiegerin Nadia Comaneci gezogen. Dritte Grand-Slam-Finalniederlage seit 2018Während Halep auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ist, muss Williams einen weiteren Rückschlag verkraften. Für sie ist es die insgesamt neunte Niederlage im Endspiel eines Majors - und bereits die dritte binnen eines Jahres. "Jede Niederlage ist hart für mich. Aber wenn jemand so gut spielt wie Simona, ist da nichts, was du tun kannst", sagte Williams. Dass sie den Rekord von Margaret Court erneut verpasst hat, spiele in ihrem Kopf keine Rolle. "Ich will nur Spaß haben und das Beste aus mir herausholen", so Williams. Nach einem baldigen Karriereende sieht es nicht aus. Die bald 38-Jährige beteuerte, dass es ihrem zuletzt angeschlagenen Knie "sehr gut" gehe und dass sie derzeit sehr glücklich sei. Das trifft auch auf Halep zu. "Ich bin ziemlich sicher, dass das heute das beste Match meines Lebens war", sagte sie. | Bastian Midasch | Simona Halep spielt das Match ihres Lebens, gewinnt zum ersten Mal das Turnier in Wimbledon und schreibt nebenbei Tennisgeschichte. Besonders glücklich macht die Rumänin damit ihre Mutter. | [
"Wimbledon 2019",
"London"
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| Sport | default | 2019-07-13T22:15:00+02:00 | 2019-07-13T22:15:00+02:00 | https://www.spiegel.de/sport/sonst/wimbledon-siegerin-simona-halep-mitglied-auf-lebenszeit-a-1277215.html |
Niebel löst mit Interview Debatte in der FDP aus | Berlin - Dirk Niebel absolviert einen Pflichttermin. Er spricht über den Weltentwicklungsbericht. Der Saal der Bundespressekonferenz ist so gut wie leer. Doch der Entwicklungsminister weiß auch diesen mauen Auftritt für Werbung in eigener Sache zu nutzen. Er freue sich, dass die Arbeitslosenzahl weiter gesunken sei, noch nie seien so viele Menschen in Deutschland beschäftigt gewesen, verkündet er freudig. Ganz so als sei das sein Verdienst. Niebels Lob für Schwarz-Gelb ist kaum verhallt, da muss er zu einem Interview Stellung nehmen, das er der "Rheinischen Post" gegeben hat. Indirekt hat Niebel darin die Frage befeuert, ob die angeschlagene Partei mit FDP-Chef Philipp Rösler in den Bundestagswahlkampf ziehen soll. Das sorgt in seiner Partei für mächtig Aufregung. Mit Rösler, der vor mehr als einem Jahr an die Spitze gewählt wurde und damals als Hoffnungsträger galt, kommt die FDP nicht aus dem Umfragekeller. Sie verharrt bei vier Prozent - nicht genug, um wieder in den Bundestag einzuziehen. Die Liberalen, die sonst gerne öffentlich streiten, haben sich wegen der kommenden Wahl am 20. Januar in Röslers Heimat Niedersachsen zusammengerissen. Viele halten sich mit kritischen Äußerungen zurück. Nun hat Niebel mit einigen verschwurbelten Sätzen das heikle Thema der Spitzenkandidatur wieder neu entfacht. Nicht nur in seiner Partei fragen sich viele: Was will Niebel? Sein Interview lässt viel Raum für Spekulationen. Er sei ja bei der Bundestagswahl Spitzenkandidat in Baden-Württemberg, ohne Parteichef zu sein. Ob das auch ein Modell für den Bund sei, wollte die Zeitung von Niebel wissen. "Sie sehen auch bei der SPD, dass ein Spitzenkandidat nicht zwingend Parteichef sein muss", lautete seine Antwort. Wahlkampf im Team sei immer eine gute Lösung. Und: "Gewöhnlich gilt aber ein Vorsitzender als potentieller Spitzenkandidat, es sei denn, es gibt gute Gründe, das anders zu entscheiden", erklärte der Minister. Fraktionschef, Parteichef und "alle anderen Mitglieder des Präsidiums" müssten im Team die Bundestagswahl meistern. Niebel sitzt im Sattel - im SüdwestenDer frühere FDP-Generalsekretär Niebel, ein enger Weggefährte von Ex-Parteichef Guido Westerwelle, ist in seiner Partei durchaus umstritten. Als er vor drei Jahren das Amt im Entwicklungsministerium übernahm, gab es intern wie öffentlich viel Kritik. War es doch Niebel gewesen, der das Ressort zu Oppositionszeiten abschaffen wollte. An der Spitze seines Ministeriums hat er sich inzwischen einen passablen Ruf erarbeitet - vor allem, weil er die Fusion dreier Entwicklungsorganisationen in die Wege leitete. Neben seinem Ministerium hat Niebel seine Verankerung an der Basis im Südwesten nie aus den Augen verloren. Das zahlte sich jüngst aus. Vor zwei Wochen wurde Niebel auf einer turbulenten Landesvertreterversammlung in Baden-Württemberg überraschend auf Platz eins der Liste für die Bundestagswahl gewählt. Zuvor hatte Landeschefin Birgit Homburger auf den Platz verzichtet, nachdem ein interner Widersacher damit gedroht hatte, gegen sie zu kandidieren. Homburger ist nun an zweiter Stelle der Liste. Niebel ist plötzlich obenauf. Auf dem kommenden Dreikönigstreffen in Stuttgart, bei dem auch der FDP-Fraktionschef im Bundestag, Rainer Brüderle, und Rösler sprechen, wird auch er reden. Niebels Verweis auf die Duo-Lösung in der SPD hat durchaus einen realen Hintergrund. Derzeit kursieren Modelle in der Partei für den Fall, dass Röslers FDP in Niedersachsen nur knapp die Fünfprozenthürde überwindet. Eines lautet: Rösler bleibt Parteichef, Rainer Brüderle wird Spitzenkandidat. Eine andere Variante lautet: Brüderle würde Parteichef und Spitzenkandidat und NRW-Landeschef Christian Lindner käme als einer von drei Parteivizes an seine Seite - für den Fall, dass Rösler abtreten muss. Wochenlang war es um die Personalfrage bei der FDP relativ ruhig. Niebel hat mit seinem Interview jetzt ein Schlaglicht auf die nach wie vor offene Frage der Spitzenkandidatur geworfen. Manche in der Partei vermuten, er habe mit dem Interview klarmachen wollen, bei der künftigen Ausrichtung eine entscheidende Rolle mitspielen zu wollen. Wie denn nun seine Aussage gemeint sei, wird Niebel in der Bundespressekonferenz gefragt. Es sei in den Medien nicht wiedergegeben worden, "was ich gesagt habe, sondern was man sich gedacht hat". Die Bundesvorsitzende oder der Bundesvorsitzende sei immer der beste Spitzenkandidat, den man haben könne, fügt Niebel hinzu. Ob Rösler auch nach dem kommenden Bundesparteitag im Mai Vorsitzender bleibe? Die FDP, sagt Niebel, sei eine "selbstbewusste Partei", er werde daher nicht den Fehler begehen, dem Ergebnis des kommenden Bundesparteitags "vorzugreifen". Klar sei aber: Danach werde die FDP als Team mit einer "starken Führung" in den Bundestagswahlkampf gehen. Den Namen Rösler nahm Niebel übrigens nicht einmal in den Mund. | Severin Weiland | Angriff auf FDP-Chef Philipp Rösler: Sein Parteifreund Dirk Niebel hat eine mögliche Doppelspitze im Bundestagswahlkampf ins Gespräch gebracht. Mit seinen Äußerungen löst der Minister in der Partei Irritationen aus. Viele fragen sich: Was treibt den Liberalen an? | [
"FDP",
"Dirk Niebel",
"Bundestagswahl 2013",
"Philipp Rösler",
"Rainer Brüderle",
"Christian Lindner"
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| Politik | Deutschland | 2012-11-29T17:53:00+01:00 | 2012-11-29T17:53:00+01:00 | https://www.spiegel.de/politik/deutschland/niebel-loest-mit-interview-debatte-in-der-fdp-aus-a-869999.html |
Hausmitteilung SPIEGEL special | Für die Deutschen ist Kalifornien das erklärte Wunschziel in den USA - und sie tun gut daran, sich dort genau umzusehen. Denn in diesem Sonnenstaat mit Schattenseiten sind die Entwicklungen und Konflikte, die auch hierzulande heraufziehen, immer schon ein Stück weiter: Thema des neuen SPIEGEL special, das am Dienstag dieser Woche erscheint. Ein Reporterteam schreibt über Millionärs-Oasen und Nachtasyle, Raumfahrtzentren und Zuchthäuser, Hollywoods Flimmerwelt und den Kampf um die Mammutbäume; zu Wort kommen der deutschstämmige Filmstar Sandra Bullock und Showmacher Thomas Gottschalk ("Die spinnen, die Kalifornier"). | Hans Joachim Schöps | []
| Politik | default | 1997-07-27T13:00:00+02:00 | 1997-07-27T13:00:00+02:00 | https://www.spiegel.de/politik/hausmitteilung-spiegel-special-a-612c21f4-0002-0001-0000-000009272304?context=issue |
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Arme Ema | Ema hat eine Art Schönheit, die den Männern den Kopf verdreht, buchstäblich. Wenn sie bei den Begonientöpfen in ihrer Veranda am Fenster steht, krachen die Autofahrer, die draußen vorbeifahren, in die Gartenmauer, weil sie den Blick nicht von Ema lösen können. Was mag der Himmel noch mit Ema vorhaben? Sie hinkt ein kleines bißchen, und vielleicht gibt diese Disharmonie ihrem Charme einen Hauch von Morbidität. Ema langweilt sich. Sie heiratet einen braven Mann, Landarzt, Witwer; sie bringt zwei Kinder zur Welt; sie hat hier oder da eine Affäre mit einem Nachbarn. Es gefällt ihr, sich lieben zu lassen, aber im Grunde langweilt sie auch das. Ihre Schönheit welkt nicht, weil sie sie immer für sich behält. Am Ende aller Fehltritte geht sie mit einem Fehl-Tritt in den Tod, buchstäblich - vielleicht war das die bestimmte Bestimmung, der tiefere Sinn ihres Hinkens, von Anfang an. Arme Ema. Einen so schwelgerisch schönen, aberwitzigen, geheimnisvollen Film gibt es nicht alle Tage, er kommt wie aus einer anderen Wirklichkeit. Manoel de Oliveira ist, an einem fernen Rand Europas, vor ein paar Wochen 85 geworden, seinen ersten kurzen Film hat er vor 63 Jahren gedreht. Natürlich hat Oliveira, der erst als 70jähriger zu internationalem Ruhm kam, mit seinen Filmen kaum je Geld verdient. Er hat von einer väterlichen Textilfabrik und vom Weinhandel gelebt, eine Art Filmemacher nach Gutsherrenart; und er galt sogar in Portugal als Einzelgänger, als Provinzler, von Lissabon aus gesehen, weil er sich nie von der Welt seiner Herkunft gelöst hat, von Porto und dem Tal des Douro. Dort, zwischen Weinbergen und Gutshäusern an den Hängen eines mäandernden Flusses, spielt auch die Geschichte von Ema (Leonor Silveira): in einem Tal, das den Namen Abrahams trägt (im Original heißt der Film »Vale Abraao"), weil schon der Urvater die Seitensprünge seiner Frau mit solcher Nachsicht duldete wie nun Emas Carlos. Ein Sittenbild aus der Provinz: Die Namen Ema und Carlos sollen an Emma und Charles Bovary erinnern. Die Schriftstellerin Agustina Bessa-LuIs hat, auf Oliveiras Wunsch, einen Roman geschrieben, der auf vertrackte Weise Flaubert-Motive zitiert und variiert, und diesen Romantext benutzt Oliveira in seiner Filmversion wiederum, manchmal ironisch, als gesprochenen Kommentar: Die Bilder verraten, was das Wort verschweigt. Oliveira ist ein Einzelgänger, weil die Regisseure, denen er sich nahe fühlt, einer anderen Zeit angehören: Dreyer mit seiner Ehebruchs-Heroine »Gertrud«, der spanische Bunuel von »Viridiana«, Bresson in seinen Annäherungen an Dostojewski. Bresson allerdings, der gestrenge, wäre mit Ema in 70 Minuten fertig gewesen, Oliveira hingegen, der Schwärmer und Schwelger, der die labyrinthischen Anekdoten liebt, nimmt sich volle drei Stunden Kinozeit. Sehr ungern hat er darauf verzichtet, an diesem letzten Werk ein ganzes Jahr lang zu drehen, um dem wechselnden Licht der Jahreszeiten folgen zu können. Jedes Bild soll ja nicht irgendeines sein, sondern ein einmaliges, und so leuchten sie. Das heißt aber nicht - und deshalb sind die drei Kinostunden ein Erlebnis -, daß damit alles klar wäre. Ema wird, noch im Nachdenken über sie, immer schöner und immer rätselhafter. Y | »Am Ufer des Flusses«. Spielfilm von Manoel de Oliveira. Portugal 1993. | [
"Manoel de Oliveira",
"Portugal"
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| Kultur | default | 1994-01-09T13:00:00+01:00 | 1994-01-09T13:00:00+01:00 | https://www.spiegel.de/kultur/arme-ema-a-051b5190-0002-0001-0000-000013683223?context=issue |
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Unser Universum: Signale aus dem Weltraum | Das SETI Projekt der NASA existiert tatsächlich und beschäftigt sich mit der Suche nach extraterrestrischer Intelligenz.SPIEGEL TV zeigt in Form einer fiktionalen Dokumentation ein futuristisches Szenario: Was würde passieren, wenn tatsächlich einmal verschlüsselte Signale aus dem Weltall empfangen werden? Im zweiten Teil des Themenabends geht es um Megablitze, die tausendmal größer und stärker sind als normale Entladungen am Himmel. Die so genannten "Sprites" treten oberhalb der Wolkendecke auf und können bis zu 100 Kilometer in die Höhe schießen. Das Phänomen ist bekannt, doch nur wenig erforscht. Im Auftrag der NASA versuchen Experten, die Ursachen dieser spektakulären Erscheinungen zu enträtseln und herauszufinden, welche Gefahr sie für die Luft- und Raumfahrt bergen. | Sind wir allein im Universum? Seit Menschengedenken bewegt diese Frage jeden, der in den Sternenhimmel blickt. Der Gedanke an Ufos und Aliens inspirierte nicht nur Phantasten, sondern auch ernstzunehmende Wissenschaftler. | []
| Panorama | default | 2006-09-21T14:35:37+02:00 | 2006-09-21T14:35:37+02:00 | https://www.spiegel.de/sptv/themenabend/a-438420.html |
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SPIEGEL Surfs the Web: Torturing Troublesome Teens | Most people are aware that the older you get the more likely you are to becoming hard of hearing. But apparently it's not just grandpa who can't hear as well as those young whippersnappers. It seems teenagers have the ability to heard higher frequencies than most adults and oneenterprising guy from Wales has decided to exploit that physiological phenomenon to help rid shopkeepers of pesky and troublesome youths. Howard Stapleton has invented theMosquito -- a sonic device that emits an annoying high-frequency noise that can for the most part only be heard by those under 20. A test unit has successful chased away a pack of surly teenagers that used to darken the stoop of one Welsh grocer. Now if someone can just come up with a device to shoo away those people that stuff our mailboxes full of junk mail. And telemarketers A Kalashnikov for Christmas Wondering what to give your friends and family this holiday season? Run out of creative gift ideas? Well, you could always donate a rocket launcher in the name of that special someone. Or how 'bout a Kalashnikov? Perhaps a tank? No silly, we aren't suggesting you get involved in the arms trade. There's a novelWeb site offering to turn swords into ploughshares this Christmas. You can donate money so blacksmiths in war-torn Sierra Leone can make something useful out of the previously mentioned items. The site also lets you buy a"supergoat" for villages in Africa. And if that's not enough barnyard for you, check outthis place . They've got chickens and sheep on offer. Or perhapsoxen is more your thing? Remixing the Washington PostThe Washington Post's online operation has started a new project that will allow users to "remix " the paper's content. People won't be able to change stories, but they can take them and headlines and repackage them for non-commercial use increative ways across cyberspace. "Why are we doing this? Because we want to fosterinnovation , and because we want to see your ideas about new ways of displaying news and information on the Web," reads the paper's introduction on the Post Remix site. Dubbed "mashingtonpost.com" by its creators, the project hopes to highlight the efforts of Web developers while getting out the Post's online offerings to a wider audience. TheBBC already has a similar project up and running. | You may have already heard of devices that emit high-pitched noise to scare away birds, gophers or other pests from the animal kingdom, but teenagers? Don't worry. You're probably old enough that while junior is annoyed and shoves off, you won't hear a thing. | []
| International | default | 2005-12-01T15:41:19+01:00 | 2005-12-01T15:41:19+01:00 | https://www.spiegel.de/international/spiegel-surfs-the-web-torturing-troublesome-teens-a-387900.html |
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Texas: Milliardär im Gefängnis verprügelt | Conroe - Der 59-jährige Standford wurde am Freitag ins Krankenhaus gebracht, die Verletzungen sind nicht lebensbedrohlich, wie ein Justizsprecher miteilte. Einzelheiten zu dem Streit wurden nicht bekanntgegeben. Das Gefängnis in Conroe in Texas wird von einem privaten Unternehmen geführt. Stanford galt vor seiner Festnahme Mitte Juni als einer der reichsten Amerikaner. Ihm und mehreren Mitangeklagten wird vorgeworfen, mit angeblich sicheren Festgeldanlagen bei der Stanford International Bank auf Antigua Anleger um etwa sieben Milliarden Dollar geprellt zu haben. Stanford soll mindestens 1,6 Milliarden Dollar für seinen aufwendigen Lebensstil abgezweigt haben. Dazu gehörten nach Angaben der Ermittler sechs Privatjets, ein Hubschrauber und Anwesen in Miami und auf der Karibikinsel St. Croix. | jdl/AP | Er galt als einer der reichsten Amerikaner, dem zeitweise sechs Privatjets gehörten: Jetzt ist der wegen Betrugsverdacht inhaftierte US-Finanzjongleur R. Allen Stanford bei einer Schlägerei im Gefängnis verletzt worden. | [
"Finanzskandale",
"Allen Stanford"
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| Panorama | Justiz & Kriminalität | 2009-09-26T13:29:19+02:00 | 2009-09-26T13:29:19+02:00 | https://www.spiegel.de/panorama/justiz/texas-milliardaer-im-gefaengnis-verpruegelt-a-651506.html |
IG Metall rüffelt Brandbrief von Würth | Schwäbisch-Hall - Die IG Metall hat verärgert auf einen Brandbrief von Schraubenkönig Reinhold Würth reagiert. In dem siebenseitigen Brief, aus dem die "Stuttgarter Zeitung" und die Nachrichtenagentur dpa zitieren, liest der Vorsitzende des Stiftungsaufsichtsrates der Künzelsauer Würth-Gruppe seinen Außendienstmitarbeitern kräftig die Leviten. Im ersten Halbjahr 2012 hätten sie nur 3,3 Prozent Wachstum erzielt. Dabei wolle der Konzern bis zum Jahr 2020 20 Milliarden Umsatz erwirtschaften, ihn also in den kommenden acht Jahren verdoppeln. Wegen der "miserablen Umsatzzuwachsrate" des ersten Halbjahrs könne der Firmengewinn so unter Druck geraten, "dass wir uns von Außendienstlern, die vielleicht nicht mehr als ihre eigenen Kosten verdienen, trennen müssten", hieß es in dem Schreiben. Würth zitiert die Weisheit "Morgenstund' hat Gold im Mund" und legt den Außenmitarbeitern nahe, sich ein Beispiel am Innendienst zu nehmen. Die Angestellten in der Zentrale seien mit Mittagspause von 7.30 bis 17.15 Uhr im Dienst. "Sind Sie um 7.30 Uhr beim ersten Kunden?" Seine 63-jährige Berufserfahrung sage ihm, dass ein großer Teil der Außendienstmitarbeiter die Arbeitszeit nur zu 60 bis 70 Prozent nutze. "Ausdrücklich: Ich denke nicht daran, den Außendienst abzuschaffen, appelliere aber an Sie alle, die Geduld der Zentrale nicht zu überfordern." "Wenn man nur ein bisschen kratzt, ist gleich der Lack ab"Die IG Metall zeigte sich entsetzt: "Eine solche Schärfe, was den Vertrieb angeht, kenne ich nur aus dem Betrieb Würth", sagte Heide Scharf, Bevollmächtigte der Gewerkschaft für Schwäbisch Hall. Sie habe das Unternehmen schon länger im Blick: "Nach außen hin ist alles super, aber wenn man nur ein bisschen kratzt, ist gleich der Lack ab." Trotz der knapp 66.000 Mitarbeiter weltweit und mehreren tausend in der Region gebe es bei Würth keinen Betriebsrat - nur einen Vertrauensrat ohne jegliche rechtliche Grundlage. Es sei höchste Zeit, einen Betriebsrat zu wählen, forderte sie. Auch müssten die Gehälter der Mitarbeiter mit einem Tarifvertrag geregelt werden. Die Initiative müsse allerdings von den Mitarbeitern kommen. "Doch die Leute haben einfach Angst und trauen sich nicht." Norbert Heckmann, Vorsitzender der Würth-Geschäftsführung, antwortete schriftlich auf die Veröffentlichung des Briefs: Ziel sei es, die Kunden zu begeistern. "Daher ist die Führung leistungsbezogen und darauf aus, eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit zu generieren, getreu unserer Kulturregel 'Je größer der Erfolg, umso höher die Freiheitsgrade'." In jährlichen, anonymisierten Mitarbeiterbefragungen werde ihnen eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit im Außendienst bestätigt. | ssu/dpa-AFX | "Sind Sie um 7.30 Uhr beim ersten Kunden?" In ungewöhnlich scharfem Ton hat der als Schraubenkönig bekannte Unternehmer Reinhold Würth seine Außendienstler gerüffelt. Er gedenke ja nicht, die Abteilung abzuschaffen, appelliere "aber an Sie alle, die Geduld der Zentrale nicht zu überfordern". | [
"Würth",
"IG Metall",
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| Wirtschaft | Unternehmen | 2012-09-12T14:44:00+02:00 | 2012-09-12T14:44:00+02:00 | https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/ig-metall-rueffelt-brandbrief-von-wuerth-a-855418.html |
Deutsche Oscar-Vorauswahl: Hitler für Hollywood? | München - Sieben Filme sind in der Auswahl für die Benennung des deutschen Beitrags im 80. Oscar-Wettbewerb in der Kategorie "Bester nicht englischsprachiger Spielfilm". Wie die Organisation German Films heute mitteilte, sind dies"Am Ende kommen Touristen" von Robert Thalheim, Fatih Akins gefeierter Cannes-Beitrag"Auf der anderen Seite", "Das Haus der schlafenden Schönen" von Vadim Glowna, "Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit überAdolf Hitler" von Dani Levy, "Strajk - Die Helden von Danzig" von Oscar-PreisträgerVolker Schlöndorff, der Gewinner des Deutschen Filmpreises"Vier Minuten" von Regisseur und Drehbuch-Autor Chris Kraus mit Newcomerin Hannah Herzsprung als rabiatem Klavierwunderkind und Hans Steinbichlers Drama"Winterreise" mit Josef Bierbichler. Eine neunköpfige unabhängige Fachjury mit Vertretern aus den wichtigsten Verbänden der deutschen Filmbranche entscheidet nach Sichtung der sieben Filme, welches Werk für Deutschland ins Oscar-Rennen geht. Das Ergebnis soll am 18. September von German Films bekanntgegeben werden. Als österreichischer Anwärter auf den Oscar für den besten nicht englischsprachigen Film wurde zuletzt Stefan RuzowitzkisKZ-Drama "Die Fälscher" nominiert. Der Überraschungserfolg bei der diesjährigen Berlinale handelt von dem jüdischen "König der Geldfälscher" Salomon Sorowitsch, der im KZ für die Nazis im großen Stil ausländische Währungen reproduzieren musste. Die Oscars werden Anfang nächsten Jahres vergeben. In diesem Jahr erhielt Florian Henckel von Donnersmarck mit seinem Film "Das Leben der Anderen" mit dem inzwischen verstorbenen Ulrich Mühe in der Hauptrolle den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. bos/AP | Wer geht in Hollywood ins Rennen um den wichtigsten Filmpreis der Welt? Ein schaurig-komischer Hitler? Eine wildes Klavierwunderkind? Oder ein Zivi im KZ? Die Vorauswahl für die deutsche Oscar-Nominierung kann sich jedenfalls sehen lassen. | []
| Kultur | Kino | 2007-09-06T17:25:59+02:00 | 2007-09-06T17:25:59+02:00 | https://www.spiegel.de/kultur/kino/deutsche-oscar-vorauswahl-hitler-fuer-hollywood-a-504291.html |
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Sieben-Punkte-Programm: Schröder fordert Konjunktur-Offensive für Europa | Berlin - Im November will er das Programm für Wachstum und Beschäftigung den Regierungschefs präsentieren. In einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt" schreibt Schröder: "Es geht um nicht weniger als den Erhalt des europäischen Sozialmodells, das sich durch die Teilhabe breiter Schichten der Bevölkerung, den Schutz vor existenziellen Risiken, eine gerechte Verteilung der gemeinsam erarbeiteten Güter sowie ein hohes Maß an Umweltschutz auszeichnet", so der Kanzler. Aus deutscher Sicht könne es "auf diese Herausforderung nur eine Antwort geben: Europa muss klare Prioritäten für mehr nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung setzen". Er werde den Kollegen auf dem Europäischen Rat im November daher ein Programm "Sieben Chancen für den Binnenmarkt" vorlegen.So müssten auf den Energiemärkten der Europäischen Union (EU) alle Kundengruppen bis Mitte 2007 ihre Strom- und Gaslieferanten frei wählen können. "Dies intensiviert den grenzüberschreitenden Wettbewerb, bringt Kostenvorteile für Verbraucher und Unternehmen und stimuliert das Wirtschaftswachstum auf breiter Basis." Außerdem fordert Schröder die Schaffung eines europäischen Systems der Finanzaufsicht sowie einheitliche Standards für Überweisungsverkehr, Kreditkartengeschäft und Lastschriftverfahren, um die Beziehungen zwischen Lieferanten und Kunden europaweit zu erleichtern. Viertens bietet nach Ansicht Schröders der Dienstleistungshandel enorme Wachstumspotenziale. "Von einem echten Binnenmarkt für Dienstleistungen würden allein in Deutschland Millionen Unternehmen profitieren." Ferner befürwortete Schröder die Konsolidierung der wehrtechnischen Industrie in der EU, "um so die Voraussetzungen für einen gemeinsamen Rüstungsbinnenmarkt zu schaffen". Schließlich setzt sich der Kanzler für ein europäisches Vertragsrecht sowie die Harmonisierung der Bemessungsgrundlagen für die Körperschaftsteuer ein. | In Deutschland hat die Reformpolitik von Bundeskanzler Schröder grade mal begonnen. Nun will der Regierungschef den ganzen Kontinent zum wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsraum der Erde ausbauen. Dazu will er seinen europäischen Amtskollegen ein Sieben-Punkte-Programm vorlegen. | []
| Politik | Deutschland | 2004-10-25T21:09:56+02:00 | 2004-10-25T21:09:56+02:00 | https://www.spiegel.de/politik/deutschland/sieben-punkte-programm-schroeder-fordert-konjunktur-offensive-fuer-europa-a-324908.html |
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Svenja Schulze attackiert Julia Klöckner zu Beginn der Grünen Woche | Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner vor Beginn der Grünen Woche vorgeworfen, eine EU-Agrarwende in Richtung mehr Umweltschutz zu blockieren. "Bisher ist Deutschland in Brüssel leider nur Zaungast", sagte die SPD-Politikerin der "Neuen Osnabrücker Zeitung ". "Mangels Unterstützung aus dem Agrarministerium konnten wir als Bundesregierung bisher keinen einzigen der konkreten Vorschläge für mehr Umweltschutz in der Agrarförderung aktiv unterstützen", warf Schulze ihrer CDU-Kollegin in der schwarz-roten Bundesregierung vor. Es sei "dringend notwendig, dass alle in der Bundesregierung klar Position beziehen für mehr Umweltschutz und für mehr soziale Gerechtigkeit bei der Verteilung der EU-Gelder", sagte die Umweltministerin. "Nicht länger schweigend zuschauen"Konkret gelte es, mehr Geld für Umweltmaßnahmen anstatt für pauschale Flächenförderung zu geben. Auch seien EU-weite Mindeststandards für den Natur- und Umweltschutz notwendig. "Hier vermisse ich bisher die Unterstützung aus dem Landwirtschaftsministerium", sagte Schulze. "Jetzt werden in Brüssel die Pflöcke eingeschlagen. Wir können nicht länger schweigend zuschauen." Klöckner will am Abend die Grüne Woche in Berlin offiziell eröffnen. In diesem Jahr präsentieren sich auf der wichtigsten Schau der Agrar- und Ernährungsbranche in Deutschland so viele Aussteller wie nie. 1750 Produzenten und Händler aus 61 Ländern zeigen Produkte und Ideen aus Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau.Lesen Sie hier: "Miss Ernte" - Julia Klöckner als Getriebene der Agrarlobby Zu den Trends zählen die Veranstalter regionale Produkte, ökologische und vegane Ernährung sowie fairen Handel. Bis zum 27. Januar werden rund 400.000 Besucher erwartet. Wer steckt hinter Civey?An dieser Stelle haben Leser in der App und auf der mobilen/stationären Website die Möglichkeit, an einer repräsentativen Civey-Umfrage teilzunehmen. Civey ist ein Online-Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in Berlin. Das Start-up arbeitet mit unterschiedlichen Partnern zusammen, darunter sind neben SPIEGEL ONLINE auch der "Tagesspiegel", "Cicero", der "Freitag" und Change.org. Civey wird durch das Förderprogramm ProFit der Investitionsbank Berlin und durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert. | apr/AFP | In Berlin öffnet mit der Grünen Woche die wichtigste Schau der Agrarbranche in Deutschland. Vor Beginn zeigen sich erneut deutliche Unstimmigkeiten innerhalb der Großen Koalition. | [
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| Wirtschaft | Soziales | 2019-01-17T08:25:00+01:00 | 2019-01-17T08:25:00+01:00 | https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/svenja-schulze-attackiert-julia-kloeckner-zu-beginn-der-gruenen-woche-a-1248446.html |
Richard Branson, | 46, erfolgreicher Tycoon (Virgin Cinemas, Virgin Express), erfüllte sich den Tagtraum vieler Männer auf der britischen Insel. Der Multikonzernherr schabte sich den Bart von der Backe, legte Rouge auf, malte die Lippen rot, schlüpfte in ein weißes Brautkleid und zeigte sich dem Publikum, einen Schleier auf dem ondulierten Haupt, Netzstrümpfe am schlanken Bein. Vorwand für dieses hintertreppenpsychologisch unschwer zu deutende Treiben lieferte die Eröffnung eines Branson-Ladens für Brautmoden, der »Virgin Bride«, jungfräuliche Braut, heißt. Er habe sich »etwas nackt gefühlt«, schließlich habe er einen Bart getragen, seit er 15 war, gestand der Milliardär: »Aber ich muß zugeben, es machte mir Spaß, mich als Frau anzuziehen. Und das allerbeste war, daß ich die Netzstrümpfe tragen und endlich mal meine wohlgeformten Beine zeigen konnte.« | []
| Politik | default | 1996-12-08T13:00:00+01:00 | 1996-12-08T13:00:00+01:00 | https://www.spiegel.de/politik/richard-branson-a-4fb2d82b-0002-0001-0000-000009133802?context=issue |
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Noch sind Kursgewinne steuerfrei | Die Unternehmensteuerreform bietet für Langfristanleger einen massiven Anreiz, jetzt noch in Aktien zu investieren. Nach den Plänen der Bundesregierung sollen ab dem 1. Januar 2009 alle Veräußerungsgewinne aus Wertpapieren sowie Dividenden und Zinsen mit einem Steuersatz von 25 Prozent belegt werden. Kursgewinne auf Wertpapiere, die bis zu diesem Stichtag im Depot des Anlegers liegen, bleiben auch in Zukunft nach einer Haltedauer von einem Jahr steuerfrei. Zu dem künftigen Steuersatz kommt aller Voraussicht nach noch der Solidaritätszuschlag sowie die Kirchensteuer, so dass die Gesamtbelastung leicht auf über 28 Prozent steigen kann. Die Banken monieren insbesondere, dass der Steuersatz zu hoch sei und dass sie auch für das Eintreiben der Kirchensteuer zuständig sein sollen. Da die 25 Prozent weit über dem Eingangssteuersatz in der Einkommensteuer von 15 Prozent liegen, muss der Fiskus weiter individuelle Veranlagungen für Anleger zulassen. | []
| Wirtschaft | default | 2006-11-12T13:00:00+01:00 | 2006-11-12T13:00:00+01:00 | https://www.spiegel.de/wirtschaft/noch-sind-kursgewinne-steuerfrei-a-39f6b8d0-0002-0001-0000-000049533646?context=issue |
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Generalstreik in Frankreich: Saboteure legen vier TGV-Trassen lahm | Paris - Stromkabel wurden gekappt, Signalanlagen beschädigt, Kabel in Brand gesetzt: In der Nacht seien zeitgleich mehrere TGV-Strecken im Norden, Westen, Osten und Südosten des Landes sabotiert worden, erklärte der Generaldirektor der französischen Staatsbahn SNCF, Guillaume Pepy, im Radiosender RTL. Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke "Atlantik" etwa habe ein großer Kabelbrand das Signalsystem lahmgelegt. Kein Zug habe die Strecke befahren können, die TGV-Züge hätten über das klassische Netz umgeleitet werden müssen. SNCF geht von "koordinierten Aktionen" gegen vier Strecken aus, um die Wiederaufnahme des Verkehrs zu verhindern, erklärte das Unternehmen am Morgen. Dabei sei es zu drastischen Verspätungen gekommen. Der Zugverkehr ist durch den Streik der Bahnmitarbeiter seit acht Tagen schwer beeinträchtigt.Wer hinter der Sabotage steckt, sagte Pepy nicht. Das SNCF-Management hat bereits den Verdacht geäußert, dass Hardliner in den Gewerkschaften das Schienennetz beschädigen könnten, um zu verhindern, dass der planmäßige Zugverkehr, wie angekündigt, wieder aufgenommen wird. Der Staatssekretär im Verkehrsministerium Dominique Bussereau verurteilte die Taten. Auch Gewerkschaftsführer bezeichneten die Sabotageakte als "untragbar" und "feige". Sie liefen den Interessen der Gewerkschaften zuwider, betonte CGT-cheminots-Generalsekretär Didier Le Reste.Heute wollen die Staatsunternehmen Bahn und Pariser Nahverkehr Verhandlungen mit Gewerkschaften und Regierungsvertretern aufnehmen. Trotz allmählich sinkender Streikbereitschaft ist der Verkehr weiterhin massiv gestört. Am achten Tag in Folge bildeten sich lange Staus rund um die Hauptstadt. Am Vorabend hatte sich Präsident Nicolas Sarkozy erstmals seit Tagen öffentlich zum Streik geäußert. Er signalisierte den Gewerkschaften Unnachgiebigkeit bei den Reformen, zeigte sich aber offen für Ausgleichsregelungen. Sarkozy bekräftigte seine Entschlossenheit, die Sonderbestimmungen für die Altersversorgung der Eisenbahner abzuschaffen. "Dafür bin ich gewählt worden, wir weichen nicht zurück", sagte er. Laut einer Umfrage von OpinionWay, die "Le Figaro" am Mittwoch veröffentlichte, wird diese Haltung von 69 Prozent der Franzosen unterstützt.flo/AFP/Reuters | Es waren genau aufeinander abgestimmte Aktionen. Saboteure haben in der Nacht in Frankreich die Highspeed-Trassen für den TGV lahmgelegt. Verletzt wurde niemand. Die Staatsbahn vermutet, dass radikale Gewerkschaftler für die Taten verantwortlich sind. | []
| Ausland | default | 2007-11-21T11:51:36+01:00 | 2007-11-21T11:51:36+01:00 | https://www.spiegel.de/politik/ausland/generalstreik-in-frankreich-saboteure-legen-vier-tgv-trassen-lahm-a-518630.html |
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Revolutionary? Authentic? Stolen?: The Story of the Archimedes Manuscript | When the Romans advanced to Sicily in the Second Punic War and finally captured the proud city of Syracuse, one of their soldiers met an old man who, surrounded by the din of battle, was calmly drawing geometric figures in the sand. "Do not disturb my circles," the eccentric old man called out. The legionnaire killed him with his sword. That, at least, is the legend.The truth is a different story altogether. Placed in charge of King Hieron II's artillery equipment, Archimedes later played an important military role during the siege of Syracuse. He invented powerful catapults to defend his homeland, using cranes to hurl heavy boulders from the walls of the fortress at enemy ships. Mirrors were also used, it is said, to direct burning rays of sunlight at the Roman armada, setting the ships on fire. The Sicilians resisted the onslaught of the ambitious Roman republic for more than two years. In short, had the legionnaire really speared the eccentric old man with his sword, he would have done the Romans a great service. In addition to being an oddball scholar, Archimedes was a skilled inventor of weapons.How Many Grains of SandHe was so skilled, in fact, that it almost seemed that he could stop Rome's large army single-handedly. But in the end Archimedes fell victim to brute force after all. One of the greatest inventors of all time, Archimedes was killed at the age of 73. His murder, notes British philosopher Paul Strathern, was "the Romans' only decisive contribution to mathematics." Archimedes prepared the way for integral calculus and approximated the number Pi. He discovered the law of leverage and invented new formulas to calculate the properties of cylinders and spheres. He once yelled "Eureka" while bathing, after having dreamed up the concept of specific weight while splashing around. He even specified the number of grains of sand that could fit into the universe: 1063. Until then the Greeks had merely left it at a "myriad" (or 10,000)."It took almost 2,000 years before anyone else could hold a candle to him," Strathern says about this extraordinary man, who lived from 285 to 212 B.C. But brilliance had its drawbacks. Archimedes was often so engrossed in thought that he would forget to eat -- and he bathed infrequently. But aside from that, researchers know little about this oddball from the early days of geometry and mechanics. Unfortunately many of his writings were lost, while the rest have been handed down in the form of Arabic and Latin copies. Vandals destroyed his famous planetarium, with its water-powered wheelworks. But now a Greek original has been discovered after all. In "The Archimedes Codex," recently published in English, two US researchers describe the decoding of a manuscript from the early days of mathematics. It took the authors years of painstaking work to "extract the secrets from these faded letters."Old Manuscript for $2.2 MillionThe Beck publishing house, which will first publish the German edition on Sept. 17, is also heavily promoting the book. With a scheduled initial printing of 20,000 copies, Beck is advertising the book as an "important work." "Our scientific view of the world is turned upside down," the publisher raves in the press release. The fuss revolves around a manuscript that caused an uproar once before, in October 1998, when a fragile, handwritten manuscript with mold spots and blackened edges was offered for sale in an auction at Christie's in New York. After a contentious bidding war, the auctioneer's hammer fell at a price of $2.2 million.An anonymous "billionaire from the computer industry" had apparently purchased the rare work. But who was it? Neither the auction house nor the new owner was willing to answer that question. Insiders are now certain that it was Jeffrey Bezos, the founder and CEO of online book retailer Amazon. The cloak-and-dagger operation makes sense, given the dark suspicions attached to the Archimedes manuscript. Legal papers suggest that the wood-bound math tome was stolen in the Middle East. The Greek Orthodox patriarch of Jerusalem has gone to court twice, both times unsuccessfully, in an effort to gain control over the document. But the conflict continues to simmer.At least the wealthy US buyer was accommodating enough to lend the manuscript to the Walters Art Museum in Baltimore. As a museum employee recalls, "Mr. B." carried the booklover's gem in a "blue bag" up the marble staircase and into the columned foyer of the building, which is built in the style of a Genovese Renaissance palace. The loan has triggered a flurry of excitement at the Walters, which also features Egyptian funeral papyrus and Napoleon's diaries in its collection. Greek scholars, physicists and digital photographers are attempting to decode the tattered work. According to curator William Noel, the work is "not much bigger than a box of sugar cubes" and consists of 174 "rigid and warped" pages. "The book," says Noel, "was on the verge of disintegrating."Bombarded with X-RaysPart of the problem lies in the fact that the parchment is a palimpsest (from the Greek: scrape clean again). The texts, formulas and drawings by Archimedes, executed in brown ink, were erased in the Middle Ages and overwritten with a religious text. Specialists at the museum irradiated the pages, made of goat leather, with UV light. Then they were bombarded with X-rays in the particle accelerator at Stanford University to bring out the traces of iron in the Byzantine ink. NASA experts were also involved in analyzing the work. What, if any, are the fruits of all this labor? Has it revealed Archimedes "in a completely new light," as the Beck publishing house has proclaimed? Absolutely not.The US researchers certainly discovered a few exciting details. For example, they managed to correctly interpret the "Stomachion," a document that until now existed only in the form of a fragment in Arabic. The title of this treatise on numbers is the name of a children's game Archimedes invented, but it can also signify the beginning of combinatorics.The researchers were also able to determine the source of the handwriting. A scribe at the court of the emperor of Byzantium apparently wrote the parchment manuscript around 950 A.D. He used various older mathematics books by Archimedes and selected seven important treatises, which he copied. But science eventually took a turn for the worse in the Byzantine Empire. In 1229, a monk picked up the primer on mathematics, not to study it but to recycle its valuable pages made of animal hide. Using a sponge and lemon juice, he rubbed off the ink. Then he cut the cleaned pages in half, rotated them by 90 degrees and bound them together to make a new book, which he proceeded to fill with prayers and liturgies.Completely IndecipherableThe analysis showed that the monk subjected a total of five old books to the same treatment. In addition to the Archimedes treatise, the palimpsest contains ten pages of text by Hyperides, an orator who lived in Athens around 350 B.C., as well as fragments of an old commentary by Aristotle. It is, of course, not entirely accurate to claim, as the Beck publishing house does, that "the history of mathematics must be completely rewritten" based on the information gleaned from the analysis -- especially since the work was discovered in the academic world long ago. One hundred and fifty years ago, Konstantin von Tischendorf, a scholar in the German city of Leipzig, found the unsightly little book in the monastery library at the Church of the Holy Sepulcher in Jerusalem and recognized its "mathematic" content.In 1906, the great Danish literary historian Johan Ludvig Heiberg arrived in the East. Contemporaries describe him as a man with a "tall figure and flowing beard." After some searching, the Danish scholar found the document, which by then was being kept in an abbey in Istanbul. The condition of the manuscript was still good enough that it was, as Heiberg wrote, "reasonably legible with a magnifying glass." Almost in a state of euphoria, the Dane translated the pale texts. He was only somewhat careless when copying the mathematical drawings. Four pages that had been covered with brightly colored pictures were completely indecipherable to Heiberg.Stolen GoodsThe modern experts from Baltimore mention Heiberg's pioneering work merely as an aside, preferring to hype themselves as heroes who "uncover the last secrets of this genius of antiquity with state-of-the-art decoding methods." And they leave the dark chapter that followed Heiberg's work completely unmentioned. According to Noel and his associates, at some point the codex "fell into the hands of a French family in Paris." They do not elaborate on the identity of the family or what in fact transpired. This is all the more notable because of the intense legal battle that has raged around the strange journey the work has taken. The moldy book has been described as stolen goods in two US court cases. According to court documents, the costly and still undamaged manuscript was at the monastery in Istanbul in the early 1920s. The Greek Orthodox patriarch in charge of the abbey, Timothy of Vostra, has testified under oath that the book should never have been sold without permission.In 1923, the manuscript suddenly turned up in the suitcase of Marie Louis Sirieix, a businessman and traveler to the Orient who lived in Paris. Sirieix claimed to have bought it from a monk, but he was unable to furnish a receipt or sales document. A short time later, the manuscript was cosmetically "improved" with four drawings in color by the Evangelists. The drawings are imitations done in the Byzantine style, and were apparently meant to increase the manuscript's value. When Sirieix died in 1956, the dubious manuscript was still hidden in his house in Paris, possibly in the cellar. This was where it likely suffered water damage and was further damaged by pests, smoke and mold. In the 1970s, Sirieix's daughter attempted to convert the decaying bit of antiquity into cash. She had 200 books printed and quietly approached museums in Europe and the United States in an effort to unload the manuscript.Everything Is CrookedOn Oct. 29, 1998, the daughter, by then an old woman, finally succeeded. At Christie's, the manuscript was given the internal code "Eureka 9058" and put up for auction. In an emergency petition filed a few days before the auction, the patriarch of Jerusalem attempted to prevent the manuscript from being auctioned off. But his efforts were as unsuccessful as the ensuing attempt by the Greek general consul in New York to acquire what he viewed as part of his country's cultural heritage. But he withdrew from the auction after bidding $1.9 million for the work. The patriarch filed another lawsuit, but was unsuccessful once again. A court in New York ruled that the priests had waited too long to claim the precious manuscript and had thus forfeited their claim.None of this sits well with the many thoughtful Archimedes scholars in Europe, although they may find comfort in what was perhaps the most brilliant idea by the forefather of mechanics. He theorized that all liquid curves around the center of the earth, and that even the surface of water in a glass is slightly vaulted. In other words, everything on earth is crooked. | Matthias Schulz | For 2,000 years, the document written by one of antiquity's greatest mathematicians was ill treated, torn apart and allowed to decay. Now, US historians have decoded the Archimedes book. But is it really new? | []
| International | World | 2007-06-22T18:11:57+02:00 | 2007-06-22T18:11:57+02:00 | https://www.spiegel.de/international/world/revolutionary-authentic-stolen-the-story-of-the-archimedes-manuscript-a-490219.html |
Satellitenbild der Woche: Gefährdeter Zyklon-Puffer | Sie sind ein natürlicher Schutzwall gegen heranziehende Stürme: die Sundarbans, wie die aus Mangrovenwäldern bestehende Landschaft in Indien und Bangladesch heißt. Durchflossen von vielen Armen des Ganges, des Brahmaputra und des Meghna, dienen die Wälder als Puffer zwischen dem offenen Meer und bewohnten Gebieten. Das Satellitenbild des Deltas kombiniert drei Radaraufnahmen des Esa-Satelliten "Envisat" vom 20. Januar, 24. Februar und 31. März 2009. Ein einzelnes Radarbild ist normalerweise nicht farbig, denn es repräsentiert nichts anderes als die Rückstreuung der vom Satelliten ausgestrahlten Wellen. Die Esa-Forscher haben die Unterschiede zwischen den drei Einzelaufnahmen durch Farben dargestellt - so wurde aus den eigentlich farblosen Bildern ein buntes. Auch wenn das 350-Kilometer breite Delta sich von Januar bis März 2009 insgesamt kaum verändert hat, so sind doch punktuell Eingriffe in Uferbereichen zu erkennen - vor allem auf der rechten Bildseite (zur Großansicht Bild anklicken). In ganz Asien sind in den vergangenen Jahrzehnten große Flächen von Mangrovenwäldern verschwunden. Meist mussten die Wälder Shrimp- und Fischfarmen oder Hotels Platz machen. Mangroven wachsen in Gebieten nahe der Küste, wo sich Salz- und Süßwasser vermischen, und reichen mitunter kilometerweit ins Land hinein. Die Sundarbans liegen in Indien und Bangladesch und gehören zum Welterbe der Unesco. Der Begriff Sundarbans bedeutet im Bengalischen "schöner Wald". Die Region ist Lebensraum vieler Arten, darunter sind der Bengalische Tiger, das Salzwasser-Krokodil undseltene Delfine. Nicht nur die Besiedlung bedroht die Wälder, auch Umweltverschmutzung, Erosion und einsteigender Meeresspiegel stellen eine Gefahr dar. In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind so vier Mangroven-Inseln im Meer versunken. Der Süden Bangladeschs wird jedes Jahr von Zyklonen und Überschwemmungen heimgesucht. Im Mai 2009 formte sich der Zyklon Aila im Golf von Bengalen und hinterließ eine Spur der Verwüstung an der Südwestküste Bangladeschs. Die Mangrovenwälder hielten dem Sturm hingegen stand. Im November 2007 traf der Zyklon Sidr denselben Küstenstreifen, 4000 Menschen starben. | hda | Durch ein gigantisches Delta fließt der Ganges in den Golf von Bengalen. Doch der Mensch greift immer mehr in die einzigartige Landschaft aus Mangrovenwäldern ein, wie Satellitenaufnahmen zeigen. | [
"Satellitenbild der Woche"
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| Wissenschaft | Weltall | 2009-07-31T15:36:30+02:00 | 2009-07-31T15:36:30+02:00 | https://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/satellitenbild-der-woche-gefaehrdeter-zyklon-puffer-a-639612.html |
Medienkrise: "New York Times" druckt gesponserten Artikel | Washington - Die "New York Times" hat am Dienstag einen Artikel abgedruckt, der bereits vor der Veröffentlichung für Furore gesorgt hat. Allerdings nicht wegen seines Inhalts - einem kilometerlangen Müllteppich im Südpazifik. Im Vorfeld wurde vielmehr die ungewöhnliche Finanzierung der Geschichte diskutiert. Denn die Autorin Lindsey Hoshaw konnte die Redaktion zwar von ihrer Idee überzeugen - nicht allerdings, die Reisekosten von 10.000 Dollar aufzubringen. Nur 750 Dollar für die Bildrechte wurden der freien Journalistin angeboten. Eigentlich wäre die Geschichte damit gescheitert, da Hoshaw die vierwöchige Fahrt nicht selbst finanzieren konnte. Doch sie wollte nicht aufgeben und rief im Internet zu Spenden auf - auf der Plattform Spot.Us. Dort können Autoren ihre Ideen präsentieren und Sponsoren suchen. Das Modell nennt sich crowd funded, das heißt, der Beitrag wird von einer Masse von Privatleuten finanziert. Etabliert ist Spot.Us bereits in der Film- und in der Musikbranche. Hoshaws Youtube-Video auf Spot.Us schlug ein, mehr als hundert Menschen überwiesen Geld, um der Nachwuchsjournalistin die Recherche zu ermöglichen - meist Beträge von 20 bis 50 Dollar. Unter den Sponsoren waren der Wikipedia-Mitbegründer Jimmy Wales und der Ebay-Mitbegründer Pierre Omidyar.Das Verhalten der "New York Times" hatte in den USA Kritik ausgelöst, da die Zeitung die Geschichte zwar haben wollte, aber nicht bereit war, für die Reisekosten aufzukommen. Der Vorwurf: Die Redaktion zwinge eine junge Journalistin zur Bettelei. Die "New York Times" verteidigte sich mit dem Hinweis, Spesen würden nur bei Geschichten gezahlt, die man selbst in Auftrag gegeben hätte. Hoshaw hätte dagegen ihre Idee im Rahmen eines Vorstellungsgesprächs vorgebracht, man habe ihr unverbindlich Interesse signalisiert. Der Redakteur Clark Hoyt schrieb eine Kolumne über spendenfinanzierten Journalismus - und verschaffte Hoshaw so die nötige Öffentlichkeit. Ob das private Sponsoring von Recherchen ein Zukunftsmodell sein kann, wird in den USA kontrovers diskutiert. Befürworter sagen, dass dadurch Qualitätsjournalismus auch in Zeiten einbrechender Werbeeinnahmen gesichert werde. Kritiker warnen dagegen davor, dass Medien die Kontrolle über ihre Veröffentlichungen verlieren könnten. So besteht beispielsweise die Gefahr, dass Unternehmen über Mittelsmänner ihnen genehme Geschichten einkaufen könnten - ohne dass dies jemand bemerkt. | cte/AP | Mehr als zehntausend Dollar hat die Recherche einer Reportage der "New York Times" gekostet. Doch die Zeitung hat nicht selbst bezahlt - die Reisekosten wurden großteils durch Spenden finanziert. | [
"New York Times",
"Umbruch in der Medienwelt"
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| Kultur | default | 2009-11-11T16:22:07+01:00 | 2009-11-11T16:22:07+01:00 | https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/medienkrise-new-york-times-druckt-gesponserten-artikel-a-660685.html |
USA: Model bei Shooting in Texas von Zug überfahren | In den USA ist eine 19-Jährige während eines Fotoshootings auf Gleisen von einem Zug überrollt worden. Laut US-Medien erlag die schwangere Frau ihren schweren Verletzungen, als sie schwer verletzt in eine Klinik gefahren wurde.Die junge Frau , die eine Karriere als Model anstrebte, hatte nahe dem Ort Navasota in Texas auf den Schienen für ein Foto posiert, als sie einen Zug kommen sah. Sie wich auf das Nachbargleis aus, übersah aber einen zweiten Zug aus der Gegenrichtung. | mxw/dpa | Im US-Bundesstaat Texas ist eine schwangere Frau bei einem Fotoshooting auf Gleisen von einem Zug erfasst worden. Die 19-Jährige starb auf dem Weg ins Krankenhaus. | [
"Texas",
"Bahnunglücke",
"Models"
]
| Panorama | default | 2017-03-17T07:22:00+01:00 | 2017-03-17T07:22:00+01:00 | https://www.spiegel.de/panorama/usa-model-bei-shooting-in-texas-von-zug-ueberfahren-a-1139174.html |
Cheap Seats?: Budget Airlines Fail Price Tests | The prices are hard to resist. Round-trip tickets to Mallorca for just €88 ($120), a weekend in Paris for €38, London for €20. Germans are certainly fans: A quarter of the country's air travel is on so-called discount airlines, budget-conscious carriers that sometimes skimp on service but promise better prices. According to the German consumer reporting agency Stiftung Warentest, though, most of Europe's budget airlines fail the bargain test. The agency measured six budget airlines, including Germanwings, Condor, Air Berlin, Ryanair and Easyjet, against five traditional carriers. Their conclusion? Only three -- Ryanair, Easyjet and Germanwings -- offered significantly lower prices than the major carriers. And even the best deals came at a cost, as passengers were hit with charges for everything from coffee to baggage. Stiftung Warentest priced one-way tickets to six popular European destinations -- Berlin, London, Paris, Palma de Mallorca, Madrid and Rome -- over the course of four months, then averaged the ticket prices. Ryanair's prices came out on the bottom: just €101, compared to €246 to fly Lufthansa. Easyjet and Germanwings took second and third place, with averages of €116 and €158 respectively.Other discount airlines didn't do as well. Since the budget boom in 2005, some have failed to keep their prices from rising. Air Berlin, Condor and TUIfly are almost twice as expensive as the test's low-cost leaders. Condor couldn't even beat Lufthansa prices. Air France was the most expensive airline tested. At €345, it was more than triple Ryanair's average ticket price. The low-cost strategy isn't much of a secret. Passengers walk themselves to the plane, rain or shine, saving the airline money on frills like buses and jetways. Pack a lunch, because food and drinks aren't free. Unreserved seating keeps things simple for the airline, and legroom is nonexistent. And the budget carriers favor out-of-the-way airports that are difficult to get to, eating up savings on tickets for taxis and buses.And Warentest warns that more than a few vacationers have been surprised at the gate by baggage fees. Ryanair gives you a 10-kilo carry-on for free. But then the gouging begins: Checked bags under 15 kilos cost €15 apiece, and €8 per kilo after that. Off to London with a 20-kilo bag? That'll be €20 for the ticket, €104 for the suitcase. The test agency's conclusion: You get what you pay for, and sometimes a lot less. Besides, in today's greenhouse gas-conscious age the airlines may be the worst culprits of all: short-hop flights pump tons of carbon dioxide into the upper atmosphere, where it has an outsized effect on global warming.agc | Europe's discount carriers are hugely popular, but a new consumer test reveals that -- overall -- they may not be such a bargain. | []
| International | Business | 2007-07-26T14:12:25+02:00 | 2007-07-26T14:12:25+02:00 | https://www.spiegel.de/international/business/cheap-seats-budget-airlines-fail-price-tests-a-496687.html |
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Hohlspiegel 18/2022 | Aus der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«: »In Cherson fehlten überlebenswichtige Medikamente, wie Insulin, Wurst und Milch.« Aus einem Leserbrief in der »Süddeutschen Zeitung«: »Mit der Ausladung Steinmeiers bekleckerte der ukrainische Präsident sich nicht mit Rum.« Die »Siegener Zeitung« über die Folgen der Rentenerhöhung: »Dass für jene, die die Renten heute mit ihren Beiträgen und Steuern finanzieren, und die in Jahrzehnten in Rente gehen werden, nicht mehr viel übrig bleiben wird. Dass auf sie zukommen wird, wovon die Politik derzeit noch nichts wissen will: die Erhöhung der Lebensabseitszeit.« Aus der luxemburgischen Wochenzeitung »Land«: »Erste Ergebnisse zeigen, dass lediglich 20 bis 30 Prozent der Regisseurinnen in Luxemburg weiblich sind, bei den Produzentinnen sind es sogar nur 10 bis 20 Prozent.« | [
"Hohlspiegel"
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| Kultur | default | 2022-04-29T13:00:00+02:00 | 2022-04-29T13:00:00+02:00 | https://www.spiegel.de/kultur/hohlspiegel-18-2022-a-5d1c56a6-d142-43cc-a2eb-5ece654fab72 |
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Große Koalition: Rentenpläne der SPD entzweien Union | Berlin - Ohne Änderungen beschlossen: Das SPD-Präsidium hat das Konzept für flexible Übergänge in den Ruhestand gebilligt. Damit sollen Härten bei der beschlossenen Rente mit 67 abgemildert werden. Die Ende 2009 auslaufende Regelung der staatlich geförderten Altersteilzeit soll demnach befristet bis 2015 verlängert werden. Voraussetzung sei jedoch, dass Unternehmen dadurch freiwerdende Stellen mit Berufsanfängern besetzten, heißt es in der sechsseitigen Beschlussvorlage. Außerdem soll Arbeitnehmern eine Teilrente bereits vom 60. Lebensjahr an ermöglicht werden. Die SPD wolle dafür sorgen, "dass Leute, die absolut nicht mehr können", früher aus dem Berufsleben ausscheiden können, sagte SPD-Generalsekretär Hubertus Heil am Montag im ZDF.Die Verlängerung der Altersteilzeit stößtin der Union auf massiven Widerstand: "Die SPD setzt den Abschied von der Agenda 2010 fort", sagte Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) der "Süddeutschen Zeitung". Die Wirtschaft brauche "ältere qualifizierte Mitarbeiter in den Unternehmen und nicht in der Frühpensionierung". Auch CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer kritisierte den Koalitionspartner: "Eine Verlängerung der Altersteilzeit nützt niemandem." Die für vorzeitige Renteneintritte notwendigen Milliarden seien besser in Bildung und Ausbildung investiert. "Die SPD ist völlig von der Rolle", sagte Haderthauer der "Berliner Zeitung". Dennoch bröckelt die Front der Union gegen die Rentenpläne der SPD: Der Arbeitnehmerflügel der CDU zeigte sich offen für die von den Sozialdemokraten vorgeschlagene frühere Teilrente. "Das kann sinnvoll sein. Wir sollten über eine niedrigere Altersgrenze nachdenken", sagte der stellvertretende Chef des Arbeitnehmerflügels, Gerald Weiß, der "Berliner Zeitung". Nicht jeder Arbeitnehmer könne bis 65 oder 67 Jahre voll arbeiten. "Da brauchen wir mehr Flexibilität", forderte er. Auch über die derzeitigen Zuverdienstgrenzen müsse gesprochen werden. Die von der SPD geforderte Verlängerung der Altersteilzeit lehnte dagegen auch Weiß ab. Er betonte: "Aus dem Topf der Bundesanstalt für Arbeit darf es keinen Cent mehr für Altersteilzeit oder sonstige Vorruhestandsmodelle geben."Noch bis Ende 2009 wird die Altersteilzeit aus dem Haushalt der Bundesagentur für Arbeit gefördert. Wie die "Frankfurter Rundschau" unter Berufung auf Zahlen der Agentur berichtet, ist in den vergangenen Jahren die Zahl der Arbeitslosen kurz vor dem Rentenalter weiter angestiegen. Im Januar 2008 hätten sich 676.787 Männer und Frauen im Alter von 55 bis 64 Jahren arbeitslos gemeldet. Das entspreche einem Anstieg um ein Drittel innerhalb von drei Jahren. Auch das wirtschaftlich erfolgreiche Jahr 2007 habe keine Linderung gebracht, sondern im Gegenteil eine Zunahme um sieben Prozent, hieß es. hen/dpa/ddp/AP | Die Unionsfront gegen die Rentenpläne der SPD bröckelt: Zwar protestieren CSU und CDU massiv gegen die Vorschläge der Genossen zur Altersteilzeit, eine frühere Teilrente hält aber auch der CDU-Arbeitnehmerflügel für diskussionswürdig - "das kann sinnvoll sein", heißt es. | []
| Politik | Deutschland | 2008-06-16T06:56:21+02:00 | 2008-06-16T06:56:21+02:00 | https://www.spiegel.de/politik/deutschland/grosse-koalition-rentenplaene-der-spd-entzweien-union-a-559833.html |
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Danke Merkel! Wie eine Facebook-Seite "besorgte Bürger" auf den Arm nimmt | Dieser Beitrag wurde am 26.07.2016 auf bento.de veröffentlicht. "DEINE FRAU HAT DICH VERLASSEN? DU BIST ARBEITSLOS? DU WURDEST BEIM STEUERN HINTERZIEHEN ERWISCHT? DU HAST EINFACH KEINE LUST, DICH SACHLICH MIT DINGEN AUSEINANDERZUSETZEN? MACHS DIR EINFACH, GIB DIE SCHULD DER FRAU, DIE EBEN AN ALLEM SCHULD IST!!! DANKE MERKEL!!!"Einfach Angela Merkel die Schuld geben – das machen derzeit viele Rechtspopulisten und Pegida-Anhänger. Jetzt gibt es dazu auch eine Facebook-Veranstaltung: Mehr als 25.000 Menschen wollen an "Angela Merkel an allem die Schuld geben" teilnehmen oder sind zumindest interessiert. Die dazugehörige Facebook-Seite "Danke Merkel " hat inzwischen fast 7.000 Likes. Merkel ist nicht nur schuld daran, dass deine Pizza verkohlt ist. Auch Boatengs Handspiel im EM-Viertelfinale gegen Italien und der Absturz der "Pokémon Go-Server" gehen auf ihr Konto. Denn erst bei genauem Hinsehen wird klar, an wie vielen Dingen Angela Merkel tatsächlich schuld ist. Seht hier eine Kompilation der schlimmsten Merkel-Sünden: Die Seite und die Veranstaltung sind gut gemachte Satire, die besorgte Bürger und wütende Pegida-Anhänger mit Rechtschreibschwäche aufs Korn nimmt. Dahinter steckt ein 22-jähriger Lehramtsstudent aus Würzburg. Nennen wir ihn Michael. In Wahrheit heißt er anders. Er möchte lieber anonym bleiben – aus Angst vor unangenehmen Begegnungen mit Menschen, die wirklich Angela Merkel die Schuld an fast allem geben. Anfangs hat Michael sich die Memes selbst ausgedacht, inzwischen schicken ihm auch Fans der Seite eigene Bilder zu. Ein Kumpel hilft ihm bei den Grafiken. Wie ist er auf die Idee zu "Danke Merkel" gekommen?"Es ist ja nun mal so, dass Frau Merkel an allem Schuld ist", sagt Michael. "Klimaerwärmung, der schlechte Sommer. Und alles nur, weil sie die zugezogenen Fachkräfte hier willkommen heißt. Diesen Eindruck kann man jedenfalls bekommen, wenn man die Kommentare unter den Artikeln von N24.de liest." Unter anderem dort lässt sich Michael für seine Bilder inspirieren. Der Humor ist derb, andererseits transportieren die Bilder, in welchem Ton bisweilen auf Facebook diskutiert wird. Dort kursieren Gerüchte, völlig aus der Luft gegriffene Behauptungen und Parolen mit mindestens drei Ausrufezeichen – das alles gehört zu vielen Facebook-Diskussionen mittlerweile dazu. “Einige Leute wollen offenbar einfache Antworten auf schwierige Fragen", sagt Michael. "Die finden irgendwo irgendetwas, was nicht in der Lügenpresse steht und glauben das." Gerade Diskussionen mit Pegida-Anhänger seien schlimm. Michaels Urteil: "Manche Bürger sind nicht besorgt, sondern ahnungslos und scheiße. Die glauben jeden Mist." Nicht einmal die Ironie seiner Seite verstünde jeder.Michael selbst würde nie CDU wählen, sagt er. Die Bundeskanzlerin nimmt er trotzdem in Schutz. "Merkel ist Schuld – das ist viel zu einfach. Sie hält an ihrer Linie fest und tut, was sie kann."US-Präsident Barack Obama ist schon länger Gegenstand eines ähnlichen Memes. Amerikanische Konservative benutzten "Thanks Obama" zunächst ganz unironisch. Dann entdeckten es auch seine Unterstützer und machten Obama für alles verantwortlich, was auf der Welt so schief läuft: von Keksen, die zu groß sind, um sie in die Frühstücksmilch einzustippen, bis zu unerwartet schweren Uni-Klausuren. Obama wäre nicht Obama, wenn er den Witz nicht mitmachen würde. Zumindest in dieser Hinsicht hat Angela Merkel noch Nachholbedarf. | Steffen Lüdke | Eine Facebook-Seite erklärt, warum. | [
"Angela Merkel",
"Barack Obama"
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| Netzwelt | Web | 2016-07-26T17:51:00+02:00 | 2016-07-26T17:51:00+02:00 | https://www.spiegel.de/netzwelt/web/danke-merkel-wie-eine-facebook-seite-besorgte-buerger-auf-den-arm-nimmt-a-00000000-0003-0001-0000-000000731697 |
»ER« gegen den TV-Ärzte-Mull | Die Ärzteplage im Fernsehen, da hilft kein »Bergdoktor«, ist eine Krankheit, die ständig Metastasen bildet. Kaum hatte der Münchner Sender Pro Sieben annonciert, die rasante Krankenhaus-Serie »ER« (Emergency Room) im Herbst auf die deutschen Bildschirme zu verpflanzen, versuchte RTL, die Zuschauer mit dem Spektakel »Notaufnahme« zu immunisieren, einem Schlafmittel, kaum besser als der übliche TV-Ärzte-Mull. Das Original »ER«, konzipiert und geschrieben vom amerikanischen Erfolgsautor Michael Crichton ("Jurassic Park"), koproduziert von Steven Spielbergs Amblin Television, ist am 20. Juni bei der Cologne Conference, dem Internationalen Kölner Fernsehfest, zu sehen. In den USA verfolgen im Schnitt 37 Millionen Zuschauer die »ER«-Folgen; das Network NBC erreicht damit Donnerstag abends mehr Publikum als die drei Konkurrenten ABC, CBS und FOX zusammen. Irrlichternde Handkameras nehmen die Geschwindigkeit simultaner Rettungsaktionen auf und zeigen ein Ärzteteam, das in 24-Stunden-Schichten schuftet und deshalb selten weiß, ob es draußen Tag oder Nacht ist, ob es regnet oder schneit. Neben diesem realistischen Gegenentwurf zur »Schwarzwaldklinik« präsentiert das Kölner Fernsehfest unter anderem Marcello Mastroianni in Nanni Loys Kriminalgroteske »A che punto e la notte«, Kurt Vonneguts »Harrison Bergeron« und Dominik Grafs Tatort »Frau Bu lacht«, mit dem die ARD erstmals den Sprung ins Wettbewerbsprogramm schaffte. | []
| Kultur | default | 1995-06-18T13:00:00+02:00 | 1995-06-18T13:00:00+02:00 | https://www.spiegel.de/kultur/er-gegen-den-tv-aerzte-mull-a-79d4d57c-0002-0001-0000-000009199843?context=issue |
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Mordfall Kristina: Polizei sucht zwei Verdächtige | Berlin - Zeugen hätten am Tattag "in zeitlicher Nähe zurTat" zwei Männer mit einem Rollkoffer in der Nähe des späterenFundorts der Leiche gesehen, sagte ein Polizeisprecher.Nach ihnen werde nun gesucht. Am Mittag sollen der Öffentlichkeit jedoch Details präsentiert werden. Unbekannte hatten die 14-jährige Gymnasiastin vor einer Woche bei lebendigem Leib in einer Grünanlage im Stadtbezirk Neukölln in einem Rollkoffer verbrannt, der zuvor mit mehreren Litern Benzin übergossen worden war. Das Mädchen soll zum Tatzeitpunkt aber nicht mehr bei Bewusstsein gewesen sein. Die Polizei geht davon aus, dass sich der oder die Täter beim Anstecken des Koffers Brandverletzungen zugezogen haben. Die Identität der bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Leiche konnte am Wochenende geklärt werden. Nach Angaben ihrer Mutter hatte die 14-Jährige einen Tag vor dem Mord die Wohnung verlassen und war nicht wieder zurückgekehrt. Kristina soll in der Drogenszene verkehrt haben und zuvor schon mehrmals von zu Hause ausgerissen sein. Daher meldete die Mutter ihre Tochter erst Tage nach ihrem erneuten Verschwinden als vermisst. Für Hinweise zur Aufklärung des Verbrechens hat die Polizei eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt. jdl/ddp/AFP | Im Fall der vor einer Woche in einem Koffer verbrannten Gymnasiastin Kristina verfolgt die Berliner Polizei eine vielversprechende Spur. Es gibt konkrete Hinweise auf zwei Tatverdächtige. | []
| Panorama | Justiz & Kriminalität | 2007-04-25T11:17:51+02:00 | 2007-04-25T11:17:51+02:00 | https://www.spiegel.de/panorama/justiz/mordfall-kristina-polizei-sucht-zwei-verdaechtige-a-479339.html |
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Persischer Golf: US-Kriegsschiff kollidiert mit Öl-Transporter | Washington - Wie die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf Militärkreise in Washington mitteilte, wurde bei der Kollision an Bord der "Paul Hamilton" niemand verletzt. In den Rumpf des Kriegsschiffes sei jedoch ein etwa 60 Zentimetergroßes Loch geschlagen worden. Wie genau es zu dem Zwischenfall am Freitagabendkam, war zunächst nicht bekannt. Auch blieb vorerst unklar, welcherSchaden an dem iranischen Schiff entstand, bei dem es sich um einenErdöltransporter, aber nicht um einen Tanker handeln soll.Den Angaben zufolge wollte die "Paul Hamilton" das iranischeSchiff zum Anhalten bringen. Die USA haben im Rahmen der"internationalen Terrorbekämpfung" in letzter Zeit häufig solcheManöver in der Golfregion durchgeführt und fremde Schiffe auchhäufig betreten. Die "Paul Hamilton" konnte trotz des Loches, das über derWasseroberfläche entstand, ihre Fahrt fortsetzen. Der rund 150 Meterlange Zerstörer führt gemeinsam mit der "Abraham Lincoln"regelmäßige Patrouillen in den Gewässern der Golfregion durch. AnBord befinden sich nach US-Angaben 32 Offiziere und 313 Seeleute. | Ein amerikanischer Zerstörer ist im Persischen Golf mit einem iranischen Erdöltransporter zusammengestoßen. Offenbar handelte es sich um einen Unfall, nicht um einen feindseligen Akt. | []
| Ausland | default | 2002-12-07T13:34:22+01:00 | 2002-12-07T13:34:22+01:00 | https://www.spiegel.de/politik/ausland/persischer-golf-us-kriegsschiff-kollidiert-mit-oel-transporter-a-226184.html |
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Merkel zu Corona-Beschlüssen: »Es ist hart, was wir jetzt den Menschen noch einmal zumuten müssen« | Angela Merkel, Bundeskanzlerin:»Meine Damen und Herren, die aktuellen täglichen Zahlen des Robert-Koch-Instituts sind für uns alle Anlass zur Hoffnung, sie machen uns auch Mut. Denn langsam geht zumindest im Augenblick die Zahl der Neuinfektionen zurück. Und man muss sagen, Gott sei Dank haben wir auch weniger Menschen auf den Intensivstationen zur Behandlung. Und das spricht alles dafür, dass die harten Einschnitte, die die Menschen in Deutschland auf sich genommen haben, sich auszuzahlen beginnen. Und dafür möchte ich von Herzen danken.Gleichwohl haben die Ministerpräsidenten und ich uns entschlossen, uns nicht erst am 25. Januar wieder zu treffen und zu beraten, sondern bereits heute. Und dafür haben wir einen wichtigen Grund. Denn all unsere Bemühungen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen, droht eine ernsthafte Gefahr, die wir heute klarer sehen, als wir das am 5. Januar konnten. Und das ist die Mutation des Virus, wie sie vor allem, aber nicht nur, in Großbritannien und in Irland aufgetaucht ist. Warum liegt darin eine solche Gefahr? Weil die bisherigen epidemiologischen Erkenntnisse, darauf hindeuten, dass dieses mutierte Virus sehr viel ansteckender ist und dass es eine Hauptursache für den gewaltigen Anstieg der Infektionen sowohl in Großbritannien als auch in Irland ist. Bei uns ist dieses mutierte Virus nachgewiesen worden. Allerdings wissen wir nicht ganz genau, in welcher Menge, aber einzelne Fälle sind bekannt. Die Wissenschaftler sagen uns, dass es noch nicht dominant ist. Noch ist gewissermaßen Zeit, die ganze Gefährlichkeit einzudämmen. Und es wäre natürlich vollkommen falsch, daraus jetzt zu schließen, dass wir dann auch noch wirklich alle Zeit der Welt hätten, um zu handeln. Wir müssen jetzt handeln. Und das hat mich jedenfalls, aber auch uns alle, bei den Beratungen heute bewegt. Jetzt ist die Zeit, um der Gefahr, die in diesem mutierten Virus steckt, vorzubeugen. Es geht also um Vorsorge. Und wenn sich die Mutation bei uns schon ausgebreitet hätte, dann könnten sich die Infektionszahlen – das ist es ja, was wir in anderen Ländern gesehen haben – explosiv erhöhen, mit der Folge, dass dann auch unsere Krankenhäuser in eine schwer zu beherrschende Lage geraten würden. Deshalb haben wir heute noch einmal beraten und auch zusätzliche Maßnahmen und Einschränkungen beschlossen, um den Rückgang der Infektionszahlen in Deutschland noch einmal deutlich zu beschleunigen. Darum geht es. Wir wissen, wenn die Infektionszahlen gering sind, hat auch das mutierte Virus wenig Chancen, sich weiter auszubreiten. Und deshalb setzen wir auf, auf dem Weg, den wir gerade haben, sinkende Infektionszahlen und wollen diesen Weg beschleunigen durch zusätzliche Maßnahmen. Das heißt also, wir tun das aus Vorsorge für unser Land, aus Vorsorge für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger, aber eben auch aus Vorsorge für die Wirtschaft und die Arbeitswelt, die unter einem explosionsartigen Anstieg dann doch sehr stark leiden würde.Zu den Beschlüssen im Einzelnen will ich hier hervorheben, dass wir uns zuerst einmal darauf geeinigt haben, dass wir alle Maßnahmen, die bis zum 31. Januar befristet waren, bis zum 14. Februar verlängern müssen. Das ist natürlich ein gewaltiger Schritt und wir wissen auch, was das für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch für andere bedeutet. Zweitens bleibt es bei der Art der privaten Zusammenkünfte, die erlaubt sind, also einen Hausstand mit einer weiteren, nichts im Hausstand gehörenden Personen. Wir weisen aber daraus darauf hin, dass es infektiologisch dann am besten ist, wenn die Zahl der Personen, mit denen man sich trifft, eine kleine ist und möglichst konstant ist, damit sozusagen nicht immer wieder Kontakte und Infektionsketten entstehen können.Wir erweitern die Pflicht zum Tragen von medizinischen Masken, also OP-Masken oder Masken von der Qualität FFP2 oder KN95, N95, um eine höhere Schutzwirkung zu haben. Das gilt für die öffentlichen Verkehrsmittel und für die Geschäfte. Verbindliche Pflicht also, das zu tragen. Und generell wird auch in Situationen, wo ein engerer oder längerer Kontakt zu anderen Personen die Nutzung medizinischer Masken angeraten.Das Ziel von uns ist, die Kontakte im öffentlichen Personennahverkehr so zu reduzieren, dass das Fahrgastaufkommen deutlich zurückgeht, dass in der Regel die Abstände gewahrt werden. Und wie wollen wir dieses Ziel erreichen? Einmal durch weitgehende Nutzung von Homeoffice- Möglichkeiten. Hier sind wir weit hinter den Werten, die wir im März hatten, des vergangenen Jahres zurück. Indem wir das alles tun, um das Fahrgastaufkommen zu entzerren in den Stoßzeiten des Berufs- und Schülerverkehrs. Und eben ergänzend die Pflicht zum Tragen medizinischer Masken. Wir haben lange gerungen um das, was im Bereich Kinder und Schule notwendig ist. Wir alle wissen, dass es unglaubliche Einschränkungen mit sich bringt für die betroffenen Kinder, für die betroffenen Eltern. Aber es gibt ernstzunehmende Hinweise, dass die Mutation B.1.1.7des SARS-CoV-2-Virus sich auch stärker unter Kindern und Jugendlichen verbreitet, als das bei dem bisherigen Virus der Fall ist. Und diese Hinweise müssen wir ernst nehmen. Und deshalb verweisen wir noch einmal auf den Beschluss vom 13. Dezember 2020. Wir müssen ihn bis zum 14. Februar 2020 verlängern und wir müssen auf eine restriktive Umsetzung dieses Beschlusses dringen. Darauf haben wir uns auch geeinigt nach langer Diskussion. Danach bleiben die Schulen grundsätzlich geschlossen bzw. die Präsenzpflicht bleibt ausgesetzt und in Kindertagesstätten wird analog verfahren. Wir wissen, was die Erzieherinnen und Lehrer leisten und sagen deshalb auch noch einmal deutlich, dass wir ihnen danken für das, was sie in der Bewältigung der Pandemie gerade bei den Kindern und Jugendlichen leisten. Wir kommen noch einmal zurück auf die Alten und Pflegeheime. Hier haben wir ja in den letzten Tagen nochmal durch die Bereitschaft von 10.000 Bundeswehrsoldaten, zu helfen, um die Testung durchzuführen, auch nochmal einen praktischen Schritt getan. Und das, was für Alten und Pflegeheime gilt, gilt auch für die Einrichtung von Menschen mit Behinderung. Das ist ganz wichtig, weil die rechtlich woanders verankert sind und oft vergessen werden. Das wollen wir ausdrücklich nicht. Wir sagen etwas zu Gottesdiensten in Kirchen, Synagogen und Moscheen und die Zusammenkünfte anderer Glaubensgemeinschaften. Sie sind nur unter strikten Voraussetzungen gestattet: Abstandhalten, Maske, auch medizinische Maske tragen und Untersagung des Gemeindegesangs. Zusammenkünfte mit mehr als zehn Teilnehmern sind beim zuständigen Ordnungsamt spätestens zwei Werktage zuvor anzuzeigen, sofern es nicht schon generelle Absprachen mit der Religionsgemeinschaft mit bestimmten Behörden gibt. Zentraler Punkt heute in unseren Diskussionen war neben Schule und Kita noch einmal das Arbeiten im Homeoffice. Hier gehen wir jetzt rechtlich vor. Die Frage hatten wir ja auch am 5. Januar schon diskutiert. Der Minister für Arbeit und Soziales wird eine Verordnung befristet bis zum 15. März erst einmal erlassen, wonach Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber überall dort, wo es möglich ist, den Beschäftigten das Arbeiten im Homeoffice ermöglichen müssen, sofern die Tätigkeiten das zulassen. Und wir gehen davon aus, dass dadurch Kontakte am Arbeitsort, aber auch auf dem Weg zur Arbeit reduziert werden. Und wir bitten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, diese Angebote auch wirklich zu nutzen. Da, wo Präsenz weiter erforderlich ist, wollen wir natürlich auch einen möglichst guten Schutz der Beschäftigten. Deshalb auch die Belegung von Räumen reduzieren. Wo nicht ausreichende Abstände möglich sind, müssen medizinische Masken getragen werden. Und wir bitten die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, darauf hinzuwirken, dass zur Entzerrung des Fahrgastaufkommens im öffentlichen Personennahverkehr auch Anfangs- und Endzeiten der Arbeit variiert werden. Damit wir die Digitalisierung, die ja sehr viel mit dem Homeoffice zu tun hat, voranbringen, werden nochmal besondere Abschreibemöglichkeiten beschaffen.Ich glaube, das ist ein guter Schritt, auch als Anreiz. Und das lohnt sich ja auch für die kommende Zeit. Wir gehen darauf ein, dass die Inzidenz von 50, wie wir sie uns ja vorgenommen haben, in vielen Landkreisen nicht erreicht wird und dass deshalb weiterhin über die allgemeinen Regeln hinausgehende umfangreiche lokale und regionale Maßnahmen dort getroffen werden können, wo eben diese Inzidenz noch nicht erreicht wird. Damit sind wir sozusagen langsam uns dann in einem Geleitzug auch in Richtung der 50 pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen als Inzidenz bewegen können. Wir haben dann nochmal lange über das Impfen gesprochen. Hier sind wir natürlich von der Verlässlichkeit der Produzenten abhängig. Wir haben das jetzt alle erlebt, dass Pfizer plötzlich die Lieferung verändert hat. Das ist von großen Auswirkungen für die gesamte Logistik der Länder. Und wir haben uns miteinander verabredet, dass wir von unserer Seite alles tun wollen, um erst einmal bis zum Ende des Sommers jedem Bürger ein Impfangebot zu machen, sind dabei natürlich aber abhängig, dass die Impfdosen dann auch wirklich zur Verfügung gestellt werden wollen. Aber von unserer Seite aus werden wir alles tun. Und wir haben uns mit der Sequenzierung beschäftigt, denn wir erwarten jetzt, dass wir doch mehr Informationen bekommen über dieses mutierte Virus. Und der Bund wird bis Anfang Februar hier eine erste Auswertung vorlegen. Die Experten, insbesondere Professor Drosten, haben uns gestern gesagt, das in zwei bis drei Wochen eine gute Chance besteht, hier eine bessere quantitative Analyse zu bekommen. Wir haben noch einmal darüber gesprochen, wann wir eine Öffnungsstrategie miteinander vereinbaren. Dass es dann natürlich notwendig ist, die Wiedererlangung und Aufrechterhaltung der Kontrolle über das Infektionsgeschehen zu haben, das heißt, dass wir eine vollständige Kontaktnachverfolgung garantieren können. Und das bedeutet, dass die Gesundheitsämter personell und organisatorisch noch verstärkt werden müssen. Und diese Zeit, die wir jetzt haben bis zum 15. Februar, die müssen wir nutzen, um dafür die Voraussetzungen zu schaffen. Dazu soll das System SORMAS eingesetzt werden bzw. Schnittstellen geschaffen werden, damit eine bundesweite Kommunikation und eine einfachere Kontaktnachverfolgung möglich ist. Ein letztes Wort von meiner Seite zu dem Thema Europa. Wir werden am Donnerstag einen Europäischen Rat als Videokonferenz haben, wo wir uns neben der Impfung auch mit dem Thema Mutation beschäftigen werden. Und es ist vollkommen klar und von vielen hier heute auch gesagt worden, von den Ministerpräsidenten, Deutschland ist umgeben von vielen Ländern. Und wir können hier tun und lassen, was wir wollen, wir werden keinen Erfolg haben, wenn nicht andere synchron auch daran arbeiten. Ich weiß, dass Nachbarländer wie Dänemark und Niederlande sich heute auch damit beschäftigt haben, Maßnahmen zu verstärken. Aber wir müssen sicherstellen, dass hier wirklich alle unsere Nachbarländer in die gleiche Richtung arbeiten. Wenn das nicht der Fall ist, müssen wir eben auch Vorkehrungen treffen bei Einreisefragen, weil wir uns das, was die Bürgerinnen und Bürger hier leisten und was wir ihnen auferlegen, natürlich nicht sozusagen wieder zunichte machen lassen dürfen, indem wir das Virus dann immer wieder eintragen. Und das ist auch ein großes Thema und das ruft nach einheitlichem europäischen Vorgehen. Das bezieht sich nicht nur auf die EU, sondern zum Beispiel auch auf Nachbarländer wie die Schweiz, die ja nicht zur Europäischen Union gehört. Das waren im Wesentlichen unsere Beschlüsse. Es hat lange gedauert. Ich glaube, es hat sich gelohnt. Es ist hart, was wir jetzt den Menschen noch einmal zumuten müssen.Aber das Vorsorgeprinzip hat für uns Vorrang und dem müssen wir jetzt auch Rechnung tragen. Und dem haben wir auch Rechnung getragen.« | Stundenlang rangen Kanzlerin und Länderchefs um die Verlängerung der Corona-Maßnahmen. Sehen Sie Merkels Erläuterung der neuen Beschlüsse im Video. | [
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"Coronapandemie: Videos"
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| Politik | Deutschland | 2021-01-19T22:52:00+01:00 | 2021-01-19T22:52:00+01:00 | https://www.spiegel.de/politik/deutschland/corona-pandemie-so-begruendet-angela-merkel-die-corona-beschluesse-a-6af6ec22-290b-4dea-b835-4ec9a8185391 |
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Venezuela streicht wegen Hyperinflation fünf Nullen von Geldscheinen | In Venezuela sind am Montag neue Geldscheine in den Umlauf gebracht worden. Die Landeswährung Bolívar verfügt nun über fünf Nullen weniger. Die Maßnahme ist Teil einer Reihe umstrittener Reformen von Staatschef Nicolás Maduro angesichts einer schweren Wirtschaftskrise. Die Venezolaner reagierten nervös auf den neuen Bolívar, die meisten Geschäfte blieben nach der Ausgabe der neuen Scheine geschlossen.Wirtschaftsvertreter bezeichneten die Einführung des neuen Bolívar am Montag als kontraproduktiv. Die Maßnahme werde die wirtschaftliche Instabilität weiter verschärfen, sagte der Vorsitzende des führenden Unternehmerverbands Fedecamaras, Carlos Larrazabal, bei einer Pressekonferenz. Venezuela steckt schon seit Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise, der alte Bolívar war praktisch wertlos. Durch den Verfall des Ölpreises seit 2014 fehlt dem südamerikanischen Staat das Geld. Öl ist die Haupteinnahmequelle für Venezuela. Zuletzt prognostizierte der Internationale Währungsfonds (IWF) für das laufende Jahr eine Inflationsrate von einer Million Prozent. Außerdem könnte die Wirtschaftsleistung des Landes um 18 Prozent einbrechen. Zwei Millionen FlüchtlingeDurch die Wirtschaftskrise gibt es gravierende Versorgungsengpässe im Land. Nach Angaben der Uno sind bereits mehr als zwei Millionen Menschen ins Ausland geflohen. Am Montag kamen erneut zahlreiche Venezolaner über die Grenze nach Brasilien. Ein Armeevertreter im brasilianischen Grenzort Pacaraima rechnete für Montag mit rund 900 Neuankömmlingen. Zuletzt waren im Schnitt rund 500 Menschen pro Tag über die Grenze gekommen. Nach gewaltsamen Zusammenstößen mit Einheimischen in dem Grenzort waren am Wochenende rund 1200 Flüchtlinge nach Venezuela zurückgekehrt. Brasiliens Präsident Michel Temer hatte Soldaten an die Grenze entsandt. Er hält sich zudem die Option offen, die Grenze zu Venezuela zu schließen. | ssu/AFP | Im Kampf gegen die Hyperinflation streicht Venezuelas Präsident Maduro fünf Nullen von den Geldscheinen. Die Aktion könnte die Lage in dem Krisenstaat weiter verschlimmern. | [
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| Wirtschaft | Soziales | 2018-08-21T08:54:00+02:00 | 2018-08-21T08:54:00+02:00 | https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/venezuela-streicht-wegen-hyperinflation-fuenf-nullen-von-geldscheinen-a-1224136.html |
Endangered Species: East German Trabants Heading for Extinction | After the fall of the Berlin Wall two decades ago, East Germans had had enough. Even as Trabants were hard to come by in communist times, once Germany reunified, everyone wanted a Western car. Not long later, thought, the little plastic car with its fume-belching two-stroke engine became the premier cult item for hard-core auto enthusiasts -- and for those who had succumbed to Ostalgie, dubious nostalgia for life in communist East Germany when "Trabis" provided a limited source of freedom and people had to wait 10 years for delivery. These days, though, Trabis are slowly sliding toward extinction, with the number registered in Germany rapidly dwindling. Much of that, of course, is due to natural selection. The vehicles are made of Duroplast -- a mixture of resin powder and cotton -- and are literally falling apart. In addition, however, many owners ditched their brand loyalty last year when the German government offered a €2,500 vehicle scrapping bonus to persuade people to buy new cars to boost the flagging economy. Merely 35,000 Trabis are still registered with the German Federal Office of Motor Vehicles (KBA), a decrease of more than 95 percent from 1993, as far back as the KBA has statistics."Naturally, the cars are just too old," KBA spokesman Stephan Elsner told SPIEGEL ONLINE. The plant in the eastern town of Zwickau that produced the first Trabi in 1957 rolled the final one off its assembly line in 1991, shortly after reunification. 'It's Only a Hobby Today'"The number of Trabis on the road is constantly going down," Uwe Tautz, who restores old Trabants at his garage in the eastern Berlin district of Marzahn-Hellersdorf, told SPIEGEL ONLINE. "It's only a hobby today."Still, if you ask around, the number of those intent on keeping their plastic rattle-traps hasn't fallen. "Our customer base has remained constant over the years," Andreas Trull, a mechanic at the Trabant Oasis, a garage in the town of Hoppegarten near Berlin, told SPIEGEL ONLINE. "The reason some don't drive them anymore is because of low-emission environmental zones some cities have introduced." But the cars remain a feature on the streets of the German capital, at least the eastern part of it, and Berlin officials are well aware that the cars are a tourist attraction. In 2009, the city declared that the Trabant had become a world-famous trademark for East Germany and decided to protect the endangered species by relaxed emissions standards for Trabis.The cars have also lived on in a number of jokes about the vehicles. Click below for a selection:Trabi Safari, a company that rents Trabis by the hour in Berlin, Dresden and Potsdam, gets their spare parts from a factory in Hungary that still manufactures components. All told, roughly three million Trabis were produced and many of them found homes across the Eastern bloc. 'Many Go Kaput'Trabi Safari's armada currently totals more than 90 of the subcompacts, nearly all of which are registered in Berlin. That's roughly 10 percent of the capital's total Trabi count. "We get them mostly from private owners, and still many go kaput," Michaela Drepte, an assistant at the rental company, told SPIEGEL ONLINE. The company, however, has to add a special part to all their Trabis to comply with Berlin's emission standards. Despite their growing rarity, however, Trabants are still relatively cheap to come by. A mere €1,000 ($1,300) is enough according to prices in online classifieds, the easiest place to find Trabis according to Tautz. Soon, though, there might even be some new ones available. IndiKar, a car manufacturer based outside of Zwickau, is hoping to give the Trabi new life. The company unveiled plans last year to make an electric-engine car in the Trabi style. IndiKar hopes car will hit roads in 2012 and cost around €25,000 ($32,500). | Eric Kelsey | The beloved Trabant, a trademark of communist East Germany, is dying out fast. The number rattling around on German roads has dwindled to 35,000 from close to one million shortly after reunification. Last year's cash-for-clunkers program appears to have persuaded many owners to ditch their brand loyalty. | [
"Berlin Wall",
"Ostalgia",
"East Germany"
]
| International | Zeitgeist | 2010-07-29T14:20:44+02:00 | 2010-07-29T14:20:44+02:00 | https://www.spiegel.de/international/zeitgeist/endangered-species-east-german-trabants-heading-for-extinction-a-708896.html |
Hessen: Hardliner spülen sich für den Wahlkampf weich | Wiesbaden - Um zehn nach vier ist es soweit: "Der hessische Landtag ist aufgelöst", verkündet der Landtagspräsident. "Im Großen und Ganzen bin ich mit Ihnen zufrieden gewesen", gibt er den Ex-Abgeordneten mit auf den Weg. Aber eine Bitte hat er noch: Den Wahlkampf sollten sie "ohne schwere Verletzungen" führen. Die Bitte kommt nicht von ungefähr: Hessen ist bekannt für seine fanatischen Parteigänger. Sie sind der Grund, warum der Landtag an diesem 19. November aufgelöst wird - zum dritten Mal nach 1983 und 1987.Über vier Stunden debattiert das Parlament an diesem letzten Tag. Zwei große Entscheidungen sind zu treffen: Wegen der Opel-Krise soll der Bürgschaftsrahmens des Landes von 300 auf 500 Millionen Euro erhöht werden. Und dann sollen die Abgeordneten sich selbst entmachten und das Parlament auflösen. Beide Entscheidungen fallen einstimmig. Es ist schon paradox: Am Ende demonstriert das Parlament, das zur Regierungsbildung unfähig war, hundertprozentige Einigkeit. 228 Tage dauerte diese 17. Legislaturperiode - die kürzeste in der Geschichte des Hessischen Landtages. "Zehn verlorene Monate" seien es gewesen, klagt FDP-Fraktionschef Jörg-Uwe Hahn. Allerdings soll nun alles anders werden - das versprechen die Spitzenkandidaten der Volksparteien.Thorsten Schäfer-Gümbel, der neue Frontmann der SPD, wirbt für eine neue politische Kultur. Die SPD habe aus den hessischen Verhältnissen gelernt. Damit meint er, dass nun keine Koalition mehr ausgeschlossen wird - weder mit der Linkspartei noch mit der CDU. Die anderen müssten nun genau so offen sein, fordert Schäfer-Gümbel. Ministerpräsident Roland Koch gibt sich ähnlich versöhnlich. Dies sei eine Wahlperiode, "in der sich niemand als Sieger fühlen kann", sagt er. Das habe dazu geführt, "dass wir offener miteinander umgehen". Die CDU habe aus der Wahlniederlage gelernt und ihr Wahlprogramm geändert.Beide Spitzenkandidaten geben sich staatstragend: Angesichts der Wirtschaftskrise sei nun Ernsthaftigkeit gefragt, kein Parteiengezänk.Doch ist mehr als fraglich, ob die Parteien für diese neue politische Kultur bereit sind. Denn das alte Hessen lebt, wie die Redebeiträge von FDP-Chef Hahn und CDU-Chef Christean Wagner an diesem Tag zeigen. Wagner schimpft inbrünstig über Ypsilantis "bundesweit einmaligen Abgrenzungsbeschluss zur CDU", den "beispiellosen Kulturbruch im Umgang zwischen demokratischen Parteien", den "Pakt mit den Kommunisten" und den "dreisten Wählerbetrug". Hessischer Hass im LandtagHahn feiert sich selbst dafür, dass die FDP das Gespräch mit der SPD nach der Wahl verweigert hat - eine der Ursachen für die "hessischen Verhältnisse". Grünen und SPD schleudert er mit rotem Kopf entgegen: "Sie haben das Recht zum Moralisieren in diesem Land verloren." Dafür nimmt er es für sich selbst umso lieber in Anspruch und doziert über die Gewissensfreiheit der Abgeordneten und das freie Mandat.Bei Wagner und Hahn ist er zu spüren, der berühmte hessische Hass. Keine Selbstkritik, nur Selbstgerechtigkeit. Aus diesem Munde wollen nicht mal die SPD-Abweichler gelobt werden. Jürgen Walter nennt in seiner persönlichen Erklärung im Plenum den FDP-Chef als Beispiel der hessischen Unkultur, Politik als Vernichtung des Gegners zu betreiben. Carmen Everts sagt, "ritualisierte Aufregung wie hier im Haus" helfe nicht weiter. Auf SPD-Seite schweigt das alte Hessen an diesem Tag. Andrea Ypsilanti sitzt stumm in der ersten Reihe im Landtag. Wie abgeschaltet wirkt sie, lässt die Redebeiträge über sich ergehen. Sie scheint innerlich schon Abschied genommen zu haben. Nur hinter verschlossenen Türen ergreift sie an diesem Tag das Wort: In der Fraktionssitzung am Morgen gibt sie wie gewohnt als Vorsitzende den Ton an. Doch sonst soll sich an diesem Tag alles um die neue Nummer eins drehen.SPD-Herausforderer Schäfer-Gümbel kreuzt im Landtag gleich zweimal die Klingen mit Ministerpräsident Roland Koch, erst zu Opel, dann zur Selbstauflösung. Beide Reden sind gekonnt - Rhetorik, Gestik und Inhalte sind stimmig. Er gesteht Fehler ein und erinnert daran, dass Politik die Kunst des Kompromisses sei. Die Verantwortung für die Neuwahlen liege bei allen 110 Abgeordneten, weil keine Fraktion eine Regierung bilden konnte. Das gibt Applaus bei SPD, Grünen und Linken. Von CDU und FDP kommt kein Widerspruch. So vernünftig Schäfer-Gümbel sich gibt - vor Angriffen auf den Ministerpräsidenten schreckt der frühere Hinterbänkler nicht zurück. Einmal dreht er sich während der Rede zur Regierungsbank um und ruft aus einem Meter Entfernung dem Kontrahenten ins Gesicht: "Koch muss weg"."Wenn Sie glauben, Sie seien schöner als ich..."Es ist keine schlechte Premiere. Doch Koch lässt sich nicht so leicht übertrumpfen. Als Schwäche stellt sich Schäfer-Gümbels Eitelkeit heraus. Es werde ja viel über seine Brille geredet, kokettiert der Sozialdemokrat. Die Landtagswahl drehe sich aber nicht um die Frage: "Wer ist Germany's Next Topmodel?" Obwohl er ja, und er dreht sich wieder zu Koch um, bei dem Vergleich gar nicht so schlecht abschneide. Die Steilvorlage nutzt Koch sogleich. "Wenn Sie glauben, Sie seien schöner als ich, akzeptiere ich das", kontert er cool. Aber er wolle inhaltlich diskutieren. "Sie alleine sind kein ausreichender Gegner." Vielmehr komme es darauf an, welches Programm er vertrete. Und das, freut sich Koch, liege ja nun in Form des rot-grünen Koalitionsvertrags vor. Die Wähler hätten also eine "sehr präzise Vorstellung", was sie unter Rot-Grün erwarte, etwa Scharmützel beim Ausbau des Frankfurter Flughafens.Die Wahlkampfstrategien beider Seiten werden in der Debatte deutlich: Die SPD will sich alle Optionen offen halten, Koch setzt auf einen Lagerwahlkampf. Das bürgerliche Lager als Stabilitätsgarant gegen das rot-rot-grüne Chaos - das Script ergibt sich nach den vergangenen Monaten wie von selbst. Das Duell zwischen Koch und Schäfer-Gümbel ist jedoch nur die eine Geschichte des Tages. Die andere ist der Abschied der Abweichler. Die vier SPD-Abgeordneten Carmen Everts, Silke Tesch, Dagmar Metzger und Jürgen Walter wurden strafversetzt, in die beiden hintersten Reihen an den äußersten Rand der SPD-Fraktion. Sie sitzen zwischen SPD und Linkspartei - eine treffende, wenn auch wohl ungewollte Symbolik.Eine Partisanengruppe im FeindeslandVor Beginn der Sitzung werden sie von Kameraleuten umlagert. Sie sind wortkarg, meiden die Mikrofone und verbringen auch die Pausen nicht im Foyer. Was sie heute erwarte, wird Metzger beim Reingehen gefragt. "Dass der hessische Landtag sich auflöst", ist die knappe Antwort. Wie ein Fremdkörper sitzt der Viererblock zwischen SPD und Linkspartei. Von beiden Seiten erfahren die vier eisiges Schweigen. In seiner Rede sagt der Linken-Abgeordnete Ulrich Wilken, er sei nicht traurig, dass die vier im nächsten Landtag nicht mehr vertreten seien. Das Quartett redet nur untereinander, eine Partisanengruppe in Feindesland. Nach der Debatte strömen die CDU-Abgeordneten von der anderen Seite des Plenums zu den Abweichlern. Es hagelt Wangenküsschen für Tesch und Everts. Für die Abweichler ist es wohl der letzte Tag im Parlament. Von ihrer Partei werden sie nicht wieder aufgestellt. Daher nutzen Everts und Walter die letzte Gelegenheit zum Reden. Für Gewissensentscheidungen gebe es keinen falschen Zeitpunkt, sagt Everts. Er würde alles wieder so machen, sagt Walter. Verantwortlich für die Auflösung des Landtags seien aber nicht vier Abweichler, sondern vier demokratische Parteien, die keine Regierung bilden konnten. Dass nun manche noch stolz darauf seien, wie die FDP, falle auf sie selbst zurück.Bei der SPD rührt sich keine Hand. Den ganzen Tag werden die Abtrünnigen komplett ignoriert. Schäfer-Gümbel erwähnt sie mit keinem Wort. Generalsekretär Norbert Schmitt wird im Foyer von einer NDR-Reporterin gefragt, ob er bedauere, dass Metzger im nächsten Landtag nicht mehr dabei sein werde. Schmitt sagt weder Ja noch Nein, sondern beginnt, über die Bildungspolitik zu reden. Das Frage-Antwort-Spiel wiederholt sich noch drei Mal. Ein souveräner Neuanfang sieht anders aus. | Carsten Volkery | Der hessische Landtag hat sich aufgelöst, der Wahlkampf beginnt. Die Spitzenkandidaten Roland Koch und Thorsten Schäfer-Gümbel werben für eine neue politische Kultur, um Blockaden zu überwinden. Doch ihre Parteien verharren in den Schützengräben. | []
| Politik | Deutschland | 2008-11-19T21:28:39+01:00 | 2008-11-19T21:28:39+01:00 | https://www.spiegel.de/politik/deutschland/hessen-hardliner-spuelen-sich-fuer-den-wahlkampf-weich-a-591514.html |
Bösewicht FJS: CSU droht Madame Tussauds wegen Strauß-Abbildung | München - Gerade erst feierte ihn noch die Kanzlerin. "Ein Mann, ohne den ich hier heute nicht stehen würde, ohne den die Mauer nicht gefallen wäre", so erinnerte sich Angela Merkel auf dem CSU-Parteitag an Franz Josef Strauß. Von "Hochachtung" sprach sie, und davon, dass sie in seinem Geiste Verantwortungin der Bundesregierung übernommen habe. FJS - in seinem 20. Todesjahr der Held der Union. Die Christsozialen jubelten selig.Doch nun ist Strauß plötzlich der Bösewicht. Denn der Berliner Ableger des berühmten Wachsfigurenkabinetts von Madame Tussauds in London hat FJS auf einer Bildcollage abgedruckt - unter dem Titel: "Helden und Bösewichte". Und FJS scheint gemeinsam mit DDR-Spion Günter Guillaume klar zur Kategorie der Letzteren gerechnet zu werden. Als Helden dagegen sind Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg und der im Ersten Weltkrieg als "Roter Baron" betitelte Jagdflieger Manfred von Richthofen verbucht. Im erklärenden Strauß-Text unter der Überschrift "Politischer Skandal" wird auf die SPIEGEL-Affäre verwiesen, die der CSU-Politiker 1962 als Verteidigungsminister auslöste: "Strauß veranlasste, den Verleger Rudolf Augstein zu verhaften. Dieser wurde daraufhin 103 Tage lang gefangen gehalten. Strauß stritt zunächst jegliche Verantwortung ab, musste aber in einer Befragung vor dem Bundestag unter Druck zugeben, dass er gelogen hatte. Daraufhin trat er zurück." Strauß, der Bösewicht. Oder nicht? Die Berliner Tussauds-Sprecherin Natalie Ruoß jedenfalls will das so nicht verstanden wissen: "Ob Held oder Bösewicht, das ist Interpretationssache des Besuchers." Es gebe von Seiten der Ausstellungsmacher "keine Einordnung", so Ruoß. Man habe auch nicht das Leben von Strauß in Gänze darstellen wollen, vielmehr gehe es um die SPIEGEL-Affäre.In Bayern sieht man das weniger entspannt. CSU und Strauß-Familie sind stinksauer auf die britischen Wachsprofis. "Das ist eine Sauerei!", poltert Parteichef Erwin Huber via Münchner "Abendzeitung". Wer so "standhaft" für die deutsche Einheit gekämpft habe, "kann nur zu den Helden gehören". FJS-Sohn Max Strauß ließ sich zitieren mit den Worten: "Die haben doch einen Knall." Und Bruder Franz Georg kündigt an: "Wir werden dagegen vorgehen." Man könne nicht einen "Wicht" wie Guillaume mit seinem Vater vergleichen: Dies entspräche einem "Vergleich zwischen einem Häufchen Hundedreck und der Zugspitze". "Steinmeier muss in London vorstellig werden"Bayerns Europaminister Markus Söder (CSU) fordert gar diplomatische Konsequenzen, Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) soll ran: "Er muss in London vorstellig werden, ein solches Vorgehen belastet die bayerisch-englischen Beziehungen." Söder, der nach eigenem Bekunden als Jugendlicher ein "riesiges Poster" von FJS im Schlafzimmer hängen hatte, zeigt sich empört: "Es ist ein großer Skandal. Es ist der Versuch, mit einer Ausstellung zu provozieren." Den britischen Historikern bei Madame Tussauds empfiehlt er einen Besuch in der FJS-Ausstellung der bayerischen Vertretung in Berlin: "Da können sie lernen, die Bedeutung von Franz Josef Strauß richtig einzuschätzen", so Söder zu SPIEGEL ONLINE. Vor zwei Wochen hatte er die Wanderausstellung zuStrauß' 20. Todestag in Berlin eröffnet . Der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber hielt damals die Laudatio: "Es gab entweder heiße Zustimmung oder sehr kalte Ablehnung", erinnerte er sich an Strauß. Tussauds-Sprecherin Ruoß nimmt Söders Tip zur Kenntnis, hat aber von dessen Ausstellung "noch nichts gehört".CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer bescheinigt den Tussauds-Historikern "massiven Nachholbedarf". Deshalb werde sie ihnen "zur Aufhellung ihres Geschichtsbildes die Erinnerungen von Franz Josef Strauß zukommen lassen". Spätestens nach deren Lektüre "werden sie einsehen, dass es für Strauß nur einen richtigen Platz gibt: den bei den Helden", so Haderthauer zu SPIEGEL ONLINE. Unterdessen will Bayerns CSU-Fraktionschef Georg Schmid Veränderungen sehen: "Ich erwarte, dass die Ausstellung überarbeitet wird." Bei Tussauds in Berlin denke man bisher nicht darüber nach, sagt Sprecherin Ruoß. Es habe sich ja noch niemand "persönlich gemeldet". | Sebastian Fischer | "Das ist eine Sauerei": Das Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds hat Franz Josef Strauß in Gesellschaft eines Bösewichts dargestellt. Nun ist die CSU in heller Aufregung, man droht mit historischer Nachhilfe - und sieht die bayerisch-englischen Beziehungen belastet. | [
"Landtagswahl in Bayern 2008",
"Franz Josef Strauß"
]
| Politik | Deutschland | 2008-07-24T15:58:41+02:00 | 2008-07-24T15:58:41+02:00 | https://www.spiegel.de/politik/deutschland/boesewicht-fjs-csu-droht-madame-tussauds-wegen-strauss-abbildung-a-567798.html |
Paris: Buchungen der Hotels brechen nach Anschlag ein | Die Pariser Top-Hotels melden einen Einbruch bei Zimmerreservierungen um 50 Prozent. Auch seien Buchungen nach den Terroranschlägen am Freitag storniert worden, sagte Charlotte Le Moniet, eine Sprecherin des französischen Hotelverbands, und das genau vor der weihnachtlichen Hochsaison. Das Gleiche sei nach den Attacken auf "Charlie Hebdo" passiert, sagte Le Moniet. Es habe ein oder zwei Monate gedauert, bis die Buchungen wieder den üblichen Stand erreicht hätten. Bei der Terrorserie am Freitag waren 129 Menschen getötet und 352 verletzt worden.Auch der britische Billigflieger Easyjet registriert eine geringere Nachfrage nach Frankreich-Urlauben. Unternehmenschefin Carolyn McCall rechnet aber damit, dass sich das schnell wieder einpendeln werde. Es habe am Wochenende eine Anzahl von Passagieren gegeben, die ihre gebuchten Flüge nach Frankreich nicht antraten. Easyjet bietet seinen Kunden, die eine Verbindung nach Paris gebucht haben, an, ihre Tickets kostenlos zu stornieren oder umzubuchen. Auch Lufthansa-Passagiere können nach Aussagen einer Sprecherin Tickets für Flüge nach Paris bis Mittwoch einmalig kostenlos umbuchen. Danach werde neu entschieden, sagte eine Sprecherin. Flüge in die französische Hauptstadt seien derzeit weniger gefragt, aber es gebe keinen Einbruch. Die Tourismuskonzerne TUI und Thomas Cook bieten ihren Gästen kostenlose Stornierungen aus Kulanz an. Allerdings buchen bei den deutschen Reiseveranstaltern nur wenige Urlauber um oder sagen ihre Paris-Reise ganz ab. Die Tui spricht von sehr wenigen diesbezüglichen Anfragen. Insgesamt sei die Zahl der Paris-Touristen derzeit überschaubar. Die Leute, die gebucht haben, würden in der Regel auch reisen. Auch Thomas Cook erklärte, die meisten Kunden würden ihre Reise in den nächsten Tagen antreten. DER Touristik teilte mit, einige Gäste machten von der Umbuchungs- und Stornooption Gebrauch, die meisten stellten ihre Reisepläne aber nicht grundsätzlich in Frage.Viele Pariser Sehenswürdigkeiten, darunter der Louvre, die Philharmonie, der Grand Palais und das Centre Pompidou, seien bereits wieder geöffnet, teilte die Französische Zentrale für Tourismus mit. Am Dienstag waren außerdem Versailles und das Moulin Rouge wieder offen. Disneyland Paris, der Zoo von Vincennes, das Aquarium von Paris sollen am Mittwoch wieder öffnen. Dann startet auch der Weihnachtsmarkt auf den Champs-Élysées - allerdings erstmal ohne festliche Beleuchtung. Der Eiffelturm wurde zunächst wieder geschlossen, nachdem er bereits wiedereröffnet worden war. Bis Mittwoch wird das Pariser Wahrzeichen nach Einbruch der Dunkelheit in den Farben der französischen Flagge beleuchtet. Wer sich zurzeit im Urlaub oder auf einer Geschäftsreise in Paris aufhält, muss mit einigen Einschränkungen rechnen. Wie das Tourismusbüro von Paris mitteilte, könne es an den Flughäfen und am Gare du Nord wegen Polizeikontrollen zu Verspätungen kommen. Auch an den Grenzen zu Frankreich kann die Einreise länger dauern als gewohnt. Zurzeit erwägt die französische Regierung das Aufstellen von Sicherheitsschleusen in Bahnhöfen. Bisher gebe es diese Maßnahme für einige internationale Züge wie den Eurostar, sagte die auch für Verkehr zuständige Umweltministerin Ségolène Royal dem Sender iTélé. Sie sei der Meinung, dass sie auch auf Züge bei innerfranzösischen Strecken ausgedehnt werden sollte, sagte Royal. Deutsche Reisende müssen auf alle Fälle ein gültiges Ausweisdokument mitführen. Darauf weist die Lufthansa hin. Die Airline verweist auf einen Beschluss des französischen Innenministeriums: Demnach könne deutschen Reisenden, die keinen Reisepass oder Personalausweis dabei haben, die Einreise verweigert werden. Zudem werde eine Geldbuße fällig, so eine Sprecherin der Lufthansa. Die Regel gelte zunächst bis Mitte Dezember, dann werde die Lage neu bewertet. Auch das Auswärtige Amt rät , einen gültigen Ausweis mitzuführen.Am Montag wirkten sich die Attentate an den europäischen Börsen deutlich auf Luftfahrt- und Touristik-Werte aus. Anleger befürchteten eine Stornierungswelle bei Urlaubsreisen. Der französische Hotelier Accor und Air France-KLM etwa gehörten mit Kursverlusten von bis zu 9,3 Prozent zu den größten Verlierern. Lufthansa und die British-Airways-Mutter IAG büßten jeweils mehr als zwei Prozent ein. Die Pauschalreisen-Anbieter TUI und Thomas Cook sowie die Kreuzfahrt-Veranstalter Carnival und Royal Caribbean notierten zwischen 2,1 und 4,8 Prozent tiefer. | abl/AP/Reuters/dpa | Die Anschläge in Paris schrecken Urlauber zurzeit ab. Die Top-Hotels melden Einbrüche bei den Reservierungen von 50 Prozent, auch der britische Billigflieger Easyjet registriert einen Buchungsrückgang. | [
"Terrorserie in Paris",
"Paris",
"Frankreich",
"François Hollande",
"»Islamischer Staat« (IS)",
"Syrien",
"Tourismusbranche"
]
| Reise | default | 2015-11-17T11:45:00+01:00 | 2015-11-17T12:40:00+01:00 | https://www.spiegel.de/reise/aktuell/terroranschlaege-buchungen-der-pariser-hotels-brechen-ein-a-1063184.html |
Meinung: Alles Gute vom SPIEGEL: #womeninmalefields – mit Machosprüchen gegen das Patriarchat | Herzlich willkommen zu Alles Gute, dem SPIEGEL-Newsletter mit ausschließlich guten Nachrichten. Schön, dass Sie da sind!»Er hat im Bett geweint. Ich habe ihm gesagt: ›Ach, schon wieder‹, habe mich umgedreht und bin eingeschlafen.«Fühlt sich dieser Satz irgendwie komisch an? Irgendwie falsch, verdreht? Genau das ist das Ziel von #womeninmalefields, auf Deutsch: Frauen in männlichen Gefilden. Frauen machen sich typische Männersprüche zu eigen, verhalten sich wie rücksichtslose Fuckboys und drehen so den Spieß um. Ein durchschlagender Erfolg: Der Hashtag geht auf Instagram und TikTok durch die Decke, immer mehr Videos tauchen auf, meist unterlegt mit Musik von Nicky Minaj. Liest man viele der Sprüche, muss man unfreiwillig lachen, so absurd wirken sie, wenn sie aus dem Mund einer Frau kommen. Aber unzählige Frauen reden und schreiben auch darüber, was sie mit dem Hashtag verbinden. Die Erleichterung zum Beispiel, dass es anderen genauso geht. »Daten wir alle die gleichen Typen?«, fragt eine Nutzerin. Aber es geht in den Posts oft auch um ein sehr ernstes Thema: sexualisierte Gewalt gegen Frauen.Paartherapeutin Sonja Bröning sagt in diesem Interview : Der Social-Media-Trend kann jetzt einen wichtigen Diskurs anstoßen. »Ob die Debatte darum nachhaltig wirksam ist, hängt auch davon ab, wie sie in den kommenden Wochen aufgegriffen wird. Etwa in der Politik, in der schulischen Bildung.« Man müsse aufpassen, dass die Fronten sich nicht verhärten.Und Tara-Louise Wittwer schreibt in dieser Kolumne , dass #womeninmalefields betroffene Frauen unmittelbar anspricht und deshalb so erfolgreich ist: »Frauen machen sich nicht über Männer lustig – Frauen brechen aus, Frauen heilen öffentlich.«Und vielleicht erlebt ja auch der ein oder andere Mann einen Aha-Effekt. Was diese Woche noch gut war – für die Welt:Mutterschutz und Krankengeld für Belgiens SexarbeiterinnenBelgien hat ein weltweit einmaliges Gesetz erlassen: Sexarbeiterinnen werden allen anderen Angestellten rechtlich gleichgestellt. Das heißt auch: sie bekommen Arbeitsverträge und die üblichen Sozialleistungen, inklusive Anspruch auf Mutterschaftsurlaub, Krankentage und Rente. Die Belgische Vereinigung der Sexarbeiter lobte die Novelle als einen »riesigen Schritt vorwärts«. Auch Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch begrüßten das Gesetz ausdrücklich.Die Stadt, die so werden wollte, wie sie istDas spanische Benidorm hat die höchste Dichte an Hochhäusern pro Einwohner, weltweit. Benidorm ist eine Aneinanderreihung von Hotelburgen, die vorwiegend Sangria-trinkende Partygäste beherbergen. So weit, so abschreckend. Aber Alexandra Frank schreibt in diesem Text , dass Benidorm genau so ist, wie es sein wollte. Die Stadt wurde am Reißbrett für den Tourismus entworfen, und die Menschen fühlen sich dort wohl. Es gibt keine Proteste gegen den Massentourismus wie anderswo. Und nicht nur das, Benidorm erhielt sogar mehrere Nachhaltigkeitspreise. Der Ort ist in weiten Teilen barrierefrei, viele Hotels achten auf Umweltfreundlichkeit. EU-Gesundheitsminister empfehlen Rauchverbote im FreienDie Kettenraucher unter Ihnen müssen jetzt stark sein, für viele andere ist es eine gute Nachricht: Eine Mehrheit der EU-Staaten spricht sich für strengere Rauchergesetze aus. Die EU-Gesundheitsministerinnen und -minister haben am Dienstag in Brüssel mehrheitlich für einen Vorschlag der EU-Kommission gestimmt, der empfohlen hatte, das Rauchen etwa an Spielplätzen, Bushaltestellen und in der Außengastronomie zu verbieten. Ein baldiges Verbot ist zumindest in Deutschland trotzdem nicht zu erwarten: Die Gesetzgebung ist nämlich Sache der Bundesländer. Und die haben die Empfehlung aus Brüssel bereits als »zu undifferenziert« kritisiert. Mehr zum Thema finden Sie hier.In Mathe nicht schlechter gewordenIn diesen Zeiten ist es manchmal schon eine gute Nachricht, wenn die Dinge nicht schlechter geworden sind. So ist es auch mit den Mathekenntnissen deutscher Schülerinnen und Schüler. Die sind zumindest nicht schlechter als im Jahr 2019, also vor der Coronapandemie. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der neuen Timss-Studie, die an diesem Mittwoch vorgestellt wurde. Alle vier Jahre nehmen Viertklässlerinnen und Viertklässler dafür an internationalen Kompetenztests teil. Obwohl die Schüler teils über Monate keinen Präsenzunterricht hatten, blieben ihre Leistungen in Mathematik und Naturwissenschaften erstaunlich stabil. Trotzdem liegt Deutschland im internationalen Vergleich weiterhin nur im Mittelfeld. Die ganze Meldung lesen Sie hier. Was gut ist – für Sie:Stromanbieter zahlen Geld zurückKunden der Strom- und Gasanbieter Primastrom, Voxenergie und Nowenergy können unter bestimmten Bedingungen bis Jahresende Geld zurückerhalten. Möglich gemacht hat das eine außergerichtliche Einigung, die die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) im Juli mit der zuständigen Primaholding-Gruppe erzielt hat. Der vzbv hatte unter anderem gegen zurückgewiesene Widerrufe oder unverhältnismäßig lange Laufzeiten nach Kündigungen geklagt. Ob Sie Geld zurückfordern können, erfahren Sie hier .Süßigkeiten sind die neue WurstNaschwaren haben die Wurst erstmals als beliebtestes Lebensmittel abgelöst. Das liegt vor allem daran, dass sich immer mehr Menschen vegan oder vegetarisch ernähren. 245 Euro werden in diesem Jahr in Deutschland im Schnitt pro Kopf für Süßigkeiten ausgegeben, wie eine Analyse des Marktforschungsunternehmens NIQ zeigt. Die höheren Ausgaben für Süßigkeiten haben aber noch einen anderen Grund: Wegen gestiegener Kakaopreise ist auch die Schokolade teurer. Das wiederum ist eine gute Nachricht für die Kakaobauern zum Beispiel in Uganda, wie Sie hier lesen können. Fünf Erkenntnisse über den PenisDie Autorin Heike Kleen erklärt Männern – und Frauen –, was es mit dem Penis so auf sich hat, und warum die Aufregung darum ziemlich übertrieben ist. Sie endet mit einem Appell an Männer, selbst zu bestimmen, was eigentlich männlich ist: »Das darf bitte jeder für sich selbst herausfinden – und diese Möglichkeit als Freiheit begreifen, alles sein zu dürfen, was man will. Und zwar völlig unabhängig vom Penis.« Den ganzen Text lesen Sie hier. Smarter Leben: Was wir tun können, um länger zu lebenSPIEGEL-Autor Thomas Schulz hat ein Buch geschrieben, darin geht es um nichts weniger als die Frage, wie wir alle länger leben können. Sport und die richtige Ernährung spielten die mit Abstand größte Rolle: »Jede Zelle in deinem Körper wird davon beeinflusst, wie du isst: wie sich die Zellen erneuern, wie das Erbgut funktioniert«, erklärt Schulz. Er hat für sein Buch »Projekt Lebensverlängerung: Wie 100 gesunde Lebensjahre dank Spitzenforschung und Hightech-Medizin jetzt schon möglich werden – und was wir selbst dafür tun müssen« mit verschiedensten Expertinnen und Experten gesprochen. In diesem Podcast können Sie seine Erkenntnisse nachhören und danach hoffentlich länger leben.Und sonst?In Südkorea haben engagierte Menschen die Demokratie gerettet, man kann es nicht anders sagen. Nachdem Präsident Yoon Suk-yeol das Kriegsrecht ausrief und damit das Land de facto unter seine Kontrolle bringen wollte, zogen Hunderte Menschen zum Parlament, um es zu schützen. Denn die Parlamentarier konnten gegen das Kriegsrecht stimmen, wenn sie nur ins Parlament gelangten. Am Ende schafften sie es. Einige Abgeordnete kletterten über den Zaun, viele Mitarbeiter des Parlaments hielten die Soldaten mit Feuerlöschern in Schach. So wie Sung Seun, Büroleiter eines progressiven Abgeordneten in der Nationalversammlung. Als er die Nachricht vom Kriegsrecht hörte, rannte er los, Richtung Parlament, und schaffte es noch hinein, bevor die Eingänge abgeriegelt wurden.»Wir haben sofort Tische und Stühle vor die Eingänge geschoben und uns verbarrikadiert«, sagt Büroleiter Sung. Die Soldaten fanden dennoch den Weg ins Gebäude. Sie zerbrachen Fensterscheiben und stiegen ein. Auf Videos von Überwachungskameras ist zu sehen, wie sie mit Beamten und Parlamentariern in den Gängen rangelten. »Wir hatten große Angst«, sagt Sung. Manche stimmten die Nationalhymne an, um sich Mut zu machen.Und am Ende hatten sie Erfolg: Der Staatsstreich scheiterte, der Präsident ruderte zurück. Den Text können Sie hier nachlesen. Haben Sie etwas Motivierendes oder Unterhaltsames erlebt? Schicken Sie uns gern per Mail an [email protected] Ihre ganz persönliche gute Nachricht aus der Woche – was ist Ihnen Gutes widerfahren, was haben Sie Schönes erlebt, gesehen, gehört? Es kann etwas Kleines sein oder etwas Lebensveränderndes. In den nächsten Wochen werden wir an dieser Stelle wieder eine Einsendung vorstellen.*Haben Sie ein schönes, langes Wochenende! Und wenn Sie sich noch nicht für diesen neuen wöchentlichen Newsletter angemeldet haben, können Sie ihn hier gratis bestellen.Ihr Heiner Hoffmann, Afrika-Korrespondent im Projekt »Globale Gesellschaft« im Auslandsressort des SPIEGEL(* Mit einer Einsendung erklären Sie sich mit einer – auf Wunsch anonymen – Veröffentlichung auf SPIEGEL.de und sämtlichen anderen Medien der SPIEGEL-Gruppe einverstanden.) Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.Eine ausführliche FAQ mit Fragen und Antworten zum Projekt finden Sie hier. Die Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt das Projekt seit 2019 für zunächst drei Jahre mit einer Gesamtsumme von rund 2,3 Millionen Euro – rund 760.000 Euro pro Jahr. 2021 wurde das Projekt zu gleichen Konditionen um knapp dreieinhalb Jahre bis Frühjahr 2025 verlängert. Ja. Die redaktionellen Inhalte entstehen ohne Einfluss durch die Gates-Stiftung. Ja. Große europäische Medien wie »The Guardian« und »El País« haben mit »Global Development« beziehungsweise »Planeta Futuro« ähnliche Sektionen auf ihren Nachrichtenseiten mit Unterstützung der Gates-Stiftung aufgebaut. Der SPIEGEL hat in den vergangenen Jahren bereits zwei Projekte mit dem European Journalism Centre (EJC) und der Unterstützung der Bill & Melinda Gates Foundation umgesetzt: die »Expedition ÜberMorgen « über globale Nachhaltigkeitsziele sowie das journalistische Flüchtlingsprojekt »The New Arrivals «, in deren Rahmen mehrere preisgekrönte Multimediareportagen zu den Themen Migration und Flucht entstanden sind. Die Stücke sind beim SPIEGEL zu finden auf der Themenseite Globale Gesellschaft . | Heiner Hoffmann | Frauen klopfen Männersprüche, der Massentourismus hat auch seine guten Seiten. Und: Wie Menschen auf der Straße den Staatsstreich in Südkorea stoppten. | [
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"Globale Gesellschaft"
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| Ausland | default | 2024-12-07T17:13:00+01:00 | 2024-12-07T17:13:00+01:00 | https://www.spiegel.de/ausland/womeninmalefields-maenner-sprueche-gegen-das-patriarchat-alles-gute-vom-spiegel-a-1d3be127-7701-4232-8e58-b311299363cb |
Stimmen: "Heinen ist schwer zu überwinden" | Bayer Leverkusen - Eintracht FrankfurtTeamchef Rudi Völler (Bayer Leverkusen): Die Eintracht hat es uns sehr schwer gemacht. Sie stand sehr kompakt, es war sehrschwer, durchzukommen. In der ersten Hälfte haben wir dominiert, inder zweiten Halbzeit haben wir noch offensive Leute reingebrachtund uns gute Chancen erarbeitet. Wenn Heinen warmgeschossen wird,ist er schwer zu überwinden.Trainer Felix Magath (Eintracht Frankfurt): Ich bin insgesamtzufrieden mit meiner Mannschaft, wir haben uns bei einemTitelanwärter gut verkauft. Wir haben es Leverkusen schwer gemacht.Wir hatten zwar wenig Spielanteile, aber wir haben hinten gutgestanden und hatten die eine oder andere Kontermöglichkeit. Leiderist mit Yang unser bester Konterspieler ausgefallen. | [
"Fußball-Bundesliga"
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| Sport | Fußball-News | 2000-11-03T22:27:49+01:00 | 2000-11-03T22:27:49+01:00 | https://www.spiegel.de/sport/fussball/stimmen-heinen-ist-schwer-zu-ueberwinden-a-101320.html |
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Verschüttete Bergleute: Retter bohren Versorgungsschacht auf | Huntington - Der Grubenbetreiber teilte mit, die Bohrung sei auf knapp 480 Meter Tiefe vorangetrieben worden. Falls das Tempo beibehalten werde, könnte die vermutete Aufenthaltsstelle der Verschütteten binnen 13 Stunden erreicht werden.Über den Versorgungskanal sollen die Verschütteten dann mit Frischluft, Wasser und Proviant versorgt werden. Seit dem Einsturz am Montag gibt es kein Lebenszeichen von den Bergleuten. Die Behörden rechnen den Männern aber durchaus Überlebenschancen aus. Die "Crandall Canyon Mine" liegt rund 225 Kilometer südlich von Salt Lake City. Die Unglücksursache ist unklar. Die Verwandten der sechs verschütteten Arbeiter versammelten sich vor dem Crandall-Canyon-Bergwerk. "Alle sind voller Hoffnung", sagte die Bürgermeisterin von Huntington, Hilary Gordon.jjc/Reuters | Nach dem Grubenunglück im US-Bundesstaat Utah rechnen die Rettungskräfte damit, noch im Laufe des heutigen Tages über einen Versorgungsschacht zu den sechs verschütteten Bergleuten vorzudringen. Die Hoffnung, dass die Männer überlebt haben, ist groß. | []
| Panorama | default | 2007-08-10T07:58:28+02:00 | 2007-08-10T07:58:28+02:00 | https://www.spiegel.de/panorama/verschuettete-bergleute-retter-bohren-versorgungsschacht-auf-a-499204.html |
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Reaktionen auf den Ampel-Deal: »Der Koalitionsvertrag trägt eine gelbe Handschrift« | Wenn eine potenzielle neue Regierung ihren Koalitionsvertrag vorstellt, kommt aus der Opposition meist zügig Kritik. So ist es auch nach der Vorstellung der Kernbotschaften der Ampelparteien. (Lesen Sie hier die wichtigsten Punkte und hier den gesamten Vertrag.) Aber auch von Umweltverbänden und aus den eigenen Parteien gab es nicht nur Lob für den Vertrag. Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) bezeichnete den Koalitionsvertrag als unzureichend. »Wir erkennen nicht den Aufbruch«, sagte Brinkhaus. Es sei auch nicht zu erkennen, wie die Vorhaben der geplanten neuen Bundesregierung finanziell untermauert seien.Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch kritisierte vor allem den Einfluss der FDP. »Der Koalitionsvertrag trägt eine gelbe Handschrift«, sagte Bartsch nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur. »Zum ersten Mal wird eine Bundesregierung inhaltlich von einer 11,5-Prozent-Partei geführt.« Bartsch sagte: »Keine Steuerreform, keine Rentenreform, keine Bürgerversicherung und keine Entlastungen bei Energiekosten.« Alle drei Parteien hätten vor der Wahl Steuerentlastungen für kleine und mittlere Einkommen versprochen – der Koalitionsvertrag sei insoweit »Wählerbetrug«. CSU wünscht »Alles Gute«Die AfD schätzt die Rolle der FDP genau anders ein und befürchtet einen »Linksruck«. Der Vertrag sei ein »linkes Projekt«, bei dem die FDP nur als »Anhängsel« dient. In ihrem nun vorgelegten Koalitionsvertrag versprächen die Ampelparteien nun »Wohlstand für alle, Grenzen für niemand«, sagte der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla. Infolgedessen drohten demnächst »soziale Verwerfungen«. Deutschland werde immer mehr zu einem »Migrationsmagneten« und zu einem »sozialistischen Gouvernantenstaat«, in dem die Bürger gegängelt und für eine grüne »Klima-Ideologie« zur Kasse gebeten würden. Die CSU hingegen hat den Ampelparteien ein konstruktives Miteinander – etwa im Kampf gegen die Coronakrise – angeboten, aber auch eine kritische Oppositionspolitik angekündigt. Er wünsche der neuen Ampelregierung alles Gute bei der Arbeit und den anstehenden Aufgaben, sagte CSU-Generalsekretär Markus Blume in München. »Denn am Ende geht es jetzt um Deutschland.«»Wir brauchen gemeinsame Entscheidungen an vielen Stellen, wir brauchen Entschlossenheit – die darf in diesen Tagen nicht fehlen«, forderte Blume. »Corona wartet nicht auf Regierungsbildungen.«Die Union werde jedenfalls konstruktiv sein an den Stellen, wo man eine gemeinsame Verantwortung habe, und kritisch sein, wo man das Gefühl habe, dass Entscheidungen in die falsche Richtung gingen. Konkret warf Blume SPD, Grünen und FDP falsche Schwerpunktsetzungen vor, etwa mit der Legalisierung von Cannabis. Und echte Konfliktlinien gebe es etwa im Bereich innere Sicherheit. »Hier weht nach unserem Gefühl der Geist des Misstrauens gegenüber unseren Sicherheitskräften.« Zudem kritisierte Blume, in der Migrationspolitik sollten offenkundig Grundkoordinaten verschoben werden – es drohe eine deutliche Ausweitung der Zuwanderung. Mehrere Umweltschutzorganisationen haben das Papier der geplanten Ampelregierung als unzureichend kritisiert. »Der aktuelle Koalitionsvertrag allein reicht für die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze nicht aus«, erklärte Fridays for Future. Er verfehle noch vor Amtsantritt die eigenen Versprechen zur Einhaltung der Grenze. Auch Greenpeace und die Grüne Jugend zeigten sich unzufrieden. »Mit ihren vorgelegten Maßnahmen entscheiden sich die drei Parteien bewusst für eine weitere Eskalation der Klimakrise«, erklärte Fridays for Future. Dass die Koalition den CO₂-Preis nicht erhöhen wolle, bezeichneten die Aktivisten als einen »Skandal«. Ebenso kritisierten die Klimaschützer, dass die Parteien die Erdgasinfrastruktur ausbauen wollten. Greenpeace teilte mit, dass die Ampel einen ökologischen Aufbruch nur erahnen lasse. Sie liefere nicht die nötige Ausrüstung, um ihn zu meistern, erklärte Vorstand Martin Kaiser. Für die Verkehrswende sei der Vertrag eine Enttäuschung. Die Organisation WWF hingegen lobte den Vertrag als »solides Fundament für den Aufbruch in eine nachhaltige Zukunft«. Der Vertrag trage den deutlichen Willen, »die beiden großen Krisen Klimaerhitzung und Artensterben anzugehen«, erklärte Christoph Heinrich von WWF. Die Naturschutzorganisation BUND lobte Teile des Vertrags. Gegenüber allen Vorgängerregierungen bedeute er einen Fortschritt, erklärte der Vorsitzende Olaf Bandt. Insgesamt reichten die Maßnahmen jedoch nicht aus.Kritik an dem Ergebnis der wochenlangen Verhandlungen kam aber auch aus den eigenen Reihen. Die Jugendorganisation der Grünen teilte mit, der Vertrag werde den gesellschaftlichen Notwendigkeiten noch nicht gerecht. Dennoch sah die Organisation Verbesserungen beim Klimaschutz. Der Umstieg auf Elektromobilität sei aber noch keine Verkehrswende, erklärte Bundessprecher Timon Dzienus. Am Wochenende will ein kleiner Parteitag über den Vertrag diskutieren. Juso-Chefin Jessica Rosenthal sieht zumindest Teile des Vertrags kritisch, insbesondere mit der geplanten Flüchtlingspolitik und dem Bereich Arbeit und Soziales ist Rosenthal nicht zufrieden. | svs/AFP/dpa | SPD, Grüne und FDP haben ihren Koalitionsvertrag vorgestellt. Die Oppositionsparteien reagieren umgehend – und sparen nicht mit Kritik. Die freundlichsten Worte kamen noch aus München. | [
"Ampelkoalition",
"Bundestagswahl 2021",
"Alternative für Deutschland (AfD)",
"Bündnis 90/Die Grünen",
"FDP",
"Die Linke",
"SPD",
"CDU",
"CSU"
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| Politik | Deutschland | 2021-11-24T18:39:37+01:00 | 2021-11-24T18:39:37+01:00 | https://www.spiegel.de/politik/deutschland/koalitionsvertrag-der-ampel-parteien-kritik-aus-allen-parteien-am-papier-von-spd-gruenen-und-fdp-a-5937536f-9c44-430a-ba07-6403cf2ac3e6 |
50 Jahre Jaguar XK 150: Kastanienbrauner Autotraum | Zur Premiere des XK gab es ein außerplanmäßiges Feuerwerk: Kurz vor dem Verkaufsstart brannte das Jaguar-Werk in Coventrys Browns Lane lichterloh, rund 300 Autos gingen in Flammen auf. Doch nur sechs Wochen später lief die Produktion bereits wieder an. Kurz darauf wurde der Jaguar XK 150 als letztes und stärkstes Modell der XK-Reihe vorgestellt - das geschah vor 50 Jahren. Zum Geburtstag des Klassikers war SPIEGEL ONLINE jetzt mit einem besonders seltenen Modell der Familie unterwegs. "Wahrscheinlich gibt es von diesem Auto in Deutschland nicht mal mehr ein Dutzend Exemplare", sagt Dieter Joa und lässt den Blick über das kastanienbraune Drophead Coupé aus der Special Equipment-Serie gleiten, bevor er "zum allerersten Mal" auf dem Beifahrersitz Platz nimmt. Denn außer ihm und dem Werkstattmeister fährt den Wagen allenfalls seine Frau, die irgendwie Schuld ist an der Jaguar-Leidenschaft des Aschaffenburger Unternehmers. Denn als das Paar es beruflich etwas ruhiger angehen lassen wollte, war sie es, die nach einem gemeinsamen Hobby fragte. "Golf war uns zu langweilig, und wenn wir Tennis gespielt haben, gab es immer Ärger", erinnert sich Joa an die Zeit, als plötzlich ein Auto-Klassiker ins Spiel kam. Anders als die meisten Spätberufenen hat sich der Franke nicht für einen Mercedes oder Porsche entschieden. Obwohl er im Alltag sehr wohl mit Oberklassemodellen aus Deutschland unterwegs ist, sollte es fürs Hobby ein Jaguar sein. "Ein Mercedes 300 SL oder ein Porsche 356 sind auch schön, aber für mich irgendwie nur alte Autos und keine echten Oldtimer", erklärt Joa seine Liebe zum Jaguar, der eben doch aus einer anderen Zeit stamme. Optisch zumindest macht der Jaguar ganz auf Oldie. Joas Auto, ein offener Zweitürer mit Notsitzen im Fond, tritt noch ganz im Vorkriegsdesign an: mit großzügig verchromtem Kühlergrill, riesigen runden Haupt- und vielen kleinen Zusatzscheinwerfern, endlos langer Motorhaube, geschwungenen Kotflügeln, 58 auf Hochglanz polierten Speichen in den Felgen und lang gezogenem Heck. Technisch war der XK 150 ein Vorreiter. Er war das erste Serienfahrzeug, das mit Scheibenbremsen bestückt wurde. Vier Jahre zuvor hatte Jaguar diese damals revolutionäre Technik im Rennsport eingeführt und unter anderem deshalb 1953 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewonnen, erzählt Tony O'Keeffe, der in Coventry die historische Sammlung der Briten leitet. Wackerer Sechszylinder-Motor mit 225 PSJoas Jaguar würde dem freundlichen Briten gut in den Fuhrpark passen. Der Wagen ist putzmunter. Einmal kurz den von einem noch älteren Oldtimer übernommenen Zündschlüssel gedreht und den Startknopf gedrückt, schon meldet sich lautstark der 3,4 Liter große Sechszylinder. Unterstützt von drei Doppelvergasern kommt er auf 225 PS. Der Motor hat nichts von seiner Kraft verloren. Natürlich fährt man mit dem Schmuckstück zurückhaltend, doch röhrt der Motor wie in alten Tagen. Und kaum streichelt der Fuß das schlanke Gaspedal, macht die Katze einen Sprung nach vorn. Wer es darauf anlegen würde, könnte mit dem XK 150 auch heute noch den allermeisten Kraftmeiern nacheilen und über Rennstrecken und Bergpässe hetzen. Doch erstens bräuchte man dafür Oberarme wie ein Möbelpacker, um das spindeldürre aber baumscheibengroße Lenkrad zu bedienen. Und zweitens müsste man den Tanz zwischen den Pedalen wagen, denn jenseits von Schuhgröße 41 wird es im Fußraum eng. Und so erfreut sich der Fahrer lieber am stattlichen Drehmoment des Sechszylinders, das jeden der vier Gänge automatisch zum Richtigen macht. Nur den elektrisch zuschaltbaren Overdrive hebt man am besten für die Autobahn auf. Auch wenn die Tachonadel manchmal ein wenig zwischen den nachträglich aufgeklebten km/h-Markierungen zuckt, braucht es selbst beim gemütlichen Bummel über Landstraßen nicht viel Phantasie, um das Sprintvermögen der Raubkatze zu erahnen: "140 Meilen pro Stunden sind kein Problem", schwärmt Joa. Das sind 225 km/h. Rücksicht auf das hohe Alter des Sportlers nimmt er nicht. Seit ihm der Mechaniker glaubhaft versicherte, dass Autos beim Fahren immer besser werden, dreht er den Motor gerne auch mal über 4000 Touren - und schimpft über den Vorbesitzer. Zehn Jahre lang stand der Sportwagen in der GarageDer hatte den 1958 gebauten Wagen aus den USA zurück geholt und drei Jahre lang in England restaurieren lassen. "Doch danach stand das Auto zehn Jahre in der Garage und wurde keinen Meter gefahren", klagt Joa. Doch seit vier Jahren ist damit Schluss. "Seit wir das Auto haben, sind wir damit im Jahr gute 10.000 Kilometer unterwegs", sagt er und zählt ein halbes Dutzend Rennen und Rallyes auf, bei denen der Klassiker schon antrat. Während andere Pretiosen als Trailer-Queen auf dem Anhänger anreisen, fahren die Eheleute Joa stets mit ihrem XK zum Start. Glaubt man Sammler Joa, ist der XK150 heute einer des wertvollsten Jaguars überhaupt. Der berühmteste aber ist er nicht. Diese Ehre gebührt dem E-Type, der den XK 1961 nach nur vier Jahren Bauzeit ablöste und vielen Fans als der Jaguar schlechthin gilt. Die bessere Wertanlage allerdings ist der XK 150 - denn er ist das weitaus seltenere Auto. Joa taxiert die Preise für einen XK je nach Motor- und Karosserievariante auf 60.000 bis 140.000 Euro. "Den E-Type gibt es schon zwischen 35.000 und 60.000 Euro." Nachdem ihm vor ein paar Jahren auch noch ein offener Jaguar Mark V "zugelaufen" sei, denkt er jetzt über einen Markenwechsel nach. "Wenn es noch einen weiteren Wagen gibt, dann wird es ein Aston Martin." | Tom Grünweg | Golf war ihnen zu langweilig, beim Tennis gab es Ärger, also versuchten es die Eheleute Joa mit einem Oldtimer als gemeinsames Hobby. Das klappte auf Anhieb. Ihr kastanienbrauner Jaguar XK 150 ist inzwischen Zeitvertreib, Sportgerät und Wertanlage. | [
"Autoklassiker"
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| Mobilität | Fahrkultur | 2007-08-22T09:17:22+02:00 | 2007-08-22T09:17:22+02:00 | https://www.spiegel.de/auto/fahrkultur/50-jahre-jaguar-xk-150-kastanienbrauner-autotraum-a-500239.html |
Champions League: Einspruch von Legia Warschau abgewiesen | Hamburg - Der Ausschluss des polnischen Meisters Legia Warschau aus den Playoffs zur Champions League bleibt bestehen. Die Europäische Fußball-Union Uefa wies den entsprechenden Einspruch Warschaus zurück, teilte die Uefa mit. Der ursprüngliche Rechtsspruch der Uefa-Disziplinarkommission bleibt damit bestehen. Legia hatte sich in der dritten Qualifikationsrunde durch zwei Siege (4:1/2:0) gegen den schottischen Meister Celtic Glasgow auf sportlichem Wege für die Playoffs der Königsklasse qualifiziert. Aufgrund eines Wechselfehlers wertete die Disziplinarkommission das Rückspiel jedoch rückwirkend 3:0 für Celtic, das damit dank der Auswärtstorregel weiter kam. Legia hatte den nicht spielberechtigten Bartosz Bereszynski eingewechselt, dagegen hatte Celtic erfolgreich Protest eingelegt und spielt nun gegen NK Maribor um den Einzug in die Gruppenphase. | aha/sid | Die Uefa bleibt bei ihrem Urteil: Legia Warschau darf nach einem Wechselfehler nicht an der Champions-League-Qualifikation teilnehmen. Der Einspruch der Polen wurde abgewiesen, es profitiert Celtic Glasgow. | [
"Champions League",
"Uefa",
"Celtic Glasgow"
]
| Sport | Fußball-News | 2014-08-14T15:53:00+02:00 | 2014-08-14T15:53:00+02:00 | https://www.spiegel.de/sport/fussball/champions-league-einspruch-von-legia-warschau-abgewiesen-a-986160.html |
Briefträger: TNT klagt gegen Mindestlohn | Amsterdam - Die Schlange der Kläger wird immer länger: Auch TNT klagt nun gegen den Mindestlohn. Nach Angaben eines Sprechers hat das Unternehmen vor dem Verwaltungsgericht in Berlin Klage bereits eingereicht. Begründung: Ein Mindestlohn könne aus Sicht von TNT nicht für allgemeinverbindlich erklärt werden. TNT steht in Deutschland mit der Tochter TNT Post in Konkurrenz zur Deutschen Post. Zuvor hatte schon der Arbeitgeberverband der Post-Konkurrenten AGV-NBZ ein juristisches Vorgehen gegen den von der Bundesregierung festgelegten Mindestlohn angekündigt. Auch der Bundesverband der Kurier-Express-Post-Dienste (BdKEP) klagt. Der angeschlagene Briefzusteller Pin zahlt seinen Beschäftigten ab sofort den gesetzlichen Mindestlohn - und schickt dafür 19 seinerTöchter in die Insolvenz.Die Regierung hat die Lohn-Untergrenze in der Briefträger-Branche auf acht bis 9,80 Euro festgelegt. Ein Sprecher des Arbeitsministeriums sagte: "Der Mindestlohn gilt und ist vom Gesetzgeber beschlossen." Er sehe Klageandrohungen gelassen. ssu/Reuters | Klage-Welle gegen den Mindestlohn: Auch der niederländische Post-Konzern TNT will die gesetzliche Untergrenze für Briefträger nun vor Gericht anfechten. | []
| Wirtschaft | default | 2008-01-24T13:40:00+01:00 | 2008-01-24T13:40:00+01:00 | https://www.spiegel.de/wirtschaft/brieftraeger-tnt-klagt-gegen-mindestlohn-a-530730.html |
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Russland-Ukraine-Krieg: Wolodymyr Selenskyj verurteilt Angriff auf Holocaust-Denkmal | Bei einem Angriff auf den Fernsehturm von Kiew schlugen Bomben auch nahe dem Holocaustdenkmal Babyn Jar ein. Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte die Attacke scharf. »Dieser Angriff beweist, dass unser Kiew für viele Menschen in Russland absolut fremd ist«, sagte Selenskyj. Er ist selbst Jude. »Sie wissen nichts über Kiew, über unsere Geschichte. Aber sie alle haben den Befehl, unsere Geschichte auszulöschen, unser Land auszulöschen, uns alle auszulöschen«, fügte er in der auf Video gemachten Ansprache hinzu. Selenskyj prangerte an, dass die Welt schweige, während Bomben auf Babyn Jar fallen. »Wieder einmal ermorden diese Barbaren die Opfer des Holocausts«, schrieb er auf Twitter. In der Schlucht Babyn Jar erschossen SS-Kommandos am 29. und 30. September 1941 mehr als 33.000 ukrainische Juden. Bis 1943 wurden in dem Gebiet bis zu 100.000 Menschen getötet – Juden, Roma und sowjetische Kriegsgefangene. »An die Welt: Was nützt es, 80 Jahre lang ›Nie wieder‹ zu sagen, wenn die Welt stumm bleibt, wenn eine Bombe auf die Stätte von Babyn Jar fällt?«, schrieb Selenskyj auf Twitter. Vor dem Angriff hatte ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums Angriffe auf technische Infrastruktur in Kiew angekündigt. Dabei nannte er den Sicherheitsdienst SBU und »Einheiten für psychologische Einsätze« als mögliche Ziele, vom Fernsehturm war jedoch nicht die Rede. Russische Truppen greifen seit einer Woche das Nachbarland Ukraine an. Beim gestrigen Luftangriff auf den Kiewer Fernsehturm wurden fünf Menschen getötet. Wie das Innenministerium mitteilte, wurde durch den Angriff zudem »für eine gewisse Zeit« die Ausstrahlung von Fernsehprogrammen unterbrochen. In der Nacht kam der gewaltige russische Militärkonvoi aus Panzern und anderen Fahrzeugen Kiew immer näher. Die Ukrainer meldeten derweil mehrere Luftangriffe auf verschiedene Städte, während sie weiter Widerstand leisten. | muk/AFP/Reuters | Putin rechtfertigt den Angriff auf die Ukraine mit »Entnazifizierung«. Raketeneinschläge nahe dem Holocaust-Mahnmal Babyn Jar empören den jüdischen Präsidenten Selenskyj: Russland wolle die Geschichte der Ukraine, das Land und seine Menschen auslöschen. | [
"Russland",
"Wolodymyr Selenskyj",
"Ukraine",
"Russlands Krieg gegen die Ukraine"
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| Ausland | default | 2022-03-02T09:27:16+01:00 | 2022-03-02T09:27:16+01:00 | https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-krieg-wolodymyr-selenskyj-verurteilt-angriff-auf-holocaust-denkmal-a-79682a47-19d7-4d66-916d-1ba804474f64 |
Sperrungen im Rhein-Main-Gebiet: Ukrainischer Präsident Selenskyj besucht überraschend Hessen | Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist überraschend nach Deutschland gereist. Nach der Landung am Flughafen Frankfurt am Main wurde Selenskyj von dort durch die Polizei nach Wiesbaden eskortiert. Das teilte die Polizei Frankfurt auf X mit. Ziel sei die Clay-Kaserne der US-Army gewesen. Wie ein Sprecher Selenskyjs auf SPIEGEL-Anfrage mitteilte, habe der Präsident die US-Basis in Wiesbaden besucht, wo die militärische Hilfe für die Ukraine koordiniert wird. Selenskyj habe dort den Nato-Oberbefehlshaber Christopher Cavoli sowie zwei weitere hochrangige US-Militärs getroffen, Antonio Aguto und Darryl Williams. Insgesamt habe er knapp zwei Stunden dort verbracht. Inzwischen befinde sich der ukrainische Staatschef wieder auf dem Weg nach Kiew. Selenskyj teilte am Abend auf X Fotos von seinem Besuch in Wiesbaden. »Ich wurde einmal mehr von der exzellenten Qualität der US-Militärhilfe für die Ukraine überzeugt«, schrieb Selenskyj. »Wir brauchen sie unbedingt für den Sieg«, so der Präsident. Er erwarte, dass der US-Kongress schnell eine Entscheidung treffe, um die wichtige Unterstützung für sein Land fortzusetzen. Die Polizei hatte im Zuge des Besuchs über »kurzzeitige Sperrungen und Beeinträchtigungen im gesamten Rhein-Main-Gebiet« informiert. Später hieß es, die Fahrt nach Wiesbaden sei »unproblematisch« verlaufen, Sperrungen seien wieder aufgehoben worden. Allerdings werde es für die Abreise aus Deutschland erneut zu kurzfristigen Einschränkungen kommen. Selenskyj war zuletzt nach Argentinien, in die USA und anschließend nach Norwegen gereist. Der Aufenthalt in Deutschland war vorab nicht publik gemacht worden. Von Wiesbaden aus wird seit Kriegsbeginn die militärische Unterstützung der Ukraine koordiniert. Im November wurde dafür vom US-Verteidigungsministerium eine eigene Kommandostruktur mit 300 Mitarbeitern eingerichtet, die »Security Assistance Group Ukraine« (SAG-U). Sie wird geleitet von Antonio Aguto. | fek/esc | Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist kurzfristig zu einer US-Basis in Wiesbaden gereist. In der Stadt befindet sich eine für den Ukrainekrieg wichtige militärische Kommandozentrale. | [
"Wolodymyr Selenskyj",
"Wiesbaden",
"Ukraine",
"Hessen"
]
| Ausland | default | 2023-12-14T16:46:00+01:00 | 2023-12-14T16:46:00+01:00 | https://www.spiegel.de/ausland/wolodymyr-selenskyj-ukrainischer-praesident-besucht-ueberraschend-hessen-a-465b028a-35e3-4454-9dda-59bc1016526e |
Bulgarien liefert Freund von "Charlie Hebdo"-Attentäter aus | Sofia - Seit Anfang Januar wurde er in Bulgarien wegen Terrorverdachts festgehalten, nun ist der Franzose an sein Heimatland ausgeliefert worden. Das meldete das bulgarische Staatsradio in Sofia. Dem aus Haiti stammenden Fritz-Joly Joachin wird in Frankreich die Beteiligung an einer Terrorgruppe vorgeworfen. Der 29-Jährige war nach seinen eigenen Worten mit einem der "Charlie Hebdo"-Attentäter, nämlich mit Chérif Kouachi, seit seiner Kindheit befreundet. Vor einem bulgarischen Gericht hatte Joachin die Vorwürfe des Terrorismus zurückgewiesen. Der Mann war in der Silvesternacht an der bulgarischen Grenze zur Türkei aufgrund eines europäischen Haftbefehls wegen vermuteter Kindesentführung festgenommen worden. Der Franzose war mit seinem dreijährigen Sohn in einem Reisebus unterwegs gewesen. Nach dem blutigen Anschlag auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" vom 7. Januar erhielt Sofia einen zweiten Haftbefehl aus Paris gegen Joachin - dieses Mal wegen Terrorverdachts. Als Reaktion auf die Anschläge von Paris haben die EU-Innenminister eine bessere Zusammenarbeit bei der Terrorabwehr auf den Weg gebracht. In der lettischen Hauptstadt Riga verabredeten sie unter anderem ein effizienteres Vorgehen gegen Hasspropaganda im Internet, einen besseren Informationsaustausch über die Reiserouten von Dschihadisten sowie ein europäisches Fluggastdatenregister.Der letzte Punkt ist eine alte Forderung der Minister, die aber vom EU-Parlament blockiert wird. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte: "Wir drängen nun wirklich auf den Abschluss des europäischen Fluggastdatenabkommens." Angesichts eines bestehenden Abkommens mit den USA zum Datenaustausch finde er es "ganz normal, dass wir solche Daten auch zwischen Europäern austauschen". Das Parlament hat Datenschutzbedenken gegen die Weitergabe und Speicherung von Informationen wie Kreditkartendaten, Reiserouten oder Kontaktdaten. Drei islamistische Attentäter hatten Anfang Januar in Paris bei Anschlägen auf die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo", eine Polizistin und einen jüdischen Supermarkt 17 Menschen getötet. Wenig später zerschlug die Polizei in Belgien eine Islamistenzelle, die nach Angaben der Ermittler Anschläge auf Polizisten geplant hatte. | anr/dpa/AFP | Seit seiner Kindheit kannte er den Paris-Attentäter Chérif Kouachi - jetzt hat Bulgarien den 29-jährigen Freund wegen Terrorverdachts an Frankreich überstellt. Schon vor den Anschlägen war der Franzose aus anderen Gründen festgenommen worden. | [
"Anschlag auf »Charlie Hebdo«",
"Frankreich",
"Europäische Union",
"Bulgarien"
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| Ausland | default | 2015-01-29T18:17:50+01:00 | 2015-01-29T18:17:50+01:00 | https://www.spiegel.de/politik/ausland/bulgarien-liefert-freund-von-charlie-hebdo-attentaeter-aus-a-1015749.html |
Rainer Wendt: Polizeigewerkschaft fordert Härte von Jugendämtern | Nach religiösem Mobbing in Schulen hat die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) ein härteres Einschreiten der Jugendämter gefordert. Das müsse notfalls bis zur Inobhutnahme der Kinder gehen."Wenn Kinder zu Antisemiten erzogen werden, darf man nicht davor zurückschrecken, sie aus ihren Familien herauszunehmen", sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt der "Augsburger Allgemeinen". Antisemitismus brächten viele Kinder von zu Hause mit. Hintergrund der Forderung sind aktuelle Fälle. An einer Grundschule in Berlin war eine Zweitklässlerin von älteren Schülern aus muslimischen Familien wegen ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit beschimpft worden. Wendt begrüßte den Vorstoß des Unionsfraktionsvorsitzenden Volker Kauder (CDU) für ein bundesweites Melderegister antisemitischer Vorfälle an Schulen. "Leider haben viele Schulleiter bisher nach dem Motto 'in meiner Schule gibt es das nicht' gehandelt", sagte Wendt. "Hier wurde bisher vieles von dem, was an Antisemitismus von Muslimen ausgeht, nicht gern registriert." Doch das müsse vorurteilsfrei erfasst werden, um wirksame Gegenstrategien entwickeln zu können. Auch der Zentralrat der Juden setzt sich für ein bundesweites Meldesystem für antisemitische Vorfälle ein. Wendt forderte auch eine Korrektur der Erfassung antisemitischer Straftaten in den Statistiken bei Polizei und des Verfassungsschutzes. "An der Art, wie diese Straftaten bisher erfasst werden, sind erhebliche Zweifel angebracht", sagte Wendt. "Wenn etwa jüdische Einrichtungen beschmiert oder beschädigt werden und die Täter unbekannt sind, wird für die Statistik automatisch von einer rechtsextremen Tat ausgegangen." Es sei aber von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, was von Muslimen begangene antisemitische Taten betreffe. | cht/dpa | Werden Kinder zu Hause zu antisemitischem Hass angestachelt, sollen Jugendämter härter durchgreifen, fordert die Deutsche Polizeigewerkschaft. Notfalls müsse man den Eltern ihre Kinder wegnehmen. | [
"Deutsche Polizeigewerkschaft",
"Antisemitismus",
"Jugendämter"
]
| Panorama | default | 2018-04-04T10:33:00+02:00 | 2018-04-04T10:33:00+02:00 | https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/rainer-wendt-polizeigewerkschaft-fordert-haerte-von-jugendaemtern-a-1201173.html |
NSA überwacht Mexiko intensiver als bekannt | Der amerikanische Geheimdienst NSA überwacht seinen südlichen Nachbarn Mexiko weit umfassender als bislang bekannt. Aus Dokumenten des Whistleblowers Edward Snowden geht hervor, dass es einer Spezialabteilung der NSA bereits 2010 gelungen war, unter anderem den E-Mail-Account des damaligen Präsidenten Felipe Calderón zu hacken. Die NSA-Abteilung für maßgeschneiderte Operationen ("Tailored Access Operations") habe erfolgreich einen zentralen Server "im mexikanischen Präsidenten-Netzwerk infiltriert, um zum ersten Mal überhaupt Zugang zum öffentlichen E-Mail-Konto von Präsident Felipe Calderón zu erhalten", berichten die Geheimdienstler in einem als "streng geheim" eingestuften Bericht aus dem November 2010. Die Mail-Domain werde auch von Mitgliedern des Kabinetts genutzt und beinhalte "Kommunikation über diplomatische und wirtschaftliche Aspekte sowie Führungsfragen". Sie biete tiefe Einblicke in Mexikos politisches System. Die NSA taufte die Operation "Flatliquid" und vermerkte, das Büro des Präsidenten sei "eine lukrative Quelle". Neben dem Präsidenten- Netzwerk hat die NSA sich dem internen Erfolgsbericht zufolge Zugang zu den E-Mails diverser hochrangiger Funktionäre der Sicherheitsbehörde Mexikos verschafft, die zuständig für die Bekämpfung des Drogenhandels und der illegalen Migration ist – diese Operation trägt den Codenamen "Whitetamale". Allein aus dieser Operation seien innerhalb eines Jahres 260 Geheimberichte hervorgegangen, heißt es in den internen Unterlagen. Diese hätten US-Politikern erfolgreiche Gespräche in politischen Fragen sowie die Planung von internationalen Investitionen ermöglicht. Im September hatte der brasilianische Fernsehsender TV Globo berichtet, dass die NSA bereits während seiner Wahlkampfphase auch den heutigen Präsidenten Peña Nieto und sein Umfeld überwachte. | []
| Politik | default | 2013-10-20T08:04:31+02:00 | 2013-10-20T08:04:31+02:00 | https://www.spiegel.de/spiegel/vorab/nsa-ueberwacht-mexiko-intensiver-als-bekannt-a-928790.html |
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Zu dreist | Zu dreist (Nr. 46/1971, Richterwahl)Ernst Benda als Präsident des Bundesverfassungsgerichts: ein politischer und fachlicher Irrtum! Mit dieser Entscheidung kann niemand einverstanden sein, es sei denn, die Herren im Bundesrat. Man kann nur eines tun: sich an den Kopf fassen. An den Kopf fassen werden sich mit Gewißheit auch die Verfassungsrichter. Dieses Präsidentenamt ist doch kein Aufsichtsratsposten« Ich glaube nicht, daß Frau Diemer-Nicolaus weniger »qualifiziert« wäre als Benda. Da ja noch zwei Pöstchen offen sind, schlage ich vor: Canellas und Millowitsch. Dann kriegen wir wenigstens was zum Lachen. Neuß (Nrdrh.-Westf.) H. G. CLASSENIch habe den Verdacht, daß die CDU vor allem deshalb eine Berufung von Frau Diemer-Nicolaus an das Bundesverfassungsgericht ablehnt, weil die Kandidatin weiblichen Geschlechts ist; die Herren denken eben patriarchalisch.Wien (Österreich) DR. R. BLAHADe lege ferenda schlage ich daher vor, die Richter des Bundesverfassungsgerichts aus Gründen parteipolitischer Neutralität von einem in jeder Beziehung unabhängigen Gremium, das vielleicht aus anerkannten Staatsrechtslehrern deutscher Universitäten gebildet wird, ausschließlich nach dem Gesichtspunkt höchster Qualifikation auswählen zu lassen. Dann könnte es nicht mehr vorkommen, daß in das Bundesverfassungsgericht eine Persönlichkeit des politischen Lebens eingeschleust wird, die im offenkundigen Widerspruch jedenfalls zu dem Sinn der einschlägigen Bestimmungen sogar zum Präsidenten dieses Gerichts bestellt wird. Die gesetzlichen Bestimmungen, die vorsehen daß der Präsident des Bundesverfassungsgerichts aus der Mitte der Bundesverfassungsrichter bestimmt wird, können nämlich auch dann als verletzt angesehen werden, wenn der Zweck dieser Bestimmungen, nur einem mit der Materie vertrauten, weil in der Praxis bewährten Verfassungsrichter das Amt des Präsidenten zu übertragen, durch die jetzt üblichen Praktiken vereitelt wird. Stuttgart WILHELM RUHENur die dreiste Erwartung. »ihr« Richter würde »ihr« Recht sprechen, kann diesem Streit einen Sinn geben. Die ohnehin gegebene menschliche Abhängigkeit der richtenden Menschen -- nicht existenter »freier« Wille, fiktive Rechtstheorien, ungewisse zerebrale Qualitäten -- machen den Gang des Recht suchenden Bürgers oft zu einem Wagnis.Hamburg HERMANN NÖLLE | Zu dreist | []
| Politik | default | 1971-11-28T13:00:00+01:00 | 1971-11-28T13:00:00+01:00 | https://www.spiegel.de/politik/zu-dreist-a-a871a7c1-0002-0001-0000-000044914402?context=issue |
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Zustimmung im Senat: Obama peitscht Finanzreform durch | Washington - Die geplante Finanzmarktreform von US-Präsident Barack Obama ist der größte staatliche Eingriff in das US-Bankensystem seit den dreißiger Jahren - jetzt scheint die Umsetzung das Prestigeprojekts nahe. Der US-Senat hat dem Gesetz zugestimmt. Die Reform soll Finanzkrisezu einer stärkeren Kontrolle und größeren Transparenz von hochspekulativen Finanzgeschäften in den USA führen, um eine Wiederholung dervon 2008 zu verhindern,die Liquidierung großer Banken erleichtern,den Schutz von Verbrauchern durch eine neue Behörde verbessern,die Aufsichtsfunktion der US-Notenbank stärken undAktionären bei Bezahlung und Boni von Bankenbossen mehr Mitspracherechte geben. Neben der Gesundheitsreform gilt die Finanzreform als wichtigstes innenpolitisches Projekt von Präsident Obama. Der Senat stimmte dem Gesetz mit 59 zu 39 Stimmen zu. Auch aus Obamas Lager gab es ein Nein: Zwei von der Reformvorlage enttäuschte Senatoren der Demokraten stimmten dagegen. Weil aber zugleich vier republikanische Senatoren dafür stimmten, war das kein Problem. Das Gesetz muss nun noch eine Hürde nehmen: Es muss mit einer Vorlage des Repräsentantenhauses abgestimmt werden, der anderen Parlamentskammer. Erst dann kann die Reform von Obama unterzeichnet werden und in Kraft treten. Dies gilt allerdings nicht mehr als problematisch. "Der Präsident, da bin ich nun sicher, wird das Gesetz vor dem 4. Juli unterzeichnet haben", sagte der Leiter des Finanzmarktausschusses des Repräsentantenhauses, Barney Frank, nach dem Votum des Senats dem Sender CNBC. Der 4. Juli ist der US-Nationalfeiertag. Obama warnt vor Scheitern in letzter MinuteNoch kurz vor der Senatsabstimmung hatte Obama für die Reform geworben. Es gehe ihm nicht um eine Bestrafung der Finanzinstitute, sagte er. Ziel sei es, eine Wiederholung jenes verantwortungslosen Verhaltens zu verhindern, das den Finanzsektor an den Rand eines Zusammenbruchs geführt habe. "Die Reform wird nicht die Kräfte des freien Marktes unterdrücken. Sie wird einfach berechenbare, verantwortliche und vernünftige Regeln auf den Markt bringen", sagte Obama.Er appellierte an den Kongress, den nun noch zu erwartenden Versuchen der Finanzlobby zu widerstehen, das Gesetz in letzter Minute zu verhindern. Bisher seien die Versuche der Wall Street gescheitert,mit "Horden von Lobbyisten und Millionen von Dollar für Werbeanzeigen" das Gesetz zu blockieren, sagte Obama. Dem Senatsvotum waren über Wochen hinweg zahlreiche Abstimmungen über Änderungsanträge vorausgegangen. Die Finanzindustrie hatte ein Großaufgebot an Interessenvertretern aktiviert, um eine Umsetzung der Reform zu verhindern, von der sie Beschränkungen ihrer Gewinnmöglichkeiten fürchtet. Erst am Donnerstagnachmittag gelang es den Demokraten dann, dieBlockade der Republikaner zu brechen, die im sogenannten Filibuster eine Endlosdebatte über ein Gesetz führen können, um eine Abstimmung zu verhindern.Nach der Annahme des Gesetzes erklärte der republikanische Senator Richard Shelby, der gegen die Reform votiert hatte: "Unsere Entscheidung wird das Leben der Amerikaner in den nächsten Jahrzehnten beeinflussen." Das Urteil über das Vorhaben werde der Markt fällen, und der richte sich nicht nach guten Absichten. | mmq/apn/dpa/AFP | Es ist der größte Eingriff in das US-Finanzsystem seit der Großen Depression, eines der wichtigsten Projekte des Präsidenten: Die Demokraten machen Ernst mit der Finanzregulierung. Nach wochenlanger Debatte hat der Senat Barack Obamas Reformplan zugestimmt. Dieser muss jetzt nur noch eine Hürde nehmen. | [
"Die Regierung Obama",
"Finanzkrise ab 2007",
"Wirtschaft in den USA",
"USA",
"Bankenregulierung"
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| Ausland | default | 2010-05-21T07:40:33+02:00 | 2010-05-21T07:40:33+02:00 | https://www.spiegel.de/politik/ausland/zustimmung-im-senat-obama-peitscht-finanzreform-durch-a-696051.html |
Christian Kracht: Autor schreibt an neuem "Sissi"-Drehbuch | Die "Sissi"-Trilogie aus den Fünfzigerjahren mit Romy Schneider in der Titelrolle ist fester Bestandteil des alljährlichen Weihnachtsfernsehprogramms, nährt Prinzessinnenträume und trägt seit Jahrzehnten zur Legendenbildung rund um die Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn bei. Nun will die Regisseurin und Drehbuchautorin Frauke Finsterwalder mit diesen Klischees aufräumen. Ihr Projekt "Sisi - Kaiserin Elisabeth" sei ein feministischer Film, der das Leben der Herrscherin von Österreich auf "radikal neue Weise zeigt", kündigt der Verleiher DCM an. "Filme sollten immer einen neuen Mythos schaffen. Ich will zeigen, dass Kaiserin Elisabeth eine radikale, intelligente und moderne Frau war, weit mehr, als die Sissi mit Doppel-S, die wir alle kennen. Elisabeth wurde einfach ein Jahrhundert zu früh geboren", erklärte Finsterwalder, der vor mehr als sechs Jahren mit ihrem Debütspielfilm "Finsterworld" ein Überraschungserfolg gelungen war (lesen Sie hier die Kritik ). Wie schon bei ihrem Erstling schreibt sie nach Angaben des Verleihs auch an dem aktuellen Drehbuch mit ihrem Ehemann, dem Autor Christian Kracht. Der Autor ("Imperium", "Faserland") hatte zuletzt mit Poetik-Vorlesungen und Lesungen in Frankfurt für Aufsehen gesorgt. Damals hatte er öffentlich darüber gesprochen, dass er als Zwölfjähriger missbraucht worden war.Aus der Perspektive von Sissis Hofdame Irma erzählt, wollen Finsterwalder und Kracht demnach eine Frau zeigen, die sich jahrelang ohne ihren Mann, nur von Frauen umgeben, auf Reisen durch ganz Europa wagt, sechs Sprachen beherrscht, Hochleistungssport treibt und mit ihrem freien Geist ganz und gar nicht in das enge Korsett des Wiener Hofes passt. Die Dreharbeiten zu dem "feministischen Film mit Elementen der tiefschwarzen Komödie" sollen im Herbst 2020 beginnen. | brs | Mit "Finsterworld" hatte Regisseurin Frauke Finsterwalder ein bejubeltes Debüt hingelegt. Nun will sie das Leben von Kaiserin Elisabeth verfilmen, besser bekannt als "Sissi". Ihr Co-Autor: Christian Kracht. | [
"Sissi",
"Christian Kracht"
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| Kultur | Kino | 2019-11-05T12:12:00+01:00 | 2019-11-05T12:12:00+01:00 | https://www.spiegel.de/kultur/kino/christian-kracht-autor-schreibt-an-neuem-sissi-drehbuch-a-1294913.html |
Sorge um Asien: Lagarde fürchtet Domino-Effekt der Schuldenkrise | Tokio - In Europa schwächelt die Wirtschaft, in den USA kommt sie einfach nicht auf die Beine - darum setzen Politiker und Unternehmer auf einen Wachstumsschub aus Asien. Bisher hat die Region die Funktion als Lokomotive des globalen Wachstums erfüllt. Doch IWF-ChefinChristine Lagarde hat nun vor Risiken durch die europäische Schuldenkrise für den asiatischen Aufschwung gewarnt. Asien sei weiterhin der Motor der Weltkonjunktur, sagte die Chefin des Internationalen Währungsfonds während eines Besuchs in Tokio. Aber wenn sich die Krise in Europa verschärfe, könne sich dies über die engen Verknüpfungen im Handel und im Finanzsektor negativ auf Asien auswirken. "Kein Land ist unter den gegenwärtigen Umständen immun, egal ob es ein Industrie- oder ein Schwellenland ist oder wie weit entfernt es liegt", sagte Lagarde. Deswegen seien eine bessere internationale Zusammenarbeit undentschlossene Maßnahmen für ein nachhaltiges und ausgewogenes Wirtschaftswachstum nötig. DerIWF hat bereits vor einer Rezession in führenden Industrieländern gewarnt, sollte die Politik dort nicht rasch die Wirtschaft ankurbeln. Lagarde mahnte insbesondere Italien zurUmsetzung finanzieller Reformen, um für "Klarheit und Glaubwürdigkeit" zu sorgen. Italien brauche eine "beständige, solide und ununterbrochene Umsetzung von Maßnahmen", sagte sie. Auch China hatte kürzlich gewarnt,die Euro-Krise könne Schockwellen in der Weltwirtschaft auslösen. Das Handelsministerium in Peking sagte, die chinesische Wirtschaft spüre die Auswirkungen bereits: Die langsame Erholung der Weltwirtschaft werde das Wachstum der chinesischen Exporte 2012 verlangsamen. Die Wachstumsrate der Importe werde ebenfalls sinken.IWF braucht nicht akut GeldDer IWF hat in der Schuldenkrise inzwischen das Krisenkommando übernommen. Er soll Kredite vergeben, dem Euro-Rettungsfonds EFSF Geld zuschießen und überwacht Haushaltssünder wie Italien. Darum reist Lagarde derzeit um die Welt, um Milliarden für die IWF-Kasse sowie den Euro-Krisenfonds aufzutreiben. Es bestünde aber derzeit keine Notwendigkeit, die IWF-Mittel sofort aufzustocken, betonte Lagarde. Nach Angaben japanischer Medien hat sie Japan als zweitgrößten Beitragszahler des IWF auch nicht gezielt um Geld gebeten. Japans Wirtschaft hängt stark von Exporten ab. Das Land hatte sich deshalb bereit erklärt, europäische Staatsanleihen aus dem Rettungsfonds zu kaufen, um den Euro zu stabilisieren. Japan hat bereits rund 20 Prozent der europäischen Rettungsbonds erworben. Die japanische Regierung verfügt nach China über die weltweit größten Währungsreserven. | mmq/Reuters/dpa | Christine Lagarde spricht die Sorge vieler Politiker und Unternehmer aus: Die IWF-Chefin warnt vor einem Übergreifen der europäischen Krise auf die asiatischen Länder. Dann würden diese als Motor der Weltkonjunktur wegbrechen. China spürt das Schwächeln bereits. | [
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"IWF",
"Christine Lagarde",
"Eurokrise",
"Schuldenkrise in Italien",
"Staatsverschuldung",
"Asien",
"Konjunktur",
"Öffentliche Schulden der USA"
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| Wirtschaft | Soziales | 2011-11-12T13:02:00+01:00 | 2011-11-12T13:02:00+01:00 | https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/sorge-um-asien-lagarde-fuerchtet-domino-effekt-der-schuldenkrise-a-797389.html |
Richtig abgezockt | Lothar Kreyenberg, 51, staunte nicht schlecht, als ihm seine Krankenversicherung eine Beitragserhöhung für zahnärztliche Behandlung von 66,8 Prozent ins Haus schickte. Der Hochschulangestellte aus dem westfälischen Lotte wollte wissen, wie ein derartiger Horroraufschlag begründet ist. Seine Versicherung, der Deutsche Ring aus Hamburg, antwortete prompt. Die Beitragsberechnung, schrieb das Unternehmen, sei »einem Nichtmathematiker mit Worten nicht verständlich« zu machen. Als Kreyenberg auf sein Mathematik-Studium hinwies, schickte ihm die Sachbearbeiterin eine Formelsammlung aus dem Jahr 1971. Warum die Beiträge für seine Krankenversicherung ständig zweistellig steigen, weiß Kreyenberg noch immer nicht. Anfang nächsten Jahres wird es Kreyenberg und vielen anderen der rund 13 Millionen Privatversicherten jedoch leichter fallen, die Argumente der Versicherer zu verstehen. Die haben erstmals eine Begründung für ihre Preistreiberei gefunden, die nicht nur zu verstehen ist, sondern auch plausibel scheint: Die Leute werden immer älter. Privat versicherte Männer, so ermittelten die Statistiker, leben bis zu fünf, Frauen bis zu drei Jahren länger als bisher. Da zudem ältere Menschen das Gesundheitssystem überproportional in Anspruch nehmen, sollen die Tarife um bis zu neun Prozent steigen. Schon seit Jahren hat das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen gemahnt, daß die Steigerung der Lebenserwartung vernünftig in den Tarifen berücksichtigt werden solle. Doch die Krankenversicherer ließen sich Zeit. Sie wußten, daß dann auch die billigen Einsteigertarife für die Jungen teurer werden müßten. Damit aber würde der Abstand zu den Tarifen der gesetzlichen Krankenversicherung kleiner - und damit auch der Anreiz für neue Kunden. »Es herrscht beinharter Wettbewerb«, rechtfertigt Bernd Michaels, Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, solche Praktiken. »Keine andere Branche kann es sich leisten, ihre Leute dermaßen zu belügen«, sagt dagegen Ulrich Meyer. Der Bamberger Wirtschaftsprofessor spricht von »eklatantem Marktversagen bei den Krankenversicherern«, das nur mit harten Eingriffen des Staates bekämpft werden könne. Gerade ältere Versicherte sind der Preispolitik ihres Versicherers vollkommen ausgeliefert. Die Versicherten können oft nur mit extrem hohen Aufschlägen zu einem anderen Unternehmen wechseln. In jungen Jahren durch falsch kalkulierte niedrige Prämien angelockt, würden sie »im Alter richtig abgezockt«, sagt Hans-Dieter Meyer vom Bund der Versicherten. »Die Mängel liegen im System«, klagt Knut Hohlfeld, Präsident des Bundesaufsichtsamts für das Versicherungswesen. Sein Amt wird Jahr für Jahr von einer Beschwerdewelle überrollt. Die Versicherer rechtfertigen sich mit der Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Die Rückstellungen für die höheren medizinischen Kosten im Alter seien falsch berechnet worden, »weil wir die Wunder der Medizin nicht vorhergesehen haben«, sagt Michaels. Ein künstliches Knie für 80jährige oder die tägliche Routine von Herzoperationen seien vor zehn Jahren undenkbar gewesen. Tatsächlich sind die Kosten für die medizinische Versorgung in den vergangenen 20 Jahren mit jährlich 7,5 Prozent doppelt so stark gestiegen wie die der allgemeinen Lebenshaltung. Doch dieses Phänomen ist seit Jahren bekannt. Erst im vergangenen Jahr zwang der Gesetzgeber die privaten Versicherer, 80 Prozent der Zinsgewinne aus den Kapitalanlagen für die höheren Belastungen im Alter zurückzulegen. Seitdem müssen die Unternehmen der Branche auch einen abgespeckten Standardtarif anbieten, der nicht teurer als der Maximalsatz der gesetzlichen Krankenkassen sein darf. Aufgeschreckt durch die massive Protestwelle im vergangenen Jahr, setzten die Bundestagsfraktionen aller Parteien eine Expertenkommission durch, die weitergehende Reformvorschläge machen soll. Das Gremium will sich vor allem dafür stark machen, daß die Krankenversicherungen deutlich mehr als 80 Prozent der Gewinne den Rückstellungen zuführen. Doch das wird kaum ausreichen. Mitglied der Expertenkommission Meyer aus Bamberg will die Branche zwingen, die jährlichen Kostensteigerungen im Gesundheitswesen bei ihrer Prämienkalkulation zu berücksichtigen. Die Unternehmen sollen zu einer realistischen Kalkulation ihrer Prämien gezwungen werden. Meyer hält es für zumutbar, einem heute 30jährigen 20 Prozent höhere Beiträge abzuverlangen, damit später seine medizinische Altersversorgung gesichert ist. Vor allem aber strebt Meyer an, daß die Versicherten ohne Umstände zwischen den einzelnen Versicherungen wechseln können. Bei einem Wechsel aber müßten sie die bis dahin gebildeten Rückstellungen fürs Alter mitnehmen dürfen. Doch soviel Marktwirtschaft ist den privaten Versicherern zuviel: Sie fürchten, wie Christoph Uleer vom Verband der privaten Krankenversicherer meint, daß ihre Klientel »mit einem Koffer voll Geld abhaut«.[Grafiktext] Entwicklung der Ausgaben für Krankenversicherte[GrafiktextEnde] | Die privaten Krankenversicherer wollen massiv die Preise erhöhen. Muß der Staat eingreifen? | []
| Politik | default | 1995-08-06T13:00:00+02:00 | 1995-08-06T13:00:00+02:00 | https://www.spiegel.de/politik/richtig-abgezockt-a-317a7200-0002-0001-0000-000009207573?context=issue |
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Stuntfrau Kitty O'Neil: Die schnellste Frau der Welt ist tot | Kitty O'Neil trug kniehohe Stiefel, eine Art Badeanzug und ein Krönchen, als sie auf dem Dach des Hilton Hotels in Los Angeles stand. Dann sprang sie in die Tiefe, mehr als zehn Stockwerke hinab, mit dem Kopf voraus. Ihr Körper beschleunigt in drei Sekunden auf etwa hundert Stundenkilometer, drehte sich in der Luft und raste auf den Boden zu. Der Stunt vom 14. Februar 1979 bescherte der Fernsehserie "Wonder Woman" eine der spektakulärsten Szenen der TV-Geschichte - und der Stuntfrau O'Neil einen Rekord: Mehr als 40 Meter hatte sich zuvor noch keine Frau hinuntergestürzt. Ein luftgefülltes Plastikkissen fing ihren Körper auf. "Wäre ich nicht in der Mitte des Luftsacks gelandet, wäre ich wahrscheinlich tot", sagte O'Neil einem Journalisten der "Washington Post", nachdem der Stunt geglückt war. Ihren Tonfall beschrieb der Reporter mit den Worten: "als ob sie über ihre Einkaufsliste reden würde". "Daredevils" werden Draufgänger auf Englisch genannt. Kitty O'Neil wusste die Gefahren zu berechnen und zählte zu den mutigsten Menschen des 20. Jahrhunderts: Sie kletterte aus brennenden Autos und sprang aus Hubschraubern. Als menschliche Fackel rannte sie durch Filmsets. Auf Wasserski fuhr sie schneller als hundert Stundenkilometer. Und mit einem Raketenfahrzeug eroberte sie den Titel "schnellste Frau der Welt". Ende vergangener Woche ist sie gestorben, ganz unspektakulär an einer Lungenentzündung in einem Krankhaus.Ärzte befürchteten, sie werde nie wieder laufen könnenZur Welt kam Kitty O'Neil am 24. März 1946 in der texanischen Hafenstadt Corpus Christi als Tochter eines Luftwaffenoffiziers und einer Cherokee-Ureinwohnerin. Mit fünf Monaten erkrankte sie an Mumps, Masern und Pocken zugleich. Nur knapp überlebte sie das hohe Fieber, verlor aber ihr Gehör.Obwohl die kleine Kitty taub war, lernte sie sprechen. Ihre Mutter zeigte ihr, wie die Stimmbänder vibrieren, und übte mit ihr, bis sie sich verständigen konnte - später schrieben Journalisten, dass ihre Stimme kehlig klang. Andere Menschen verstand O'Neil, indem sie ihre Lippen las. Später spielte sie sogar Klavier und Cello, denn sie fühlte die Musik durch ihre Hände und Füße. Ihre Leidenschaft aber war das Wasserspringen. Als Jugendliche gewann O'Neil Dutzende Medaillen, trainierte für die Qualifikation zu den Olympischen Spielen 1964 in Tokio und galt als Mitfavoritin. Doch kurz vor dem entscheidenden Wettbewerb brach sie sich das Handgelenk. Wenig später litt sie an einer schweren Gehirnhautentzündung. Die Ärzte sagten, sie werde vielleicht nie wieder laufen können. O'Neil aber weigerte sich, die Diagnose zu akzeptieren: Sie lernte, ihre Beine zu kontrollieren, und konnte zwei Wochen später ihr Krankenbett verlassen. Trotzdem warf die Krankheit sie beim Wasserspringen um Jahre zurück. "Ich wollte was Schnelles machen""Ich wurde krank und musste deshalb von vorn anfangen. Das wurde mir zu langweilig", sagte sie später einem kleinen Radiosender aus South Dakota: "Ich wollte was Schnelles machen. Speed. Motorrad. Wasserski. Boot. Alles Mögliche." Also stieg Kitty O'Neil in immer rasantere Boote und Autos, sammelte Rekorde zu Wasser wie zu Land. Die Siebzigerjahre waren die Zeit verwegener Rekordversuche auf ausgetrockneten Salzseen in den Wüstenstaaten Utah und Oregon. Tollkühne Piloten kletterten ins Cockpit bleistiftartiger Raketenautos und versuchten, sich gegenseitig zu übertrumpfen - ein wahnwitziger Wettbewerb mit dem Risiko übler Unfälle, bei denen mitunter Fahrer starben. Ende Oktober 1970 knackte Gary Gabelich mit seiner "Blue Flame" als erster die Grenze von 1000 Stundenkilometern. Auf der Messstrecke in Utah erreichte er exakt 1001,667 km/h und galt fortan als der schnellste Mensch der Welt. Später suchte der Kalifornier seinen Temporausch bei Dragster- und Bootrennen; er starb im Januar 1984 bei einem Motorradunfall, als er mit hoher Geschwindigkeit in einen Laster fuhr.Im Dezember 1976 reiste auch Kitty O'Neil auf Rekordjagd zu einer Rennpiste. In der Alvord-Wüste im US-Bundesstaat Oregon stand ein Rennwagen mit fast 50.000 PS für sie bereit - oder besser: eine Rakete mit drei Rädern. O'Neil zündete das Wasserstofftriebwerk und beschleunigte den Wagen auf eine Spitzengeschwindigkeit von mehr als 990 Stundenkilometern. Ein Motorradverband schrieb den Durchschnitt ihrer beiden Läufe in die Rekordbücher: 825,13 km/h; ein Autoverband erkannte ihren Rekord nicht an, weil das Fahrzeug drei und nicht vier Räder hatte. Damit übertraf sie den Bestwert der bis dahin schnellsten Frau der Welt und kam dem damaligen Männerrekord nahe. "Ich hätte auch 1100 oder 1200 km/h schaffen können", sagte sie später. Doch zu weiteren Läufen durfte sie nicht antreten - offenbar hatte der Hersteller des Raketenwagens einem männlichen Fahrer den nächsten Rekord versprochen.Verwegen, aber keineswegs lebensmüdeSo wandte sich O'Neil dem Stuntgeschäft zu. Im Film "Blues Brothers" zum Beispiel steuerte sie einen Wagen bei der Verfolgungsjagd, die in einer Karambolage endete. Bei einem anderen Dreh verkohlten ihre Augenbrauen, weil die Mitarbeiter am Set ihren brennenden Anzug zu spät löschten. Zwischenzeitlich erkrankte sie an Krebs und musste sich zweimal operieren lassen. Aber auch diese Krankheit überstand sie und kehrte ans Set zurück. "Ich mache das nicht fürs Geld", sagte O'Neil der "Washington Post", "die Regierung nimmt die Hälfte sowieso wieder weg." Ihr Einkommen schätzte ein Sprecher einer Stuntmen-Vereinigung damals auf etwa 50.000 Dollar im Jahr. "Ich liebe die Gefahr. Sie verlangt, dass du alles gibst, was in dir steckt, um mit ihr fertigzuwerden", beschrieb sie ihre Motivation einmal. 1979 hatte sie selbst Star-Status. Die Spielzeugfirma Mattel verkaufte sogar O'Neil-Actionfiguren. Der Regisseur Lou Antonio drehte den Film "Silent Victory: The Kitty O'Neil Story", der auf ihrer Biografie basiert - nur die Hälfte des Films sei wahr, sagte die Stuntfrau später. 1982 beendete sie ihre Karriere in Hollywood, nachdem einige Stuntleute umgekommen waren. Kitty O'Neil liebte das Kribbeln des Adrenalins - Todessehnsucht trieb sie aber nie. Dafür schätzte sie das Leben viel zu sehr.Nach ihrer Zeit als Stuntfrau engagierte sie sich bei einem Verein, der sich für die Früherkennung und Prävention von Brustkrebs einsetzt. Mitte der Neunzigerjahre zog sie in das Dorf Eureka in South Dakota, wo sie am Freitag starb. Kitty O'Neil wurde 72 Jahre alt - den Rekord als schnellste Frau der Welt hält sie bis heute. | Martin Pfaffenzeller | Schon als Kleinkind war sie taub, lernte trotzdem sprechen und Klavierspielen. Später sprang sie von Hochhäusern und brach in einer Rakete auf Rädern Temporekorde. Nun ist die legendäre Stuntfrau Kitty O'Neil mit 72 Jahren gestorben. | [
"Stuntmen",
"Rekorde",
"Nachrufe",
"USA",
"1970er Jahre",
"Kuriose Rekorde",
"Von Helden und Lebenskünstlern",
"USA",
"Abenteuer",
"South Dakota"
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| Geschichte | default | 2018-11-06T15:17:00+01:00 | 2018-11-06T15:17:00+01:00 | https://www.spiegel.de//einestages/a-1236975.html |