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6Etat
Giovanni di Lorenzo: Keine Themen ausblenden. Berlin – Nach Einschätzung von Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo ist es ein relativ kleiner, aber meinungsstarker Teil der Bevölkerung, der Medien als Lügenpresse kritisiert. Es sei Aufgabe von Journalisten, durch gute und transparente Arbeit zu zeigen, dass wir in Deutschland ganz hervorragende Medien haben. Sie dürften aber auch keine Themen ausblenden, sagte di Lorenzo dem Internetportal katholisch.de der katholischen Kirche in Deutschland. Ein Journalismus, der bestimmte Themen nicht stattfinden lässt, aus Angst, das könnte die Falschen munitionieren, macht sich angreifbar, so der Chefredakteur der in Hamburg erscheinenden Wochenzeitung. Insofern glaube ich, dass die Ereignisse von Köln nicht nur für unser Land ein Wendepunkt waren, sondern auch für den Journalismus. Unbegreiflich sei außerdem, dass ein Ereignis wie die sexuellen Übergriffe in Köln, das in der Nacht von Donnerstag auf Freitag stattfinde erst am Montag in den Medien Niederschlag finde. Das darf uns nicht noch einmal passieren. Die Zeit ist gerade 70 Jahre alt geworden. Die erste Ausgabe der Hamburger Wochenzeitung erschien am 21. Februar 1946.
7Wissenschaft
Physiker der TU Delft wollen nachgewiesen haben, dass es in der Quantenphysik eine "spukhafte Fernwirkung" gibt. Das wäre ein regelrechter Durchbruch. Delft/Wien – Zeit ihres Lebens verband die Physikkapazunder Niels Bohr und Albert Einstein eine Lieblingsstreitfrage: Ist die Quantenphysik eine vollständige Theorie, oder muss sie um weitere Parameter ergänzt werden, damit sie die Natur adäquat beschreiben kann? Während Bohr auf der Vollständigkeit der Theorie beharrte, schuf Einstein immer neue Gedankenexperimente, um das Gegenteil zu zeigen. In der aktuellen Ausgabe des Fachblatts Nature präsentieren Physiker der Technischen Uni Delft ein Experiment, mit dem sie diese Streitfrage beantworten – zugunsten von Bohr. Dabei geht es um ein zentrales Prinzip der Physik: den lokalen Realismus. Dieser wird bei sogenannten verschränkten Teilchen durch die Quantenphysik verletzt: Die Zustandsänderung eines Teilchens beeinflusst den verschränkten Partner – auch wenn dieser weit entfernt ist. Einstein sprach von spukhafter Fernwirkung. Nachdem der Physiker John Bell 1964 einen Vorschlag formuliert hatte, experimentell zu zeigen, ob die spukhafte Fernwirkung real ist, wurde seit den 1970ern eine Vielzahl an Experimenten gemacht. En gros ging Bohr als Sieger hervor, doch blieben bisher stets Loopholes offen, also experimentelle Schlupflöcher, die einer finalen Antwort im Wege standen. Das Team aus Delft bezeichnet das neue Experiment als loophole-free. Indem sie ein neues Set-up wählten und aktuellste Quantentechnologien, konnten die Forscher um Ronald Hanson das weltweite Wettrennen für sich entscheiden. Wir haben nachgewiesen, dass es spukhafte Fernwirkung gibt, sagt Hanson. Das Experiment hämmert den letzten Nagel in den Sarg des lokalen Realismus, schreibt Howard Wiseman von der Griffith University in Nature, der nicht daran beteiligt war. In der New York Times gibt sich MIT-Physiker David Kaiser hingegen weniger überzeugt: Das Experiment hat zwei der drei wichtigsten Loopholes elegant geschlossen, aber wir haben das Ziel noch nicht erreicht. Neben den physikalischen Einsichten bedeutet das Experiment jedenfalls einen Schritt in Richtung praktischer Anwendungen wie des Quanteninternets, das eine weitgehend sichere Informationsübertragung ermöglichen würde.
7Wissenschaft
Isotopenanalyse könnte zu Hinterfragung einer klassischen Hypothese führen. Frankfurt – Ein langfristiger Klimatrend zu kühleren und trockeneren Verhältnissen in Afrika und damit einhergehend die Ablösung ehemaliger Waldregionen durch Savannenlandschaften: Das gilt als klassischer Auslöser dafür, warum die Ahnen des Menschen einst von den Bäumen auf den Boden gewechselt sind und in ihrem neuen Lebensraum eine einzigartige Entwicklung gestartet haben. So eindimensional muss das Ganze aber nicht abgelaufen sein, berichtet das Frankfurter Senckenberg-Forschungsinstitut. Wie Forscher des Instituts im Journal of Human Evolution berichten, habe es in der Wiege der Menschheit, dem Großen Afrikanischen Grabenbruch, immer noch große bewaldete Teile gegeben. Die damaligen Primaten hätten sich also nicht an eine neue Vegetationsform, sondern eher an verschiedene Umweltbedingungen angepasst. Im Great Rift Valley, das sich vom Mosambik im Süden etwa 6.000 Kilometer nach Norden und sogar über Afrika hinaus erstreckt, entwickelte sich die Gattung Australopithecus ebenso wie verschiedene Arten der Gattung Homo. Die Frankfurter Forscherin Tina Lüdecke hat gemeinsam mit einem internationalen Team erstmals die Umwelt der frühen Homininen im Malawi Rift – dem südlichen Abschnitt des Rift Valleys – rekonstruiert. Die Ergebnisse von Isotopenanalysen an Sedimenten sowie dem fossilen Zahnschmelz von Pflanzenfressern zeigen, dass sich die Vegetation im Untersuchungsgebiet deutlich von der Pflanzenwelt des restlichen Rift Valleys unterschied. Der nördliche Teil des Rifts hat sich seit etwa 2,5 Millionen Jahren von einer bewaldeten Fläche zu einer offenen Savannenlandschaft entwickelt – passend zu oben genannter Hypothese. In unserem Untersuchungsgebiet – dem südlichen Teil – können wir jedoch nachweisen, dass es dort schon immer eine Waldbedeckung gab, erläutert die Frankfurter Geowissenschaftlerin und fügt hinzu: Unsere Vorfahren konnten sich demnach an verschiedene Umwelt-, Klima- und Nahrungsbedingungen anpassen. Ihre evolutionäre Entwicklung war davon nicht so stark beeinflusst wie bisher vermutet. Die Vorfahren des Menschen waren viel anpassungsfähiger als gedacht, folgert Lüdecke.
1Panorama
Bei Moschendorf auch zwei kirchliche Grundstücke betroffen – Bischof Zsifkovics: "Bin selbst am Eisernen Vorhang aufgewachsen" – Zaun keine christliche Antwort auf Ängste der Menschen. Eisenstadt – Im bei Moschendorf im Südburgenland geplanten Grenzzaun wird wohl eine Lücke offen bleiben: Der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkokvics erteilte dem Wunsch, auf kirchlichem Grund einen Zaun zu errichten, am Donnerstag eine klare Absage. Er sei sich der schwierigen Lage und der Verantwortung des Staates bewusst, könne aber aus Gewissensgründen nicht zustimmen, so Zsifkovics. Jener Zaun, der sich nach Fertigstellung über mehrere Kilometer seitlich des Grenzübergangs Moschendorf erstrecken soll, würde auch über zwei kirchliche Grundstücke führen. Von der Liegenschaftsabteilung der Diözese, die bei entsprechenden Angelegenheiten der Pfarren eine Aufsichts- und Zustimmungspflicht hat, kam dazu eine Absage. Eine solche Maßnahme widerspräche dem Geist des Evangeliums, der klaren Botschaft von Papst Franziskus an Europa und im Besonderen einer Diözese, die jahrzehntelang im Schatten des Eisernen Vorhangs existierte und in den vergangenen Monaten keine Anstrengungen gescheut hat, um Menschen auf der Flucht die Türe zu öffnen, ihnen ein Dach über dem Kopf, Würde und Herzenswärme zu geben, heißt es nach Angaben der Diözese in dem Mittwochnachmittag an Landespolizeidirektion und Pfarre ergangenen Schreiben. Zuvor hatte sich die Diözesanleitung mit der Frage befasst. Wir haben beim schlimmsten Flüchtlingsansturm im vergangenen Jahr, als in eineinhalb Monaten an die 200.000 Menschen in Nickelsdorf über die Grenze kamen, quasi über Nacht in kirchlichen Gebäuden circa Tausend Notunterkünfte für erschöpfte Familien, für Frauen, Kinder und alte, geschwächte Menschen geschaffen. Und jetzt sollen wir auf kirchlichen Grundstücken Zäune aufstellen? Da spüre ich schon körperlich den reinsten Widerwillen, so der Bischof mit dem Hinweis auf das Jahr der Barmherzigkeit und den Heiligen Martin als Schutzheiligen der Diözese. Ich bin selbst am Eisernen Vorhang aufgewachsen und weiß noch, was es für uns alle und für das Burgenland an Freiheit und Aufbruch bedeutete, als der Zaun endlich fiel, stellte Zsifkovics fest. Er habe wiederholt öffentlich gesagt, dass er neue Zäune für keine Lösung des Flüchtlingsproblems halte: Wir müssen die heutigen Probleme an der Wurzel anpacken und das heißt: Schluss mit dem organisierten Schlepperwesen, Schluss mit Waffenlieferungen aus Europa, Schluss mit Krieg und gezielter Destabilisierung in Nahost, Schluss mit der rohstoffbasierten und landwirtschaftlichen Ausbeutung Afrikas durch europäische Konzerne! Alles andere sind Scheingefechte. Mit der vorübergehenden Aufstellung eines Containers auf Kirchengrund zur Unterbringung von Beamten, die mit Grenzkontrollen betraut seien, habe man hingegen kein gravierendes Problem, hieß es im Schreiben der Liegenschaftsabteilung. Er verstehe die Ängste der Menschen, die er ja rund um sich wahrnehme. Aber ich wäre ein schlechter Bischof, wenn ich auf diese Ängste keine christlichen Antworten geben könnte. Und diese Antwort ist nicht der Zaun. Sondern notfalls das Loch im Zaun, sagte Zsifkovics gegenüber dem Medienbüro der Diözese Eisenstadt. Der Eisenstädter Diözesanbischof ist auch Koordinator für Flüchtlingsfragen innerhalb der EU-Bischofskommission ComECE.
7Wissenschaft
Verhandler, die Interessen ihrer Wähler egoistisch vertreten, haben beste Chancen auf Wiederwahl. Wien – Anscheinend sind es Politiker, die auch etwas von Frank Underwood aus House of Cards an sich haben, an denen der durchschnittliche Wähler den größten Gefallen finden würden. Das zumindest ergab ein psychologisches Experiment mit österreichischer Beteiligung. Ziehen Politiker ihre Verhandlungsgegner demnach erpresserisch über den Tisch und vermeiden einen fairen Beitrag etwa zum Erreichen der Klimaziele, haben sie gute Chancen, wiedergewählt zu werden. Weil sie ihr Gegenüber damit zu extremer Kooperation nötigen, kann ein Ziel trotzdem erreicht werden, so die Forscher im Fachblatt Nature Communications. In einem Experiment teilten die Forscher Versuchspersonen in Ländergruppen auf, die Repräsentanten für fiktive Klimaverhandlungen wählten. Sie sollten nach zehn Verhandlungsrunden gemeinsam eine Geldsumme bereitstellen, um ein Klimaziel zu erreichen. Jedes Land hatte dazu einen Geldtopf. Für die einzelnen Verhandler war es gut, wenn sie wenig beitrugen: Wenn sie nämlich genug Geld auftreiben konnten, um das Klimaziel zu erreichen, durften sie und ihre Wähler den Rest behalten, erklärte Christian Hilbe vom Institute of Science and Technology Austria (IST) in Klosterneuburg. Allerdings nur, wenn das Ziel erreicht wurde, sonst war alles Geld verloren. Damit imitierten wir die dramatischen ökonomischen Verluste durch den Klimawandel, so die Forscher. Egoistische Repräsentanten, die weniger als den fairen Beitrag aus ihrem Ländertopf leisteten, wurden bei darauf folgenden Neuwahlen bevorzugt wiedergewählt, berichten sie. Die Staatsbürger schickten sie wieder zu Verhandlungen, obwohl sie hauptsächlich die eigenen Interessen verfolgt hatten und einen kollektiven Verlust riskierten. Wir konnten zeigen, dass die egoistischen Vertreter gleichzeitig Erpresser sind, so Hilbe. Sie haben von einem viel zu niedrigem Angebot ausgehend in den einzelnen Verhandlungsrunden immer wieder unbedeutende Zugeständnisse gemacht. Gleichzeitig haben sich die kooperierenden Politiker über den Tisch ziehen lassen und aus ihrem Budget kräftig nachgelegt. Am Schluss wurde das Klimaziel trotz unfairer Beiträge in der Mehrheit der Fälle erreicht. Die egoistischen Erpresser hatten die Profite für sich und ihre Wähler auf Kosten der Kooperatoren maximiert. Für mich war es spannend zu sehen, dass die Leute wollen, dass ihre Vertreter egoistischer vorgehen, als sie es selber tun würden, sagte Hilbe. Auch Personen, die in – im Experiment geforderten – nicht bindenden Wahlversprechungen ankündigten, egoistisch verhandeln zu wollen, kamen öfter zum Zug. Da Vertreter bevorzugt wiedergewählt werden, wenn sie egoistisch handeln, handeln sie eben egoistisch, erklärten die Forscher. Die Studie beantworte auch die Frage, warum die Menschen weiter Politiker ins Rennen schicken, die anscheinend nicht genügend zum Erreichen globaler Ziele beitragen. Auch wenn die Repräsentanten ihre Verhandlungsmacht ein bisschen ausnützen, ist es gut, sie zu haben, sagte Hilbe. Denn sollten nicht nur einzelne Gruppenvertreter, sondern alle Teilnehmer eines Experiments gemeinsam entscheiden, kam es zu gar keinem Erfolg. Mit ihren unerschütterlichen Strategien lockten die Erpresser das Maximum aus der bereits vorhandenen Bereitschaft der fairen Mitspieler, zum Erreichen eines gemeinsamen Ziels beizutragen, so die Forscher. Wir schlussfolgern – mit mehr als nur einem Hauch von Machiavellistischen Denken – dass solche Erpressung der Abwendung des gefährlichen Klimawandels dienen kann, erklärten sie. Hilbes Nachsatz: bleibt es zu hoffen.
7Wissenschaft
Lucia Plank vermisst unseren Planeten mithilfe Schwarzer Löcher. Viele Himmelskörper senden neben sichtbarem Licht auch Radiowellen aus. Das macht sich die Erdvermessung zunutze: Die Radioquellen im All gelten als sehr stabile Referenzpunkte. Die Geodäten - so der Fachbegriff für die Erdvermesser - berechnen mithilfe sensibler Radioteleskope und auf Grundlagen der Radiointerferometrie, wie weit zwei Objekte auf der Erde auseinanderliegen, wie sich Erdplatten zueinander verschieben und wie schnell sich die Erde dreht. Ziel ist, ein möglichst genaues Koordinatensystem für unseren Planeten zu erstellen. Heute geht das auf einige Zentimeter bis Millimeter genau. So werden auch Meeresspiegelschwankungen erfassbar, sagt Lucia Plank. Die Initiative Femtech des Infrastrukturministeriums hat die Geodätin als Expertin des Monats ausgezeichnet. Plank erstellt Computermodelle für die genaue Erdabbildung. Dafür untersucht sie auch die Radioquellen in Milliarden von Lichtjahren Entfernung: sogenannte Quasare. Das sind Galaxien mit Schwarzen Löchern in ihrem Zentrum. Die Zutaten für die Kalkulation der Geodäten: Wir nehmen mindestens zwei Radioteleskope. Mit ihnen messen wir die Strahlung der extragalaktischen Schwarzen Löcher. Wir bestimmen dann den unterschiedlichen Empfangszeitpunkt der Strahlung bei den Teleskopen. Damit können wir die genaue Position dieser Quelle und gleichzeitig die Distanz zwischen unseren Messstationen errechnen. Rund 50 Radioteleskope für die Geodäsie gibt es weltweit. Über ihr Netz und ihre Positionsbestimmung entsteht das Koordinatensystem - die Basis, um Veränderungen an der Erdoberfläche zu erheben. Gerade war die Oberösterreicherin noch auf Besuch bei ihrer ehemaligen Arbeitsgruppe an der TU Wien. Nun ist sie auf dem Weg auf die portugiesischen Azoren, zum Jahrestreffen ihrer Forschergemeinde. Planks Arbeitsort ist ein gutes Stück weiter südöstlich: die australische University of Tasmania in Hobart. Ja, sie sei viel unterwegs. Aber die geodätische Radiointerferometrie betreiben nur 300 Wissenschafter weltweit. Da muss man sich hin und wieder treffen, sagt Plank. Zur Geodäsie kam die 30-Jährige über den Tipp einer aufmerksamen Lehrerin. Ein Volltreffer: Was mich so fasziniert: Das Fach kombiniert sehr viel Erdwissenschaft mit angewandter Mathematik und Physik. Seit 2014 forscht sie an der australischen Uni. Mit einem Schrödinger-Stipendium vom Wissenschaftsfonds FWF werde sie um zwei Jahre verlängern, bevor sie nach Wien zurückkehrt. Aktuell konzentriert sich Plank auf die Eigenschaften der Radioquellen: Wir haben jetzt eine Genauigkeit erreicht, wo wir diese nicht mehr als ganz stabil ansehen können. In den Schwarzen Löchern passiert viel, z. B. wird viel Masse angezogen. Die Forscherin will erheben, wie diese Veränderungen die Erdmessungen beeinflussen. Von der Arbeit lenkt sich Plank mit Ballsport ab: Während ihres Studiums war sie Basketballspielerin in der Bundesliga. Später pfiff sie die Spiele der Männer in der obersten Liga. In Australien ist sie noch als Referee aktiv - aber ich nehme es heute nicht mehr so ernst. Es sei aber ein nettes Hobby, um andere Leute kennenzulernen - gerade in einem fremden Land.
7Wissenschaft
Triangulum II am Rande der Milchstraße besitzt kaum mehr als 1.000 Sterne, ist aber ungewöhnlich massereich. Pasadena – Dunkle Materie trägt nicht ohne Grund diese Bezeichnung: Obwohl die Masse dieser mysteriösen Substanz jener der herkömmlichen Materie um das Vielfache übersteigt, ist es Wissenschaftern bisher noch nicht gelungen, die Partikel auszumachen, aus denen die Dunkle Materie möglicherweise besteht. Ihre Existenz lässt sich vorerst allein indirekt durch ihren gravitativen Einfluss belegen – und dieser ist mitunter gewaltig: US-Astronomen haben nun eine Zwerggalaxie entdeckt, die die bislang größte Konzentration von Dunkler Materie beherbergt. Die Zwerggalaxie Triangulum II ist ein kleines, schwer beobachtbares Gebilde am Rande der Milchstraße und besteht aus gerade einmal 1.000 Sternen. Wissenschafter um Evan Kirby vom California Institute of Technology haben anhand der Umlaufgeschwindigkeit einiger Sterne die Gesamtmasse der Galaxie bestimmt – und die erwies sich als überraschend groß. Die festgestellte Masse ist gewaltig im Vergleich zur zusammengezählten Masse aller beobachtbaren Sterne dieser Galaxie, berichtet Kirby. Daraus lässt sich nur eines schließen: Das Menge an Dunkler Materie ist riesig und im Verhältnis zur herkömmlichen Materie mit Sicherheit höher als bei jeder anderen bekannten Galaxie. Damit avanciert Triangulum II zu einem Top-Kandidaten, wenn es darum geht, die Signatur von Dunkler Materie direkt nachzuweisen. Eine Theorie geht davon aus, dass sich Dunkle Materie aus sogenannten WIMPs (weakly interacting massive particles) zusammen setzt. Die Partikel löschen einander gemäß dieser These gegenseitig aus, wenn sie miteinander kollidieren und produzieren dabei Gammastrahlung. Diese könnte nach Ansicht der Physiker von der Erde aus nachweisbar sein. Eine andere Gruppe von Wissenschaftern von der französischen Universität Straßburg hat ebenfalls Sterne im äußeren Bereich von Triangulum II genauer unter die Lupe genommen. Verblüffenderweise bewegten sich diese Sterne schneller als jene, die sich näher am Zentrum der Zwerggalaxie befinden – eigentlich hatten die Forscher das Gegenteil erwartet. Unsere nächsten Schritte werden sein, die Messungen unserer Kollegen zu überprüfen, erklärte Kirby. Wenn sich herausstellt, dass sich die äußeren Sterne doch nicht schneller bewegen als die inneren, dann dürfte sich die Galaxie vermutlich in einem dynamischen Gleichgewicht befinden. Sollte dies zutreffen, dann würde sich Triangulum II bestens dafür eignen, Dunkle Materie anhand von Gammastrahlung zu identifizieren.
7Wissenschaft
"90-prozentige Chance" – Archäologen hoffen, das Grab von Nofretete zu finden. Kairo – Radaranalysen im Grabmal des Pharaos Tutanchamun in Ägypten haben die Hoffnungen von Archäologen bestärkt, dass sich hinter den Mauern eine Geheimkammer befinden könnte – womöglich der Grabraum der legendären Königin Nofretete. Es bestehe eine 90-prozentige Chance, dass es eine weitere Kammer, ein anderes Grab hinter dem Grabmal von Tutanchamun gebe. Das sagte der ägyptische Antikenminister Mamduh Eldamati am Samstag während einer Pressekonferenz in Luxor. Experten hatten zuvor zwei Tage lang mit hochleistungsfähigen Radargeräten und Infrarot-Wärmekameras die Nordwand des Grabs untersucht. Eldamati sprach von vorläufigen Erkenntnissen, die von dem japanischen Wissenschafter Hirokatsu Watanabe erst noch genauer analysiert werden müssten. Das werde etwa einen Monat dauern. Der britische Archäologe Nicholas Reeves sagte, die Untersuchungen an den Nordwand scheinen darauf hinzuweisen, dass es einen deutlichen Unterschied zwischen dem harten Fels und etwas anderem gibt, das möglicherweise ein leerer Raum ist. Die Schlussfolgerung ist, dass es eine Erweiterung des Grabs von Tutanchamun jenseits der Nordwand gibt, sagte der Forscher. Tutanchamun war nach neunjähriger Herrschaft 1324 vor Christus im Alter von 19 Jahren gestorben. Sein Grabmal befindet sich im Tal der Könige in der Nähe von Luxor im Süden Ägyptens. Es wurde 1922 von dem britischen Archäologen Howard Carter entdeckt. Anders als viele andere Pharaonengräber warf es nicht bereits ausgeplündert, sondern enthielt mehr als 5.000 intakte Objekte, davon viele aus Gold. Nofretete, von der eine weltberühmte Büste im Ägyptischen Museum in Berlin ausgestellt ist, war die Gemahlin von Pharao Echnaton, des Vaters von Tutanchamun. Die Gebeine der für ihre Schönheit gerühmten Königin wurden nie gefunden. Dass Nofretetes Grabkammer hinter dem Grab Tutanchamuns versteckt sein könnte, lässt sich laut Reeves möglicherweise mit dem plötzlichen Tod des Jungherrschers erklären. Weil damals kein angemessenes Grab zur Verfügung gestanden habe, könnten die Priester auf die Idee verfallen sein, das Grab der Nofretete wieder zu öffnen und zu teilen. Im September hatten Eldamati und Reeves bereits angekündigt, dass sie nach unentdeckten Kammern im Grab des Tutanchamun suchen würden. Eldamati nimmt an, dass in einer solchen Geheimkammer Nofretete begraben liegt. Reeves vermutet eher, dass dort eine andere Ehefrau von Echnaton beigesetzt wurde. Eldamati kündigte in jedem Fall die Entdeckung des 21. Jahrhunderts an und setzte für Samstag die Pressekonferenz in Luxor an, um die vorläufigen Ergebnisse der Suchaktion zu verkünden. Wir müssen dorthin kommen, ohne das Grab oder die Grabmalereien zu beschädigen, sagte Eldamati. Die Archäologen könnten in drei Monaten die Geheimkammer erreichen, möglicherweise aber auch erst später.
2International
Kämpfer seien nicht auf Widerstand gestoßen. Aden – Im Süden des Jemen hat die Extremistengruppe Al-Kaida nach Berichten von Anrainern die Stadt Azzan zurückerobert. Zahlreiche Kämpfer seien am frühen Morgen in den 70.000 Einwohner zählenden Ort in der Provinz Shabwa eingedrungen und hätten in den Straßen Kontrollposten errichtet, sagte ein Bewohner am Montag der Nachrichtenagentur Reuters am Telefon. Sie sind nicht auf Widerstand gestoßen, es gab keine Gefechte, hieß es weiter. Azzan ist ein wichtiges Handelszentrum in der ausgedörrten Bergregion und stand bereits ein Jahr lang unter Kontrolle der Al-Kaida, bevor 2012 eine Allianz mehrerer Stämme und bewaffnete Einwohner die Extremisten wieder vertrieben. In dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land mischt auch die sunnitische Gruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) mit. Experten im Westen stufen den Al-Kaida-Ableger als den gefährlichsten Teil der gesamten Organisation ein. Die Gruppe hat sich auch zu dem Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo im Jänner vergangenen Jahres bekannt. Im Jemen nutzen die Extremisten den Vormarsch der von Saudi-Arabien geführten Allianz sunnitischer Staaten gegen die schiitische Houthi-Miliz. Saudi-Arabien, das sich als Führungsnation der Sunniten versteht, unterstützt den jemenitischen Präsidenten Abd-Rabbu Mansour Hadi. Diesen haben die Houthi-Milizen 2014 aus der Hauptstadt Sanaa vertrieben, sie beschuldigen ihn und seine Regierung der Korruption. Saudi-Arabien wirft dem Erzrivalen Iran vor, die Rebellen zu unterstützen, was der Iran und die Houthi bestreiten. Das Königreich Saudi-Arabien und der Iran, der sich als Schutzmacht der Schiiten begreift, liefern sich im Jemen einen Stellvertreterkonflikt.
0Web
Phil Spencer hofft auf kürzere Konsolenzyklen, um Innovationen schneller vorantreiben zu können. Xbox-Chef Phil Spencer plant keine Hardware-Upgrades für Microsofts aktuelle Spielkonsole Xbox One, sondern würde künftig gerne schneller als üblich für den Markt, Konsolen-Nachfolger herausbringen können. Dies stellte der Manager in einem Podcast des Konzerns klar und erläuterte vorangegangene und in der Branche heftig diskutierte Aussagen zu dem Thema. Es ist nicht so, als würden wir mit jeder Konsole einen Schraubenzieher mitliefern. Das ist nicht unser Plan, so Spencer. Was ich sage ist, dass wir auch bei Konsolen von Hardware-Innovationen Gebrauch machen wollen. Und diese zur Verfügung stellen und damit vielleicht nicht sieben oder acht Jahre warten wollen. Zwar klingt dies schon weit weniger revolutionär als Spencers erste Aussagen, allerdings dürften selbst kürzere Konsolenzyklen nicht unumstritten bleiben im Markt. Die relativ langen Hardwarezyklen stellten bislang sicher, dass Spielhersteller genügend Zeit haben, um Games für eine Generation zu produzieren und in hohen Stückzahlen an eine konstante Kundschaft zu verkaufen, die sich wiederum keine Gedanken über Kompatibilitäten machen muss. Zum jetzigen Zeitpunkt kündigen wir keine neue Hardware an, sagt Spencer. Ich bin glücklich mit der Konsole, die wir haben und der Plattform, die wir auf dieser Konsole aufgebaut haben. Aber als Stellungnahme zur langfristigen Vision wollte ich sicherstellen, dass die Leute verstehen, dass was wir tun gut ist für den Konsolenmarkt und auch für den PC-Bereich. Die derzeitige Strategie inkludiere multiple Hardware-Generationen im Konsolengeschäft. Gleichzeitig, betont Spencer, sei für diese kürzeren Hardware-Zyklen eine Grundvoraussetzung, dass digitale Inhalte künftig über Konsolengenerationen hinweg bestehen bleiben und genutzt werden können. Kunden sollen auf den nächsten Xbox-Konsolen auch die Inhalte der jetzigen XBO verwenden können. Nicht zuletzt ein Grund, weshalb nicht Microsoft sondern auch Sony mit der PS4 von exotischen Architekturen abgesehen und auf herkömmliche x86-Chips gesetzt haben.
5Inland
Mit der Atomisierung des Teams Stronach wird auch die Mehrheit der Landesregierung immer schmäler. ÖVP und Grüne wollen dennoch bis 2018 durchhalten. Die diversen Spindoktoren und Parteistrategen der Salzburger ÖVP und der Grünen haben derzeit alle Hände voll zu tun. Gebetsmühlenartig wiederholen sie das neue Mantra der schwarz-grünen Koalition: Die Regierung ist stabil. Die Regierung hat eine Mehrheit. Wahlweise ist auch noch zu hören: Es gibt eine stabile Regierung mit Mehrheit. Tatsächlich sind die Verhältnisse ganz und gar nicht so klar, wie das die Presseabteilungen von Schwarz und Grün gern darstellen. Um gemeinsam regieren zu können, brauchten nach den im Zuge des Spekulationsskandals vorgezogenen Landtagswahlen im Jahr 2013 ÖVP und Grüne (elf beziehungsweise sieben Mandate) einen dritten Partner. Der war mit dem Team Stronach (drei Mandate) auch schnell gefunden. Somit konnte eine Dreierkoalition gebildet werden, die sich auf 21 der 36 Landtagssitze stützt. Seit vergangener Woche hat sich aber das Team Stronach de facto in alle Bestandteile zerlegt. Den Anfang machte Ex-Profi-Fußballer Otto Konrad, der wegen des aus persönlichen Eitelkeiten resultierenden Dauerstreits zwischen Stronach-Klubobmann Helmut Naderer (vormals FPÖ, danach BZÖ) und Landesrat Hans Mayr (vormals ÖVP-Bürgermeister in Goldegg) die Landtagsfraktion verließ. Jetzt ist Konrad parteifreier Mandatar, hat aber doch irgendwie beim ÖVP-Klub angedockt. Auch Landesrat Mayr hat seine Partei inzwischen verlassen und will als wildes (sprich: parteifreies) Regierungsmitglied weitermachen. Als Landesrat (Wohnbau und Verkehr) ist er ohne Fraktion und in der Regierung auf das Wohlwollen der zwei großen Parteien angewiesen. Lame Duck würde man so etwas anderenorts wohl nennen. Die Situation im Landtag ist nun – kurz gefasst – folgende: Sollten die zwei verbliebenen Stronach-Leute gegen die Regierung stimmen, ist Konrad der einzige Garant für die Mehrheit von Schwarz-Grün. Als Konrad (aufgrund eines Terminversehens) neulich bei den Ausschussberatungen in Sachen Budget 2016 fehlte, war die Regierungsmehrheit plötzlich dahin. Auch wenn die Stronach-Mandatare vorerst Treue gelobt haben: Stabil sieht anders aus. Immerhin hat Naderer wiederholt den politischen Kopf seines ehemaligen Parteifreundes gefordert. Folgerichtig fragt auch die oppositionelle SPÖ, ob Naderer nun Mayr in der Regierung stützen werde oder eben nicht? Hilfreich für Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) und seine Stellvertreterin Astrid Rössler (Grüne) ist freilich, dass auch die Opposition schwächelt. Die FPÖ hat nach der Abspaltung der Truppe von Karl Schnell, dem fünf Mandatare gefolgt sind, nur noch einen Landtagssitz. Trotz des blauen Chaos ist die FPÖ derzeit die einzige Partei, die offensiv Neuwahlen fordert. Ihr Argument, dass die jetzige Regierung nicht mehr den Wählerwillen abbilde, ist auch nicht von der Hand zu weisen. Dass die anderen Parteien strikt gegen Neuwahlen sind, liegt nicht zuletzt an den Umfragen: Die ÖVP könnte trotz Landeshauptmannbonus mit 29 Prozent ihr Ergebnis von 2013 bestenfalls halten, die Grünen würden von 20 auf 16 Prozent fallen, das Team Stronach wäre nicht mehr im Landtag. Auch in den Umfragen hat die Landesregierung derzeit keine Mehrheit mehr. Die SPÖ würde freilich ebenfalls stark verlieren. Nur die FPÖ könnte gewinnen. Am wahrscheinlichsten wäre – laut Umfrage – eine schwarz-blaue Mehrheit. Die Grünen wären in einer neuen Landesregierung vermutlich nicht mehr vertreten. Grund genug, einen möglichst späten Wahltermin anzupeilen.